Читать книгу Ich und der Fisch, der Fisch und ich - Dorothea Doris Tangel - Страница 7

Kapitel 5

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Als wir erwachsen wurden gehörte es zum guten Ton auf Partys Kokain zu schnupfen und wir Mädels versammelten uns regelmäßig in der Toilette und die Lines wurden herumgereicht. Oh, wie waren wir dann immer alle sooo cool! Bald taten wir es auch wenn keine Party war und ganz schnell war ich ganz drauf. Jeden Tag. Ich wohnte auch noch in einer WG, in der einer der Jungs ein Dealer war. Ich saß sozusagen an der Quelle. Tödlich! Viele Süchtige haben gerne Gesellschaft wenn sie sich zudröhnen und geben dir immer noch einen aus, obwohl du schon abgefüllt bist bis unter die Hutkante, damit nicht auffällt wieviel sie konsumieren (wer will schon alleine stoned sein?) und ich hielt mich hier auch noch in der Nähe des Zapfhahns auf.

Nach einer Weile bemerkte ich, wie kalt es vom Kokain in meinem Herzen geworden war. Es hätte einer vor unserer Nase verrecken können und wir hätten uns noch nicht einmal darüber aufgeregt oder hingeguckt. Wir wären über ihn hinweggestiegen und weitergegangen und hätten nur gelangweilt gesagt: iss doch egal. Jeder muss mal sterben!

Wir hörten von einem Bekannten, der auf Koks losgerannt war und nicht mehr aufhören konnte zu laufen, weil man sich nicht mehr spürt und nach ein paar Stunden war er dann einfach tot umgefallen. Was ein sinnloses Leben, was ein sinnloser Tod!

Das gefiel mir auch nicht und nach ein paar Monaten, Tag und Nacht auf Koks musste ich einen Entzug machen weil unser Dealer in Urlaub gefahren war und ich keine Kohle für den teuren Stoff hatte.

Das war hart, aber je härter ein Entzug ist desto weniger vergisst man ihn. Ich habe immer einen kalten Entzug gemacht, wie es so schön heißt, ohne zu wissen was ich da tat und von einem auf den anderen Tag mit den Sachen aufgehört, alleine und ohne Hilfsmittel.

Diesesmal war ich zwar von den Umständen gezwungen, aber als ich die ersten 5 Tage hinter mich gebracht hatte sah ich auch die Welt wieder in Farbe und nach 5 Wochen hatte ich das Schlimmste überstanden. Vorher war alles nur noch schwarz/weiß gewesen. Ganz eigenartig. Innen wie außen. Alles war nur noch in grau, auch „Gefühlsmäßig“.

Richtig unheimlich! Die Hölle, jetzt auch in meinem Inneren. Tragbar sozusagen, ich hatte es nicht zu Hause bei meinen Eltern lassen können, ich musste es auch noch mitnehmen auf Reisen, wie einen Koffer. Ich habe mal gelesen, dass die Hölle nicht heiß sondern eiskalt sein soll. Stimmt. Die Hölle ist unsere Gleichgültigkeit, unsere Ignoranz und unsere Gefühlskälte.

*

Es gab eine lange Liste von Mitteln, chemische wie natürliche Substanzen die wir alle regelmäßig einpfiffen, um high zu sein und die so schöne Namen hatten wie blue velvet, echter Nepal, schwarzer Afghane, Rainbow, Angle dust oder Speed. Ich kannte gar keine nüchternen Leute und wenn ich alle Schaltjahre Mal auf so jemanden traf, verunsicherte mich das so sehr dass ich den Rest der Party kein Wort mehr herausbekam. Ich schämte mich entsetzlich, immer bedröhnt oder besoffen durch die Gegend zu tapsen.

Ich wollte nicht auffallen, um keinen Preis. Ein allzeit beliebtes Verhalten von Süchtigen, die immer denken, man rieche ihre Fahne nicht wenn sie nur schnell zu allem ja sagen, damit ihnen keiner zu Nahe kommt. Man wird irgendwie keine eigene Persönlichkeit wenn man immer breit ist, weil man ja die ganze Zeit versucht unsichtbar zu sein, nur damit man nicht erwischt wird, was nichts mit legal oder illegal zu tun hat.

Man fühlt irgendwie, ganz weit entfernt, dass es nicht richtig ist den ganzen Tag nur damit zuzubringen, zu zu sein. Das schlechte Gewissen ist ein ständiger Begleiter. Man ist ja auch immer abgelenkt und hat anderes zu tun als selbstbewusst zu werden und herauszukriegen, was man eigentlich denkt, fühlt, will und mag. Der Nebel im Kopf ist so dicht, dass man sich nicht sehen kann.

