Читать книгу Christliche Pflanzennamen - Dieter Kremp - Страница 19

In den Blättern der Mariendistel ist die Milch der Jungfrau

Оглавление

Maria

Die Mariendistel (Silybum marianum) war als Heilpflanze schon in der Antike bekannt. Ihr Name gründet auf einer Legende, die besagt, dass die weißen Flecken auf den Blättern von der Milch der Gottesmutter Maria entstanden, die an den Blättern herunter gelaufen ist. Maria war mit dem Jesuskind und Joseph auf der Flucht vor Herodes unterwegs nach Ägypten und hatte ihr Kind unter den Disteln gestillt. Bei uns trägt die Pflanze den Namen „Mariendistel“. Doch auch der englische Name spielt auf die besagte Milch an – dort heißt die Mariendistel nämlich „Milk thistle“, also „Milchdistel“. Daher wurde früher die Pflanze stillenden Müttern empfohlen. Traditionell angewendet wurde sie auch bei Verdauungsbeschwerden wegen einer Lebererkrankung.

Außerdem ist die Mariendistel im Zusammenhang mit der Milch-Interpretation ein Beispiel für die durch Paracelsus gegründete mittelalterliche Signaturenlehre, welche besagt, dass das äußere Erscheinungsbild einer Pflanze darauf hinweist, welche Leiden mit ihrer Hilfe geheilt werden können. Die Mariendistel wird nämlich traditionell erfolgreich zur Anregung des Milchflusses bei stillenden Müttern eingesetzt. Im Volksmund trägt die Mariendistel verschiedene Namen. So heißt sie auch Christi Krone, Marienkörner, Marias Milch, Heilandsdistel, Frauendistel und Fieberdistel.

Die Mariendistel wächst wild an Wegrändern und Weiden, auf Ödland und an Bahndämmen. Sie wird aber heute vor allem in Gärten als wunderschöne Zierpflanze angepflanzt. Sie blüht von Juni bis August mit purpurroten Blütenköpfen. Die Wirksubstanz, das Silymarin-Gemisch, ist nur in der Schale der Samen konzentriert. Andere Pflanzenteile enthalten die Wirkstoffe nicht. Silymarin besteht aus sekundären Pflanzenstoffen, vor allem Flavonoiden, die die Leber nicht nur bei Vergiftungen unterstützen. Auch Folgen bestimmter Medikamente, von Virusinfektionen und radioaktiver Bestrahlung werden unschädlich gemacht. Andere Inhaltsstoffe sind Tyramin, Histamin und ätherische Öle. Das Silymarin wirkt auch regenerativ bei der gerade heute so verbreiteten Fettleber. Die akute Hepatitis, die oft mit Gelbsucht einhergeht, befällt die Menschen epidemisch. Sie hinterlässt schwere Dauerschäden, wenn der Patient seine Leber nicht schützt, indem er sich richtig ernährt und Alkohol strikt meidet, bis die vom Arzt vorzunehmenden Blutuntersuchungen über längere Zeit normale Werte liefern und somit eindeutig die Gesundung der Leber beweisen. Überernährung und übermäßiger Alkoholgenuss führen aber auch ohne vorhergehende Leberentzündung meist zur Leberverfettung, das heißt zu einer Zerstörung eines großen Teils der Leberzellen. Hier bewährt sich die Mariendistel als unschädliches leberspezifisches Pflanzentherapeutikum.

Früher galt eine Vergiftung durch Knollenblätterpilze als sicheres Todesurteil. Heute können die Ärzte in vielen Fällen helfen. Möglich macht es das Silymarin in der Mariendistel. Pilzliebhaber leben gefährlich. Jedes Jahr vergiften sich in Deutschland Dutzende unerfahrener Sammler mit Knollenblätterpilzen, die sie meist für eine n Champignon gehalten haben. Kein anderer Pilz fordert mehr Opfer. Durch die Fortschritte der Medizin können jedoch immer mehr Menschen mit einer Knollenblätterpilz-Vergiftung gerettet werden. Noch vor 30 Jahren starb die Hälfte von ihnen. Heute liegt die Todesrate bei zehn Prozent. Die meisten Menschen, die versehentlich Knollenblätterpilze verspeisten, verdanken ihr Überleben heute der Mariendistel. Seit den 80er Jahren gibt es ein Gegengift, das aus den Samen der Mariendistel gewonnen und per Infusion verabreicht wird.

Molekularbiologen haben in den vergangenen Jahren aufgeklärt, worauf die Wirkung des Silymarins gegen Knollenblätterpilze beruht. Das Pilzgift schädigt vor allem die Leberzellen, weil res im Zellkern ein Enzym blockiert, das die Erbinformationen ausliest. Es stoppt so den Stoffwechsel, und die Zelle stirbt. Silymarin aktiviert die Bildung neuer Enzyme, so dass die Leberzelle ihre Aktivität wieder aufnehmen kann. Das durch das Pilzgift geschädigte Organ kann sich regenerieren. Mittlerweile haben Tierstudien ergeben, dass Mariendistel-Extrakte die Leber auch vor anderen Giftstoffen schützen können, darunter Alkohol und Tetrachlorkohlenstoff. Auch eine überstandene akute Hepatitis wird erfolgreich mit Mariendistel-Tee nachbehandelt.

So wird ein Mariendistel-Tee bereitet: 1 Teelöffel Mariendistelfrüchte wird mit ¼ Liter kochendem Wasser übergossen, 10 bis 20 Minuten ausgezogen und abgeseiht. Der Tee wird heiß und schluckweise getrunken, morgens nüchtern, ½ Stunde vor dem Mittagessen und abends vor dem Schlafengehen jeweils 1 Tasse. Der Tee kann mit Pfefferminz-Tee gemischt werden. Dadurch erreicht man nicht nur eine Geschmacksverbesserung, sondern in manchen Fällen auch eine Wirkungssteigerung.

Christliche Pflanzennamen

Подняться наверх