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Cordula Hamann – Gärten und mehr

Nachhaltigkeit im Garten leben


Von der Terrasse und dem Wintergarten blickt man direkt auf den Teich mit seiner artenreichen Uferbepflanzung.

Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sind keine Erfindungen der jüngsten Zeit – das Thema war schon vor 30 Jahren aktuell. Damals gab es bereits Vertreter der „grünen Zunft“, die erlebnisreiche Gärten gestalteten und dabei gleichzeitig ökologisch sinnvolle Ideen umsetzten.

Laudatio

Dieser Garten ist ein herausragendes Beispiel für ruhige und ökologisch wertvolle Erlebnisräume. Haus und Garten verzahnen sich hier zu einer besonderen Einheit. Während sich der Innenraum über den Wintergarten transparent zum Garten öffnet, ergänzt der Teichgarten mit einer raumweitenden Wirkung. Die Wasserfläche öffnet den engen Raum, spiegelt den Himmel zwischen den schattengebenden Gehölzen und macht den wasserreichen Garten klimatisch wertvoll und tierökologisch erlebnisreich. In diesem staudenreichen und mit klaren Blattkontrasten gestalteten Garten findet man ländliches Lebensgefühl mitten in der Stadt. In angemessener Weise wurde der ursprüngliche Gehölzbestand eingebunden, regionale Materialien verwendet und die Nachhaltigkeit über Regenwasserversickerung in Pflasterfugen und Dachbegrünung abgerundet. Insgesamt ist hier ein charakteristisches Gartenbild entstanden, das spannende Raumgliederungen zwischen Abstand und Nähe schafft, Sichtbezüge und „Umwege“ bietet, abwechslungsreich ist und zudem noch eine entspannte Ruhe ausstrahlt. Dieser besondere Garten gehört zu Recht zu den Gärten des Jahres 2022. Ganz herzlichen Glückwunsch!

Prof. Dr. Swantje Duthweiler


Da Haus und Grundstück direkt unterhalb des Weser-Deiches liegen, bot sich das Thema „Wasser“ mit seiner typischen Vegetation an.


Nachhaltige Ideen – und das bereits vor 30 Jahren: der Teich ist ausschließlich mit Lehm abgedichtet, das Dach der Garage begrünt


Um den Teich herum sorgen Blattschmuckstauden wie Hosta in Arten und Sorten für stimmungsvolle Gartenbilder. Dazwischen leuchten die gelben Blüten der Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) auf.


Im Wintergarten gab es einst ein Kuriosum – eine Wasserfläche, die aber für die Holzfenster zu feucht wurde.


Die Hauptpfl asterung besteht vor allem aus regionalen Materialien wie Klinker und alten Feldsteinen.

Cordula Hamann ist eine von ihnen – und in dem Garten hier mitten in Bremen ist heute (fast) noch alles so, wie sie es damals plante und anlegte. „Der Garten entstand im Jahr 1990 zusammen mit dem Haus. Hier wurden viele nachhaltige Ideen realisiert, die immer noch Bestand haben und die Richtigkeit der Planungsideen zeigen. Die Grundstruktur ist unverändert, hinzugekommen sind lediglich neue Staudenflächen“, berichtet Cordula Hamann. Seit 1984 ist sie als Landschaftsgärtnerin tätig, und schon damals arbeitete sie nach ökologischen Kriterien. Dazu gehört auch, mit regionalen Materialien wie dem Klinker zu arbeiten, der hier in der Region immer noch hergestellt wird. In diesem naturnahen Garten bestehen daher Terrasse und Wege aus dem traditionsreichen Material bzw. aus alten Feldsteinen von einem Bauernhof. Versiegelte Pflasterflächen gibt es nicht, das Wasser kann im Boden versickern. Diese Konsequenz in ökologischen Belangen zieht sich durch das Grundstück, etwa mit dem begrünten Garagendach oder mit dem Verzicht auf Plastikfolie beim Teich, der alternativ mit Lehm abgedichtet wurde.

Neben den ökologischen Ansprüchen ging es Cordula Hamann auch darum, ein stimmiges Ambiente für das ungewöhnliche Haus zu schaffen – dazu gehört für sie eine intensive Staudenverwendung. Die besondere Architektur des Wohnhauses mit Reetdach und großem Glasanbau (Wintergarten) sollte im Garten eine Antwort finden.

Auch die Lage des Gartens, der vorhandene Pflanzenbestand und die Geschichte des Grundstücks spiegeln sich in der Gestaltung wider. „Es gibt einen Kreis aus Kopflinden, die einst zu einem Bauernhof gehörten und als ‚Poussierlaube‘ bekannt war. Und einen schönen, alten Baumbestand im Westen und Norden des Grundstücks. Dies alles wurde erhalten und eingebunden“, berichtet Cordula Hamann. Alle anderen Bereiche gestaltete die Landschaftsgärtnerin vor 30 Jahren neu, wie etwa den großen Teich mit seiner üppigen Uferbepflanzung, auf den man von der Terrasse und vom Wintergarten aus blickt. Da Haus und Grundstück direkt unterhalb des Weser-Deiches liegen, bot sich das Thema „Wasser“ mit seiner typischen Vegetation an. Den Uferbereich bepflanzte Cordula Hamann daher mit Frauenmantel (Alchemilla), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Schildblatt (Darmera peltata), einer Wasserpflanze mit rosa-weißen Blüten und gelber Herbstfärbung. Für eine gute Wasserqualität sorgen Schwimmblattpflanzen wie Seekannen (Nymphoides), die sich auf der Wasseroberfläche befinden. „Vom ursprünglichen Pflanzkonzept wurde in den letzten Jahren etwas abgewichen. Der Buchsbaumzünsler hat zugeschlagen und ‚Modepflanzen‘ wie der Heilige Bambus (Nandina domestica) hielten Einzug. Das hat den Charakter des Gartens aber nicht verändert“, betont Cordula Hamann.

Große Staudenflächen werden von Wildgehölzen wie Schlehen (Prunus spinosa), Feldahorn (Acer campestre) und Hechtrose (Rosa glauca) ergänzt. Schattige Bereiche mit Funkien (Hosta), Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla 'Jack Frost') und Vielblütigem Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum) wechseln sich mit lichtdurchfluteten Staudenflächen ab. Strauchrosen (u.a. 'Schneewittchen', 'Westerland'), mit Stauden vergesellschaftet, versprühen auch heute noch einen besonderen Charme. Kaum zu glauben, dass dieser Garten schon vor 30 Jahren so angelegt wurde. Er bietet rund ums Jahr immer wieder Highlights, ohne zu gestylt zu wirken, und ist mit seiner harmonischen Gestaltung, seiner Vielfalt und Üppigkeit einfach zeitlos schön!

LAGE DES GARTENS

Bremen

GRÖSSE DES GARTENS

1500 m2

PLANUNGSBÜRO

Cordula Hamann – Gärten und mehr

FOTOGRAFIE

Marion Nickig


„Es ist eine spannende Herausforderung, viele ökologisch sinnvolle Ideen zu realisieren und einen erlebnisreichen Garten zu gestalten.“

CORDULA HAMANN


PLAN

1Wohnhaus mit Wintergarten

2Teich

3Kreis aus alten Kopflinden

4gepflasterter Weg

5staudenreiche Bepflanzungen

6alte Eichen und Eschen

7Holzsteg

Gärten des Jahres 2022

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