Man haut vor sich selbst und dem eigenen Leben ab. Aber all das wusste ich damals noch nicht. Ich kam aus einem Milieu, in dem keiner etwas von Pädagogik und Entfaltung der Persönlichkeit gehört hatte, um ein ausgeglichenes und erfülltes Leben herausfinden zu können. Warum bin ich hier und was kann ich in die Welt einbringen, um einen Beitrag zu leisten? Man will doch dazugehören. So ewig auf dem Abstellgleis herumzudümpeln, wo so gar nichts los ist, ist so langweilig. Es passierte da einfach nichts Aufregendes oder Faszinierendes. Ich wollte doch noch ein paar Abenteuer erleben und Rockstar werden und erleuchtet sein und fremde Welten entdecken…

Ich war aber ständig nur damit beschäftigt Ersatzhandlungen zu begehen und wusste nichts von dem Sinn der eigenen Talente, die ich immer nur zu betäuben suchte. Weil das was ich war, war nicht normal. Da könnt´ ja jeder kommen und glücklich sein wollen! Erwachsene vermittelten mir: auch wir hassen unsere Arbeit, warum soll es dir besser gehen?

Meine wahre Kraft war mir unbekannt und ich hatte eher Angst davor, weil ich Kraft mit Macht verwechselte und Macht und Stärke immer nur in schmerzhafter Form erlebt hatte. Sich immer schön ducken, dann saust der Boxhieb vielleicht am Kopf vorbei und wenn man sich nicht bemerkbar macht vergreift sich auch kein erwachsener Mann an dir.

Ich konnte meine Gefühle überhaupt nicht artikulieren, ich kannte sie nicht und etwas Entscheidendes, in meiner Entwicklung war völlig auf der Strecke geblieben. Immer schnell anpassen und nie widersprechen! Nur nicht auffallen und nie Streiten, damit man keine Reibung erzeugt oder jemand womöglich wütend wird, denn ich war ja immer schuld am Gemütszustand der anderen und dafür verantwortlich. Ich wollte doch nur dass man mich mag, das war mir das Wichtigste.

Ich definierte mich nur noch über die Gefühle anderer und war abhängig von ihrer Bestätigung und ihren Launen. Alles bezog ich auf mich und ständig hatte ich das Gefühl, wenn einer mal keine Lust hatte, ich hätte wieder alles falsch gemacht.

Ich war irgendwie kein eigener Mensch. Alleine war ich wie ausgeschaltet und ertrug mich nicht eine Minute. Ich wurde immer depressiver wenn gar keiner da war, um mich von meinen inneren, dunklen Zuständen abzulenken. Immer nett sein müssen war ein Zwang, der einen wahnsinnigen Druck in mir erzeugte. Aber ich glaubte damals tatsächlich dass man mich nur liebt wenn ich lieb bin.

Obwohl ich in einen Umfeld der Gewalt und des täglichen Streits aufgewachsen war, war es mir nie gestattet wütend zu werden, so dass ich eine völlig verkrüppelte Beziehung zu meinen eigenen Gefühlen entwickelte. Ich dachte, Ich wäre schlecht wenn ich sauer bin, aber ich kam nicht auf die Idee dass mit den anderes etwas nicht stimmte, weil sie ständig aggressiv auf harmloseste Kleinigkeiten reagierten. Die Verhältnismäßigkeit hatte keinen Bezug zur Situation.

Ich gewöhnte mir an jede unharmonische Stimmung in mir sofort wegzudrücken, denn das bedeutete möglichen Verlust und Einsamkeit, weil mich dann die Leute Ablehnen werden und ich wurde ein Meister des Pokerface.

Wenn ich verblutete, glaubte mir keiner dass ich einen Arzt brauchte, sogar Ärzte in der Notaufnahme behandelten mich wie eine Schwindlerin, weil es mir so in Fleisch und Blut übergegangen war keinen Dreck zu machen, nicht aufzufallen und immer erst Mal den Drachen zu besänftigen bevor ich mich um mich selbst kümmerte. Man störte ja nur.

Bei den größten Schmerzen hatte ich eine enorme Selbstbeherrschung und bei den kleinsten alltäglichen Dingen ratstete ich aus. Natürlich nur hinter verschlossenen Türen. Soll ja keiner sehen was ich wirklich denke. Bis ich mal offen zeigte, was mich (schon seit Monaten) störte, war dann alles so aufgetürmt, bis zum Horizont dass ich nur noch explodieren konnte, ohne mich beruhigen zu können. Dann brach jedesmal die Hölle über alle herein.

Ich hatte auch noch so eine laute, trainierte Stimme! Wer hatte damals schon eine gute Gesangsanlage? Ich musste mir immer die Seele aus dem Leib brüllen, um lauter als die Gitarren mit ihren 1000 Watt Verstärker und das Schlagzeug zu sein, nur um nach dem Auftritt zu hören dass keiner gemerkt hatte dass ich deutsch gesungen hatte.

