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Trust #2 – September 1986

Mit kennenlernen gehts los, man sieht sich, hat gemeinsame Erlebnisse, lernt die andere Person genauer kennen und es entwickelt sich etwas, das von loser Freundschaft bis zur innigen Liebe reichen kann. Na, habt Ihr schon erraten wovon ich heute schwafeln will, ja richtig (nicht von Sex, Du Depp), von Beziehungen, und zwar alle, also nicht nur auf die typische Junge-Mädchen bzw. Frau-Frau/Mann-Mann – ja auch, ach Ihr werdet sehen. Wie war das, kennenlernen, besser kennenlernen, gemeinsame Erlebnisse haben, welche, ob gut oder schlecht, einen Einfluß auf die Entwicklung haben. Entwicklung, man entwickelt gemeinsame Interessen, lernt von und miteinander, durchlebt Höhen und Tiefen, erkennt die tollen Seiten, aber auch die Fehler und Schwächen des anderen. Hier kann ich gleich mal ansetzen, wie ist das eigentlich wenn man jemanden kennenlernt und ihn ganz toll, gut drauf findet und es stellt sich mit der Zeit raus, je öfter man mit ihm zusammen ist, dass er eigentlich (ach ja, ich könnte jetzt immer schreiben man/frau, ihm/ihr usw. das ist aber zu stressig – ich meine es immer auf männlich und weiblich bezogen, ok) ein ziemlicher Depp ist, eben garnicht das was man sich erwartet hat. Darf man überhaupt etwas von einer Freunschaft erwarten, oder von einem Freund, oder ist es noch gar kein Freund, oder wie? Und wie siehts aus wenn man den anderen schon so gut kennt, dass man sich irgendwie nicht mehr traut ihm zu sagen was man an ihm schlecht findet? Was ist richtig – was ist falsch? Eben genannter Fall ist ja für mich nicht so schlimm, was mich vielmehr beschäftigt ist, wenn Leute die ich schon lange kenne, sich plötzlich anfangen zu ändern, sich in eine völlig andere Richtung weiterentwickeln, die ich eher als Zurückentwicklung sehe. Was ist denn dann mit all dem erlebten, den Ideen die der andere hatte, wenn sie plötzlich wie weggeblasen erscheinen, mir kommen dann immer Zweifel an der Überzeugtheit der Leute, da ›verschwende‹ ich mein Leben mit Leuten nur um Spaß gehabt zu haben und sonst ist nichts, kein Weiter, sondern ein Auseinander. Oder ist es meine Schuld, weil ich (noch?) nicht bereit bin mich von den Vorstellungen und Idealen, die ich (&Ihr) habe, abzuwenden, nicht bereit bin erwachsen zu werden und an meine Zukunft – in Form von Arbeit, Familie etc. – zu denken? Bin ich etwa konservativ? Ich glaube nicht, denn ich finde es gut sich weiter zu entwickeln, nur da gibt es Unterschiede. Ich habe ein unbestimmtes Ziel (Leben?) vor Augen, auf dieses Ziel bewege ich mich zu, auf einem Weg, diesen Weg verlasse ich ab und zu um neue Erfahrungen zu machen, um sie entweder mit in meinen Weg einzubauen oder aber sie auszuschließen, dann gibt es noch so einige Wege deren ich noch unschlüssig bin ob ich sie mit einbauen soll oder nicht. Klingt das alles egoistisch oder ichbezogen? Lies weiter! Es gab in den letzten sechs Jahren (die Zeit davor will ich mal beiseite lassen) immer wieder Leute die vorgaben das selbe Ziel zu haben bzw. in die selbe Richtung zu wollen. Dort sind sie auch einige Zeit hin, doch dann plötzlich haben sie die Richtung völlig gewechselt. Nicht das ich jemand vorschreiben will was für ein Ziel man vor Augen haben muß, aber ich komm mir da irgendwie verarscht vor. Wo sind die ehemaligen Gemeinsamkeiten – das, was einen zu Freunden machte, wo sind die alten Ideen, warum mußten mich diese Leute enttäuschen? Weshalb konnten sie nicht von Anfang an das Ziel verfolgen das sie jetzt haben? Oder wechseln bei ihnen die Ziele alle paar Jahre, wissen sie überhaupt was sie wollen? Und was soll ich machen, gleich radikal brechen oder die Freundschaft langsam zerbröseln lasssen und meine Zeit ›verschwenden‹? Naja, das ist mein Problem(?), lassen wirs. Ein verdammt komplexes Thema, über das ich mit Leuten ewig reden kann, wie soll ich das hier in ein paar Sätzen abfassen, egal, es wird noch schlimmer. Nämlich dann, wenn der Partner eines anderen Geschlechts ist und man irgendwann etwas empfindet, was man bei gleichgeschlechtlichen Leuten nicht empfindet (also ich auf jeden Fall nicht, sorry). Das kennt man ja, aber auf was ich in diesem Fall hinauswill, soll/kann/darf (?) man das für mehrere Menschen empfinden und es ihnen dann auch zeigen, in From von Zärtlichkeit und Sex (äh, das Wort ist irgendwie schlecht gewählt)? Klar, werden einige sagen, und es ist auch bestimmmt einfach bei reinen ›Fickbeziehungen‹. Wie aber siehts aus mit dem Partner, versteht er, dass es ›neben ihm‹ auch noch andere gibt, die ebenso viel Zuneigung empfangen. Oder wie verkraftest du es, wenn du erfährst, dass es neben dir noch einen (oder mehrere) gibt, denen dieselben Gefühle entgegengebracht werden wie dir? Da kommt dann nämlich ein sehr unschönes Wort ins Spiel – Eifersucht (totale Scheißerfindung!). Oh Mann, theoretisch sind diese Sachen für mich alle so klar, aber ob ich (& die anderen) sie auch dann ohne weiteres so durchführen können? Einfach ist es nicht, ich glaube da muß noch sehr viel drüber nachgedacht/erfahren/gelernt werden, bevor man das alles so sehen kann wie es wirklich ist. Lassen wir das mal gut sein. Ich fang mal wieder bei den Freundschaften an. Du kennst doch bestimmt viele Leute, einige gut, andere nicht so usw., frag dich doch einfach mal wen von all denen, die du kennst, magst du ›nur‹, weil du sie schon lange kennst und wen würdest du sofort als Depp ansehen, wenn du ihn neu kennenlernen würdest? Fällt dir niemand ein? Gut für dich – ich kenne nämlich einige solcher Leute – traurig aber wahr. Mann, vielleicht schreib ich das hier ja alles umsonst, vielleicht braucht man darüber ja garnicht reden/schreiben, weil es immer ein Thema für die entsprechenden Leute ist? Egal, für mich ist das Thema sehr wichtig und ich bin auch überzeugt davon dass es richtig ist mal darüber zu sprechen, oder traut ihr euch nicht, eure Gefühle zu teilen? Hats eure Erziehung geschafft, ein »das geht nur mich was an« Wesen aus euch zu machen? Würde mich echt freuen, wenn über dieses Thema mal ne rege Diskussion in Form von Schrift und Wort erfolgen würde, wir müssen noch soviel lernen – oder nur ich? Naja, ich hab was, think positive, drink positive – und ändere dich (wie war das vorhin mit Zielen/ändern etc. ...)

Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf

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