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Die Frauenminze heißt auch Marienbalsam
ОглавлениеDie Frauenminze (Tanacetum balsamita) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die in ihren bläulich-grünen, auf der Unterseite fein behaarten Blättern, zahlreiche ätherische Öle enthält, darunter auch Kampfer, Thujon und Menthol. Die verzweigten Stängel sind flaumig behaart. Die Frauenminze, auch Marienbalsam, Marienblatt, Balsamkraut, Riechblatt, Marienminze und Bibelblatt bezeichnet, ist eine, leider weitgehend in Vergessenheit geratene Heilpflanze, die 795 n. Chr., von Karl dem Großen vorgeschrieben, auf allen kaiserlichen Gärten angebaut werden musste. Seit dem 16. Jahrhundert wurde sie gegen Krämpfe, Würmer und zur Förderung der Menstruation gebraucht. Die ersten Siedler in Nordamerika haben getrocknete Blätter des Marienbalsams als aromatisches Lesezeichen in die Bibel gelegt. Daher kommen auch die Namen Bibelblatt und Gebetbuch-Pflanze. Die Blätter des Marienbalsams duften beim Zerreiben nach Pfefferminze und erinnern dadurch an Kaugummi (Kaugummipflanze).
Der Marienbalsam verströmt einen herrlich würzigen Geruch, der an Minze und Zitrone erinnert, der von einer süßlichen Note begleitet wird – besonders, wenn man ihn zwischen den Fingern zerreibt. Der Geschmack des Marienbalsams ist aromatisch und leicht bitter.
Die Frauenminze ist keine Minze-Art, sondern gehört zur Familie der Korbblütler. Sie ist eng verwandt mit dem Rainfarn und dem Mutterkraut.
Das erste neuzeitliche Kräuterbuch, das die Frauenminze erwähnt, ist aus dem Jahr 1539. Hier beschreibt Hieronymus Bock ausführlich die Pflanze und geht auch auf die Heilwirkung näher ein: In „Wein gesotten und getrunken“ helfe sie gegen verschiedene tierische Gifte, „stillet auch den bauchfluss und das Grimmen im leib“. Äußerlich als Umschlag und Schweißbäder angewandt, sei die Frauenminze menstruationsfördernd und schmerzstillend: „Das kraut zerstossen und pflasters aufgelegt heilt die harten knollen und andere geschwulst.“
Heute wird der Marienbalsam in der Naturheilkunde angewandt als Tee bei Blähungen, Fieber, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Leberschwäche, Nierenschwäche, Blasenschwäche, bei Menstruationsstörungen und gegen Periodenkrämpfe. Zerreibt man das frische Kraut auf der Haut, dann hilft es ähnlich wie der Spitzwegerich bei Insektenstichen und Wunden. Die frischen Blätter dienen auch zur Abwehr von Läusen, Flöhen und Stechinsekten. Als Küchenkraut findet der Marienbalsam wegen seines intensiven Geruches eine sparsame Verwendung – z. B. zu jungen Kartoffeln, im Salat, zu Geflügel, für Füllungen oder Obst- und Pfannkuchen. Die heutige Bauerngartenpflanze eignet sich als Duftkraut auch für Potpourris und für Duftsäckchen.
Es gibt noch einige andere Marienblumen, so z. B. auch das Marienblatt (Chrysanthemum balsamika), eine alte Bauerngartenpflanze, die Marienglockenblume (Campanula medium) und auch das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), das zu den Amaryllisgewächsen zählt. Wie viele weiße Blumen gelten Schneeglöckchen, auch Schneehase und Marienglöckchen genannt, vielerorts als Symbol für jungfräuliche Liebe. Nach der Christianisierung wurden sie zu einer der vielen Marienblumen. Mit dem ersten Schneeglöckchen, was man im Frühjahr sieht, soll man sich die Augen wischen. Das soll sie vor Krankheiten bewahren oder sogar Augenkrankheiten heilen. In der Slowakei gräbt man Schneeglöckchen aus und gibt sie den Kühen, damit Zauberinnen ihnen die Milch nicht stehlen können. Schüchterne Liebhaber benutzten früher getrocknete oder gepresste Schneeglöckchen als Amulett, um auf Gegenliebe bei ihrer Angebeteten zu stoßen.
Der Legende nach hat das Marienglöckchen mit dem Schnee seine Farbe geteilt, darum sollen Schnee und Schneeglöckchen befreundet sein.