Noch heute zucken die Leute zusammen wenn ich vor Begeisterung etwas lauter rede. Ich scheine lauter zu sein als die Sirene der Feuerwehr, so erschrocken wie mich alle dann immer anschauen. Nach diesen Wutausbrüchen (die nur alle 4 Jahre Mal vorkamen, wie ich immer betonte), redeten die Musiker nie mehr ein Wort mit mir und ich flog am nächsten Tag, wenn sie sich alle vor mir, dem Monster in Sicherheit gebracht hatten, in hohen Bogen aus der Band. Ich hatte verschissen bis in die Steinzeit, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte. Sie waren völlig unvorbereitet erschüttert wie „unsanft“ ich sein konnte, wo ich doch vorher immer so ein sanftmütiges Gemüt an den Tag gelegt hatte. Ununterbrochen. Ich widersprach ja nie! Nein sagen war doch in meiner Welt verboten.

Ich denke, sie waren auch darüber geschockt dass auch ich eine andere Seite hatte, die vorher nie einer zu Gesicht bekommen hatte. Erst passierte wochenlang gar nichts und dann kam eine Überdosis Doris aus mir herausgebrochen! Eine wild gewordenen Fratze kam zum Vorschein, die die Leute zu Tode erschreckte, wo ich doch vorher immer und zu allem ja und Amen gesagt hatte und den Anschein erweckt hatte auf ihrer Seite und einverstanden gewesen zu sein. Wenn ich neu war und am Anfang aus Unsicherheit nix sagte, weil ich erst einmal damit beschäftigt war zu schauen was abging, dachten alle immer ich wäre so nett! (Haha!)

Dadurch geriet ich aber regelmäßig ins Abseits, auch weil ich mir selber Vorwürfe machte und es mir peinlich war. Ich wusste nicht wie man sich wieder verträgt und ausspricht. Gesund Streiten ist eine Kultur, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Ich kannte nur Mord und Totschlag und sofort Maul halten, sonst gibt’s eine in die Fresse!

Es dauerte dann jedesmal, bis ich wieder eine neue Band fand die noch nichts über mich gehört hatte. Was mit der Zeit immer anstrengender wurde, da ich mittlerweile als extrem schwierig verschrien war und in so vielen Bands gespielt hatte dass mein schlechter Ruf schon die Runde gemacht hatte.

Die unglaublichsten Gerüchte waren über mich im Umlauf, manche zu Recht und manche schlicht erfunden, aber verletzen taten mich beide, weil ich mir nicht eingestehen konnte dass jetzt alle wussten wie fieß ich war und (vielleicht) etwas falsch gemacht hatte.

Ich hatte ja selber Angst mein wahres Gesicht anzugucken! Ich sah nur schwarz und dachte es müsste weiß sein. Ich begriff nicht dass jeder ein lautes und ein leises Ich hat! Jeder! Alle haben ein hübsches und ein hässliches Gesicht, egal wie hübsch und hässlich wir sind!

Es gab Leute, die kannte ich gar nicht, die aber bei Bekannten steif und fest behaupteten mit mir schon aufgetreten zu sein und mich gut zu kennen, bis ich sie persönlich traf und alle sahen dass wir uns vorher noch nie begegnet waren.

Ich verstand gar nicht dass das zum Handwerk eines Künstlers gehört. Solange man niemandem schadete. Ich schadete nur mir selbst! Sie redeten über mich, ja, sie zerrissen sich sogar die Mäuler über mich! Das war Werbung.

Niemand erwartete von mir die Zuverlässigkeit eines Bankangestellten. Sie kamen wenn ich sang, um meine Leidenschaft aus nächster Nähe zu hören und keiner wollte frisch gebügelte Tischdecken, sondern Gänsehaut, hautnah und am eigenen Leib erleben. Was ich sogar manchmal bewirkte. Ist mir heute noch ein Rätsel, war aber so. Wenn ich sang, gab ich alles! Sonst rentiert es sich ja nicht. Da kann man ja auch zu Hause bleiben.

Aber irgendwann kippte es wieder, weil ich mir zu viel aufgeladen und keine Grenzen gespürt hatte und dann nur noch schnell weglaufen konnte, um nicht wütend zu werden. Nach wenigen Wochen in einer neuen Band, begann ich immer alle zu hassen, abgrundtief. Obwohl ich vorher, als alles neu war, so einseitig begeistert gewesen war.

