Читать книгу Gärten des Jahres 2022 - Dieter Kosslick - Страница 18
ОглавлениеBrigitte Röde - Planungsbüro Garten und Freiraum
ANERKENNUNGEN
Indian Summer Feeling
Gerade einmal 84 m2 groß – und trotzdem Platz für einen Extra-Sitzplatz mit Blick auf das Haus.
Dieser gerade einmal 84 m2 große Garten taugt zum Vorbild für kleine Parzellen. Er beweist, dass man mitnichten große Flächen benötigt, um für Artenvielfalt, Naturnähe und Dynamik zu sorgen. Rasen ist in dieser stimmungsvollen Gestaltung entbehrlich, er wurde zugunsten eines versickerungsfähigen Materials entfernt, ganz in der Tradition von Beth Chattos „gravel garden“.
Laudatio
In der Projektbeschreibung heißt es ganz sachlich und unspektakulär: „Der Garten und das Haus bilden das Ende einer Reihenhaussiedlung in Krefeld.“ Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Garten, in dem man, geschützt vor fremden Einblicken, viel Natur genießen möchte und sich einfach nur wohlfühlen will.
Zuerst stellt man sich die Frage, ob es unter solchen Voraussetzungen überhaupt möglich ist, räumliche Weite und eine Wohlfühl-Atmosphäre mit leuchtenden Blüten und Laubfarben zu erzeugen. Wenn man als Gartenarchitektin die folgenden Voraussetzungen erfüllt, ist das möglich: eine gehörige Portion Kreativität und Fantasie, großes Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse und Wünsche der Auftraggeber, exquisite Pflanzenkenntnisse und ein hohes Maß an Professionalität. All diese Eigenschaften besitzt die Gartenarchitekten Brigitte Röde – und das hat sie einmal mehr mit diesem wundervollen Garten bewiesen.
In diesem Garten waren auch technische Probleme zu lösen. Beispielsweise musste eine zuvor sehr dominante Kellertreppe so kaschiert werden, dass sie selbst bei genauer Betrachtung des umgestalteten Gartens nicht mehr sichtbar, aber dennoch begehbar ist.
Die Jury war beeindruckt von der überaus gelungenen Pflanzenauswahl, die das Farbspektrum des „Indian Summer“ fast über die gesamte Vegetationsperiode ausdehnt. Die gekonnte Vermeidung von direkten Sichtachsen durch Pflanzen – und nicht durch bauliche Anlagen – geben dem Gartengenießer das Gefühl, nur von Natur umgeben zu sein. So soll es sein. Herzlichen Glückwunsch an die Planerin Brigitte Röde und an die sicherlich glücklichen Besitzer dieses nur 84 m2 großen Stückes Natur.
Bitte mehr davon!
Thomas Banzhaf
Konsequent rund: Selbst das Gartenhäuschen bekam eine runde Form und passt so zu den geschwungenen Linien des Gartens.
Unter dem erhöhten Holzdeck verschwindet die Außen-Kellertreppe, die den Garten einst dominierte.
Die Auswahl der Pflanzen ist von den Farben des Indian Summer und der Prärie inspiriert.
Durch die Pflanzung entsteht räumliche Weite.
Strukturreiche Bepflanzung – hier z.B. Blattschönheiten wie der Frauenmantel (Alchemilla mollis) und die Eichenblättrige Hortensie (Hydrangea quercifolia 'Snow Queen').
Die geschwungene Linienführung der Kiesfläche und Beete, die runden Formen der Sitzplätze und des Wasserbeckens stehen für Dynamik und Harmonie.
Es handelt sich nicht um eine Neuanlage, vielmehr sah dieser Handtuchgarten von 7 m Breite und 12 m Länge genauso aus wie all die anderen typischen Reihenhausgärten: eine zentrale Rasenfläche, umzingelt von einigen Gehölzen, dazu ein Gartenhäuschen aus dunklem Holz im hintersten Eck. Sichtschutz und Privatsphäre an der Terrasse zum Nachbarhaus? Fehlanzeige!
