Читать книгу Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf - Dolf Hermannstädter - Страница 12
ОглавлениеTrust #5 – März 1987
Neulich ist mir mal wieder was durch den Kopf geschossen, wie immer eine sehr komplexe Idee, mal sehen was draus wird. Das ganze dreht sich um das Wörtchen TOLERANZ bzw. INTOLERANZ. Wo ist da die Frage nach was wohl richtiger ist, werden sich wahrscheinlich einige Fragen, ist ja klar, Toleranz ist das was wir brauchen. Intolerant sind nur die Spießer und ähnliches Gesocks. Wollen doch mal sehen was das Wörterbuch zu dem Wort sagt, shit, ich hab ja gar kein Wörterbuch – also werde ich es mal aus meiner Erinnerung versuchen. Toleranz bedeutet, dass man andere Ideen/Lebewesen/Lebensformen, eben alles, was von der eigenen Einstellung abweicht, duldet (so seh ich es wenigstens). Dulden heißt aber noch lange nicht, dass man das Anderssein auch für gut befindet, man duldet es eben nur. Auch wenn man machmal lieber etwas dagegen machen oder sagen würde; da man ja aber nicht intolerant sein will, hält man eben den Mund und ist tolerant. Also ist es ja gar nicht tolerant, wenn sich innerlich alles dagegen strebt und man nur äußerlich tolerant ist, oder? Nun, man ist eben zur Außenwelt tolerant, hat eben doch noch seine kleine Intoleranz in sich. Sicherlich gibts auch die Toleranz, die nicht nur äußerlich, sondern innerlich ist. Das heißt also, man ist völlig tolerant und schert sich einen Dreck drum ob jemand seine Pomm Fritz mit der Gabel oder mit den Fingern ist. Das also erstmal zur Toleranz, jetzt weiter zur Intoleranz. Intolerant bedeutet, dass man andere Ideen/Lebewesen/Lebensformen, eben Dinge, die von der eigenen Einstellung abweichen, nicht duldet. Nicht dulden heißt in dem Fall also, es wird etwas dagegen unternommen, verbal oder sonstwie. Das heißt also, diese Leute sind zu ihrer Außenwelt intolerant und sind auch innerlich intolerant (natürlich gibts auch einige Fälle wo es vorkommt, dass man gewisse Dinge innerlich toleriert und sich der Umwelt gegenüber intolerant äußert, da eine Furcht besteht seine wahre Toleranz zu zeigen, das soll aber diesmal nicht mein Thema sein), weil sie sich eben um verschiedene Dinge kümmern. Nun sind wir an dem wichtigen Punkt angelangt. Wenn intolerante Leute sagen, was ihnen nicht passt oder sich drum kümmern, etwas zu ändern, während die toleranten alles dulden, weil es ihnen gleichgültig ist – dann stellt sich doch wohl die Frage, was besser ist. Ich weiß, so pauschal kann man das nicht sagen, da es ja ein großer Unterschied ist ob jemand duldet, wie eine andere Person isst, oder ob geduldet wird, wenn jemand unterdrückt wird. Ebenso besteht wohl zweifelsohne ein gewaltiger Unterschied, ob jemand gegen eine andere Person etwas unternimmt, weil ihm dessen Haarfarbe nicht passt oder weil er Frauen vergewaltigt. Für mich besteht da auf jedenfall einer. Was will ich jetzt mit diesen Überlegungen sagen, nicht das Toleranz in Zukunft automatisch mit Gleichgültigkeit gleichzusetzen ist (obwohl es irgendwo doch richtig ist) oder Intoleranz automatisch bedeutet, dass man sich um Dinge kümmert. Für mich haben nach all diesen Überlegungen die beiden Wörter Toleranz und Intoleranz einen ganz anderen Wert und ich werde in Zukunft sorgsamer damit umgehen. In diesem Fall bin ich nämlich intolerant und es ist mir nicht gleichgültig wie ich diese Wörter verwende, ich bin also intolerant, toleriere aber, wenn du dir keine Gedanken über das Geschriebene hier machst, das zeigt nämlich nur wie tolerant du bist, soll ich jetzt etwa sagen: Sei intolerant???
Jetzt noch was anderes, wie die meisten von euch ja mitbekommen haben war ich für zweieinhalb Monate in den USA. Ich wollt eigentlich wieder ein TRIPZINE machen, was mir allerding etwas schwerfallen dürfte, da ich fast die ganze Zeit in San Francisco war, also nicht besonders viel rumgetrippt bin. Das heißt also, das ganze dürfte mehr so tagebuchmässig ausfallen. Da ich ja niemanden langweilen will, frag ich also jetzt einfach ob Leute da sind, die über meinen Aufenthalt dort drüben (bzw. hier) lesen wollen was ich gemacht und erlebt hab, was für Leute und Konzerte ich gesehen hab usw. Ich kann für nichts garantieren, weiß aber, dass bei Interesse das ganze Ding von der Aufmachung her so ausfallen wird, wie das letzte Tripzine, wird allerding so ca. zwanzig A4-Seiten haben. Also bei Interesse bitte eine kurze Postkarte schreiben, wenn genügend Leute Bock drauf haben werd ich das Ding fertigstellen und drucken und dann zu einem billigen Preis unter die Leute bringen. Ich würds ganz gern machen.