Wenn ich länger durchhielt, amortisierte sich dieses Gefühl wieder und ich konnte auch die guten Seiten der Jungs wieder sehen. Aber das kam nur einmal vor, weil wir nach einer langen Sommerpause noch ein paar Auftritte zu absolvieren hatten. Da hatte sich der Schock, dass sie auch nur mit Wasser kochten gelegt und ich akzeptierte ihre unvollkommne Seite. Doch da hatte ich auch schon verschissen und durfte nur noch mitmachen bis alles erledigt war und sie lieber wieder ihren alten Sänger zurückholten, den sie in hohem Bogen hinausgeschmissen hatten, als noch einen Monat länger als gemusst mit mir verbringen zu müssen. Wir hätten Freunde sein können, aber irgendwie waren wir Feinde auf ewig. Allein in Feindesland.

Danach kam wieder die Isolation, die irgendwann wieder unerträglich wurde, weil ich mich nicht mehr aus meiner Höhle getraute, nachdem es mir wochenlang schlecht gegangen war und ich nicht wusste warum ich nie das tat was ich wollte und was ich doch anscheinend gut konnte, wenn man anschaut dass ich immer in vollen Sälen gespielt hatte.

Aber es war aus und vorbei und ich sagte oft, aus tiefster Überzeugung: Die Welt will mich nicht haben!

Woher kam das nur? Wie kann man sich nur so unerwünscht vorkommen? Warum liebte mich keiner und warum liebte ich keinen? Alle waren immer so schnell weg und ich war wieder unsichtbar und ich durfte nicht mehr mitspielen. Das musste verdrängt werden. Wer hält so ein Gefühl lange aus? Wenn ich aus dem System gefallen war, vergaß ich auch immer alle Telefonnummern. Meine Freundinnen verstanden nicht warum ich mich dann immer so viele Monate verkroch mit all meinen Problemen und mich keinem mitteilte.

Aber all die Warum- Fragen machten es nur schlimmer und hat man einmal damit angefangen kann man nicht mehr aufhören, bis man verrückt wird und bald versuchte ich regelmäßig Schluss zu machen und mir das Leben wegzunehmen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Keine Minute! Was sollte ich noch hier?

Ich saß dann nächtelang auf der Fensterbank meiner kleinen Einzimmerwohnung im 6. Stock, mit den Füßen nach draußen und verhandelte mit mir ob ich jetzt springen sollte oder ob ich vielleicht doch noch wollte, dass jemals einer meine selbstgeschriebene Musik hören oder meine selbstgemalten Bilder sehen sollte?

Es ärgerte mich dass ich mich nicht traute zu zeigen was ich tat und was ich konnte. Guckte einer nur eine Millimetersekunde blöd, blieb mir der Ton im Hals stecken und ich schaffte es nicht einer Band meine eigenen Stücke vorzuspielen. Obwohl manche Freundin, bei mir zu Hause schon in Tränen ausgebrochen war als ich ihr das Stück einmal vorgespielt hatte. Es berührte sie!

Ich rechtfertige mich heute noch für meine Bilder, ja ich entschuldige mich sogar dafür und merke gar nicht dass es die Leut interessiert und wenn Jemand sagt: das ist gut, frage ich mich warum.

Ich konnte mich nicht durchsetzen, obwohl da so viel in mir war, was raus wollte. Und ich konnte mich manchmal nicht umbringen, weil ich es denen zeigen noch wollte. Denen, die mich immer für einen Versager gehalten hatten. Sie sollten nicht recht behalten und sie sollten nicht siegen! Das half. Diese Wut gab mir Kraft und einen Überlebenswillen, auch wenn alles verloren war und irgendwann stand ich auch wieder strahlend auf der Bühne und sang den Himmel zur Erde!

Ich musste erst lernen mich zu wehren und unbequem zu sein, um zu überleben. Von Selbstbehauptung, seinen Platz in der Welt einnehmen, mit allem Können und Fähigkeiten und Freuden, davon war noch keine Idee in mir. Ich musste erst einmal herausfinden, wer ich denn überhaupt war und was ich hier sollte?

Was ich „wollte“ kam in meinen Überlegungen am Anfang noch gar nicht vor. Ich nahm alles so ernst! Ich wusste nicht was Bedürfnisse bedeutet und dass es nicht nur darum ging, zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Diese elementaren Dinge konnte ich sowieso auch nicht erfüllen! Meine Bedürfnisse gingen aber weit darüber hinaus und ich konnte sie nicht zum Schweigen bringen und sie hatten auch ihre Daseinsberechtigung, aber ich verstand das Prinzip nicht. Ich konnte irgendwie nicht Unterscheiden!

Ich dachte Freude ist etwas Verbotenes. So katholisch irgendwie, so weit weg von unserem Schöpfer und dem Schöpferprozess der mit Begeisterung das Leben feiert. Sogar Tiere wissen wir man sich freut und wenn Hunde mich überschwänglich begrüßen, wie es nun einmal ihre Art ist, ist mir das immer peinlich. Obwohl ich sie mag und mein Herz überquillt vor Liebe wenn ich sie sehe. Das genau spüren sie und erwidern es auf ihre Art, aber es sind ja auch nur Hunde. Mir ist zuviel Gefühl, einfach zu viel Gefühl. Es macht mir eher Angst, obwohl ich mich geehrt fühle wenn Tiere positiv auf mich reagieren und mir vertrauen. Ein Geschenk.