Brigitte Röde, Landschaftsarchitektin mit Büro in Köln, beweist mit ihrer Umgestaltung, dass es mit Kreativität und Fachwissen im Reihenhausgarten auch anders aussehen kann: „Der erste Schritt ist, wechselnde Blickpunkte zu schaffen. Der Blick wird immer wieder in den Garten hinein auf interessante Pflanzen oder Objekte gelenkt. So wird die bauliche Umgebung unwichtig.“
Gehölze und hohe Pflanzen bilden den Rahmen der Pflanzung. Dank geschickt platziertem grünem Sichtschutz wähnt man sich an den Sitzplätzen fast allein auf der Welt. Gleichzeitig entsteht durch die Pflanzung räumliche Weite, weil sie scheinbar an den Himmel anschließt. „Wichtig war, dass man auch in den Himmel schauen kann, dass man nicht nur Häuser sieht und bestimmte Ecken freigehalten werden – und da ist dann Weite“, betont die Landschaftsarchitektin.
Für Atmosphäre sorgt die Bepflanzung mit ihren warm-leuchtenden Blüten- und Laubfarben in Orange, Sonnengelb und Kupfer – Farben, die an den Indian Summer und die Prärielandschaften Nordamerikas denken lassen, der Heimat eines der Auftraggeber. „Bei der Auswahl der Gehölze war entscheidend, dass sie gesund und robust sind sowie einen schönen Herbstaspekt bieten“, sagt Brigitte Röde. So wie der Feuerahorn (Acer ginnala), der mit seinem orangefarbenen bis feuerroten Laub das Flair des Indian Summers in den Garten trägt, obwohl er ja eigentlich aus China stammt. Der Großstrauch wird bis zu 6 m hoch und gilt als trockenheitsverträglich, was in Anbetracht des Klimawandels kein Schaden ist.
Runde, geschwungene Formen dominieren die Gestaltung. „Eigentlich sind geschwungene Formen in kleinen Gärten ja schwierig umzusetzen, da die Fläche für Schwung und Gegenschwung schnell zu klein ist. Doch hier hat es gut gepasst“, sagt Brigitte Röde. Zu den organischen Formen und der lebhaften Bepflanzung schafft die Beschränkung bei der Materialwahl einen Ruhepunkt: nur Cortenstahl, Porphyr und Holz für die schmalen Latten von Gartenhaus und Holzterrasse – mehr nicht.
Die geschwungene Linienführung der Kiesfläche (statt Rasen) und Beete, die weichen, runden Formen der neuen Sitzplätze und des Wasserbeckens stehen für Dynamik und Harmonie. Unter einem dieser organisch geformten Holzdecks, etwas erhöht und auf Cortenstahl-Wänden ruhend, verschwindet sogar die Außen-Kellertreppe, die den Garten einst dominierte. „So bleibt sie aber nutzbar, da sich das Deck im Bedarfsfall mit einer Klappe öffnen lässt“, erklärt Brigitte Röde. Oberhalb der Kellertreppe kann man es sich nun gemütlich machen – in bester Gesellschaft einer edlen Felsenbirne im Trog. Konsequenterweise greift selbst das Gartenhäuschen die runde Form auf. „Der Umbau des Gartenhäuschens ist besonders gut gelungen. Hier war ein Schreiner am Werk, der mit Liebe zum Detail und mit Begeisterung gearbeitet hat. Wenn das Licht im Gartenhaus brennt, schimmert es aus allen Fugen“, schwärmt Brigitte Röde. Dann wird das Gartenhaus zum Lichtobjekt in diesem liebenswerten Indian-Summer-Garten.
LAGE DES GARTENS
Krefeld, Nordrhein-Westfalen
GRÖSSE DES GARTENS
84 m2
PLANUNGSBÜRO
Brigitte Röde - Planungsbüro Garten und Freiraum
AUSFÜHRUNG
Jansen und Arens GmbH & Co. KG
FOTOGRAFIE
Sibylle Pietrek
„Das Formen- und Farbkonzept ist stimmig und harmonisch. Die Wunschfarben der Auftraggeber erstrahlen zu allen Jahreszeiten von den ersten Frühjahrsblühern über die Sommerblumen und die Blattfärbung im Herbst bis zu den Gräsern im Winter.“
BRIGITTE RÖDE
PLAN
1Wohnhaus
2Holzdeck über Kellertreppe
3Gartenhäuschen
4Sitzplatz am Feuerahorn mit Feuerstelle
5Wassertrog