An der Liebe erkennst du deine wahre Bestimmung.

War es sinnvoll was ich tat oder war es böse und egoistisch eigene Wünsche zu haben und wieso war ich nie klar im Kopf? Wieso tat ich immer was andere mir sagten? Wovor hatte ich ständig so viel Angst? Ich wollte es anderen immer recht machen, allen, bis ich daran zerbrach.

Das Schlimmste an mir war auch noch, dass ich ein Mensch bin der „polarisiert“! Wie ich das hasste. Immer war die Hälfte der Leute gegen mich!

Heute kann ich mich daran erfreuen wenn wenigstens einer auf meiner Seite ist. Haha. Durch die Demütigungen wird man demütig (hab´ ich die Tage wo gelesen!). Mir ist klar geworden dass andere ihre eigenen Gedanken habe und ich keinen Einfluss darauf habe. Ich denke ja in meinem stillen Kämmerlein auch was ich will. Ich musste lernen mich zu lieben, mit meinen Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Erst dann konnte ich frei sein. Niemand mag perfekte Leut`. Sie sind so aalglatt dass man immer an ihnen abrutscht. Erst wenn man von einem Prominenten die Pickel sieht und manche über sie herziehen, fangen wir an sie zu mögen, weil sie menschlich sind.

Vor der Therapie. 70 x 50 cm, danach: vollkommen geheilt.

Das Blöde mit meiner Sucht war auch noch dass ich nie nein sagen konnte wenn mir jemand etwas anbot. Ich schmiss alles ein was es gab, wie ein Doofi. Wie z.B. die „englischen“ Pilze im Wald, die hinter dem Haus einer WG wuchsen, in der ich einmal lebte und die uns alle schon nach wenigen Wochen in den Wahnsinn trieben. Irgendwann prügelte ich mich nur noch mit meinem Freund. Wir hassten uns und keiner kam auf die Idee Mal zu fragen, warum wir eigentlich zusammen waren?

Ich konnte einfach nicht aufhören diese idiotischen Pilze zu essen, sie lagen überall im Haus zum Trocknen herum und wenn man im Wald spazieren ging stolperte man ständig darüber. Fatal! Ich aß sie wie Bonbons, ohne wahrzunehmen wieviel ich eigentlich schon intus hatte. Bald bestand mein Hirn nur noch aus zerrissenen Tüchern, die undefinierbar im Wind flatterten. Was sollte das sein, ein Kleid, eine Fahne, ein Zelt? Mein Denksystem war in Fetzen.

Ich bekam keinen Halt mehr, in mir und im Außen. Andere gingen so noch jeden Tag zur Arbeit. Ein Rätsel. Obwohl, Musikmachen konnte ich auch noch, wir waren ja alle bedröhnt. Doch wenn wir einen Auftritt hatten, schaffte ich es mittlerweile, nach einem besonderen Vorfall der mich aufrüttelte nüchtern zu bleiben. Bis nach getaner Arbeit.

Das hatte ich mir mit 17 einmal so angewöhnt, nachdem wir alle hoch- stoned und ober- besoffen im Frankfurter Sinkkasten auf der Bühne gestanden hatten und ich die Blicke der Leute sah, als ich ständig den Text vergaß und nur in die panischen, knallroten Augen meines Bruders neben mir an der Gitarre sah, der mir nicht sagen konnte wie die nächste Strophe ging. Wir bekamen nichts mehr hin und nichts mehr mit, aber wir spielten noch. Aufrecht stehend!

Das war mir peinlich, da nicht zu übersehen war dass die ganze Band völlig daneben war und ich schämte mich entsetzlich, eine so schlechte Arbeit abgeliefert zu haben.

Musikmachen war mir heilig, da konnte ich bei meinem Suchtverhalten ansetzen.

Es bedeutete mir einfach zu viel und es machte, normalerweise alle meine Sinne wach. Ich lebte wenn ich sang. Leider nur dann. Meine Seele jubilierte, wenn ich tat wofür ich geschaffen war. Kann es nicht anders ausdrücken.

Es ist völlig egal was es genau ist, das unsere gesamte Energie zum Schwingen bringt. Solange wir keinem schaden oder anderen unseren Willen aufzwingen (wichtigster Satz im Universum!), sind wir auf dem richtigen Weg.

Wenn wir tun, was unserer ganz ureigenen Matrix entspricht, spüren wir es untrüglich und wissen eins ganz klar: wir sind jetzt genau am richtigen Ort und hier zur richtigen Zeit.

Es ist, als manifestierte das die höchste Liebe unseres Selbst. Wir sind in diesen Momenten absolut frei und auch eins mit allem. Es ist ein Glücksgefühl dass uns kein Ersatzrausch, keine Materie und kein anderer Mensch bringen kann. Wir sind absolut im hier und jetzt und wir fühlen uns vollkommen.

Wenn wir es gefunden haben, sollten wir alles tun um es zu realisieren und es Teil unseres Lebens werden zu lassen. Alles verändert sich danach vollkommen und plötzlich stellen wir fest dass wir die Menschen und das Leben tatsächlich lieben.

Es ist unsere Aufgabe mehr als nur 5 % unseres Gehirns zu nutzen. Auch wenn es nach Jahren wieder etwas Neues gibt daß uns dieses Gefühl des Einsseins geben kann, wir entwickeln uns schließlich weiter, sollten wir auch da keine Mühen scheuen diese neue Energie in die Welt zu bringen und unser Leben dementsprechend zu ändern.

Glückliche Leut´ wollen nicht das es anderen schlecht geht. Glückliche Leut´ machen eine glückliche Welt! „Dem“ sollten wir all unser Streben widmen. Dafür sorgen, dass es allen auf diesem Planeten gut geht. Amen. Om namah shivay! Halleluja! Heureka.

*

An diesem besagten Tag unseres grandiosen Auftrittes im alten Sinkkasten, war ein bestimmter Freund schon mittags bei uns aufgekreuzt und wollte, wie alle Freunde und Freundinnen mit zu unserem Konzert kommen. Damit alle umsonst mit zur Veranstaltung konnten, trug jeder einen Verstärker oder eine Gitarre hinein, als Roadie quasi und das klappte auch immer gut. Wer hatte in dem Alter schon Geld für teure Eintrittskarten?

Nur war dieser Freund einer, der die gleichen Sucht- Gene wie ich hatte und er fing sofort an, schon mittags um 2 das erste Schillum zu bauen und mich zu nötigen auch richtig tief zu inhalieren. „Das kannst du doch besser“, meinte er noch und, blöd wie ich war tat ich das auch, um zu zeigen dass ich das konnte und saugte wie eine Idiotin daran bis eine so große Rauchwolke aus meiner Lunge kam dass der ganze Raum von dichtem Nebel eingehüllt war. Geht doch! Danach saß ich völlig zugedröhnt daneben und konnte kaum noch aus den Augen gucken, noch bevor wir überhaupt unsere Instrumente eingepackt hatten.

Da ich, wie gesagt nie nein sagen konnte rauchte ich auch jedesmal mit, wenn nach und nach der nächste eintrudelte. Bei jedem neuen Gesicht stopfte unser Freund wieder sein Schillum und machte so viel rein wie ich in einer Woche nicht rauchen würde. Und was machte ich? Ich zog auch immer schön ordentlich dran, es schmeckte so gut und dann kam dieser Auftritt, den ich mein Lebtag nicht vergessen werde. Ich möchte nicht wissen wieviele Schillums mein Bruder und ich an diesem Tag geraucht hatten, es kamen an diesem Tag aber auch so viele mit weil Wochenende war. Als es, abends nach 9 Uhr endlich losging, konnten wir beide kaum noch stehen. Dazu tranken wir alle auch noch Bier!

Am Ende des 2. Sets lief ein „älteres“ Paar an der Bühne vorbei. Sie waren so um die 30, aber für mich 17- jährige waren sie schon steinalt. Im hinteren Teil des alten Sinkkastens, der damals noch direkt am Main, an der schönen Aussicht lag, war es an der kleinen Bühne ziemlich eng. Der Raum ging da noch ein Stück um die Ecke herum und da konnten auch noch ein paar Leute sitzen. Sie mussten sich aber, wenn sie wieder nach vorne wollten, an der kleinen Bühne vorbeiquetschen.

Die Frau, eine Erwachsene, die anscheinend extra zu unserem Auftritt (aus Aschaffenburg) angereist war, schaute mich einen Moment an, als sie auf gleicher Höhe mit mir war. Ich hatte die Hände auf den Mikrophonständer gelegt und wartete bis das Solo vorbei war. Ich stand am vorderen Bühnenrand und wartete auf meinen Einsatz.

Einen Moment setzte die Zeit aus und wir schauten uns einen ewigen Augenblick schweigend an. Ich sah wie tief enttäuscht sie war. In ihrem Blick lag alle Verachtung die man sich vorstellen kann und ich wurde rot bis unter die Socken. Sie fixierte mich 3 Sekunden lang so strafend dass ich sofort und auf Immer und Ewig alle Schuldgefühle der Welt bekam. Ich versank im Erdboden und stand plötzlich völlig entblößt und ungeschützt da. Ich hatte ihr den Abend verdorben und ich war schuld!

Die anderen haben sie gar nicht bemerkt. Die meisten Gitaristen schließen auch immer die Augen wenn sie sich an ihrem Solo auf den Knien ergötzen!

Wir waren erst 17, 18, 19 aber es sah so aus als seien diese „ erwachsenen“ Leute extra wegen uns gekommen, was mich sehr erstaunte. Es traf mich dass wir sie so bitter enttäuscht hatten.

Das nahm ich mir zu Herzen, wie es so schön heißt und habe nach diesem Vorfall, vor und während eines Konzerts nie mehr etwas zu mir genommen. Es gab also doch so etwas wie eine Disziplin in mir und ich blieb beim Musikmachen bis an mein Lebensende konsequent dabei, bis auf eine einzige Ausnahme. Auch in den Pausen wurde in der Garderobe von den Fans, die uns etwas Gutes tun wollten gerne Joints herumgereicht und alle tranken Alkohol. Auf der Bühne standen immer die Biergläser der Jungs auf den Verstärkern herum, ganz selbstverständlich. Sie tranken den ganzen Abend Alkohol (während der Arbeit!) und der Wirt liefert regelmäßig Nachschub. Für die Stimmung! Bei der Zugabe waren immer alle ziemlich betüddelt und das jeden Abend. Ich konnte das nicht und war froh, mich zeitig davon verabschiedet zu haben.

Ich war so unsicher auf der Bühne dass ich nur ganz weite Pullis und flache Schuhe tragen konnte, nachdem ich mich als 20 jährige in hochhackigen Schuhen nach einem Auftritt einmal verletzt hatte. Wäre etwas an meiner Kleidung zu eng gewesen, hätte ich den ganzen Abend Angst gehabt etwas rutscht hoch oder eine Naht platzt und ich wäre nur damit beschäftigt gewesen an mir herum zu zuppeln. Ich durfte durch nichts abgelenkt werden, ich brauchte alle Konzentration, um meinen Text nicht zu vergessen.

Da ich so oft die Bands wechselte, gab es auch immer die anstrengende Eingewöhnungszeit, bei der ich damit beschäftigt war meinen Einsatz nicht zu verpassen, da es am Anfang immer dauert bis man die Abläufe der vielen Songs drauf hat. Die meistens Bands hatten ihr festes Programm dass sie schon seit Jahren spielten, ich musste manchmal innerhalb weniger Tagen alles neu lernen wenn ein Sänger unvorhergesehen ausgefallen war. Unfall oder Krach.

Einer war einmal über Nacht nach Amerika abgehauen, weil er die Schnauze voll hatte und sie befanden sich mitten in ihrer Frühjahrstournee. Mir blieb eine Nacht, um mich auf ihr Programm vorzubereiten und genügend Klamotten einzupacken, weil ich nicht wusste wann ich wieder in der Nähe einer Waschmaschine sein würde. Zum Glück war es eine Bluesband und die hatten alle ein ähnliches Programm, so dass es nicht allzu kompliziert wurde. Aber doch hatten alle ihre eigenen Abläufe und ich musste höllisch aufpassen, die ersten Tage nicht ständig meinen Einsatz zu verpassen. Meistens war nach 3- 5 Tagen alles flüssig.

Aber genau das lag mir, bedeutete es doch Abwechslung, Adrenalin, nicht zu lange an einem Ort bleiben und zu viel Nähe aushalten müssen. Wurde es zu eng, war ich auch schon weitergezogen wenn der Sänger wieder gesund war. Ich glaube ich war die einzige Bluessängerin die immer mit einem Stapel Zettel auf die Bühne kam. Eine Freundin meinte einmal, ich hätte mit meiner Nickelbrille ausgesehen, als wollte ich einen politischen Vortrag halten und in einer Jazzzeitschrift stand daraufhin, über die unscheinbare Sängerin: …und dann begann sie zu singen und ihre Stimme war Bourbon! (Ist das nicht ein schönes Kompliment? Beim Blues passt das gut.)

Die meisten Sängerinnen, die ich traf tranken vorm Auftritt immer ein „Gläschen“ Sekt, um ihre Nervosität zu dämpfen. Bei mir hätte das das Gegenteil bewirkt, weil ich immer Angst hatte zu stolpern und so gleich auf die Bühne gesegelt wäre. Hinfallen in der Öffentlichkeit ist das Schlimmste.

Die Verniedlichung „ein Gläschen Sekt“, symbolisiert schon die enge und intime Beziehung! Haha. Wann sagen wir zu wem „Schätzchen“, „Mäuschen“ oder „Bärchen“? Wenn wir Tisch und Bett miteinander teilen!

Am „Zigarettsche“, „Biersche“ oder „Käffche“ kann man die Suchtbeziehung erkennen. Ich weiß wovon ich rede! Versuche nur Mal diesem Kollegen morgens seinen Kaffee wegzunehmen und durch Tee zu ersetzen, weil der Laden zu hatte! Ich rauchte später dann auch nur noch „einen kleinen Joint“ (oh, wie süß!), als sei es mein Liebling, mein kleiner Schatz (knuddel), was es ja auch war. Mein bester Freund war der Joint und der Tag war gelaufen.

Ich betrat von diesem besagten Tag, mit 17 im Sinkkasten, die Bühne nur noch nüchtern. Ich wollte bei meinen Auftritten schließlich dabei sein!

Dafür konnte ich eine gewisse Disziplin aufbringen, aber im Alltag schaffte ich es nicht auch nur einen einzigen Tag nüchtern zu bleiben. Die Sucht wurde so etwas wie mein Lebensthema und mir war klar dass ich daran arbeiten muss, ich wurde ja immer verrückter. Heute denke ich: was ich in diesem Leben hinkriege, habe ich fürs nächste schon erledigt oder wenigstens auf den Weg gebracht.

Man lernt schließlich auch nicht in einem einzigen Leben Klavier, siehe Mozart! An den Stücken, die er mit 5 geschrieben hat, brach ich mir mit 25 die Finger ab, als ich anfing Noten zu lernen, nachdem ich schon 10 Jahre auf der Bühne gestanden hatte. Das was er schon „mitgebracht“ hatte, kann man nicht in einem Leben lernen. Glaub mir.

Ich konnte auch von Anfang an singen. Egal ob es jetzt einem gefällt oder nicht und wie hoch oder niedrig mein Niveau ist, aber ich habe es nie lernen müssen. Meine Mutter erzählte mir dass ich schon mit 2, wenn ich vorne auf ihrem Fahrrad saß so komplizierte Melodien sang, die sie selber nicht hätte hinbekommen können.

Sie sagte, ich hätte als Kleinkind so ungewöhnliche Sachen von mir gegeben dass sie sich wunderte wie so etwas in ein so kleines Köpfchen hineingekommen war. „Von uns hat sie das nicht!“ meinte sie dann immer. Hilfe! Ich bin ja so toll, ich halt´ s kaum aus mit mir! Aber es war auch ziemlich einsam auf diesem Planeten weil keiner wusste, wovon ich redete und mir keiner glaubte.

*

Ich denke, dass ich mit meiner Maßlosigkeit in früheren Leben anderen und auch mir so sehr geschadet hatte dass ich deswegen diesmal so ein großes Aufhebens davon mache.

Das Wort „Selbstdisziplin“ machte mir keine Angst, ganz im Gegenteil, als ich es das erste Mal hörte, im Zusammenhang mit irgendwelchen spirituellen Übungen, sprang ich sofort darauf an. Meine Freundinnen fanden das Wort schrecklich, es klang nach Zucht und Beschränkung.

Ich verzichtete, manchmal wenigstens ganz gerne. Es befreit einen irgendwie, wenn die Dinge einen zu sehr im Klammergriff haben. Ich fand Disziplin gut, ich sah darin die Möglichkeit über mein eigenes Innerstes Herr und Frau werden zu können, wo mich meine innere Ordnungslosigkeit ewig plagte. Immer nur Chaos! Ich sehnte mich nach einem geraden Strich in der Landschaft, an dem ich mich Mal orientieren konnte, ohne bei jedem Schritt in einen Abgrund fallen zu müssen.

Aber es war so etwas wie ein innerer, ein geistiger Strich! Das äußere Rennen nach regelmäßigen Zeiten war mir eher unheimlich (warum musste ich immer so früh, zu nachtschlafender Zeit in der Schule sein? Gelernt habe ich die Dinge die ich im Leben wirklich brauchte dort nicht und wenn ich Fragen hatte bekam ich eine 5, weil ich mich im Unterricht nicht unterordnete!).

Und was soll das zur Schau getragene „5 Mal am Tag beten“, wie die Katholen in ihren Instituten es immer propagieren und glauben, damit ihre Frömmigkeit beweisen zu können? Hat man damit die unendliche Weisheit unseres Schöpfers und seiner wunderbaren Schöpfung wirklich begriffen? So etwas machte mir eher Angst, stellte es doch nur Lippenbekenntnisse und zur Schau Scheinheiligkeiten dar, die kein Garant für wirkliche Fairness waren. Sie gehen in ihre Tempel, öffentlich zu beten und am Nachmittag verraten und betrügen sie die Leut` und bringen sogar ihre Frauen um. Hab´ ich nie kapiert!

Als ich aufhörte von mir zu erwarten immer sofort perfekt zu funktionieren und mir Fehler gestattete, klappte es mit dem Lernen besser. Eine Entwicklung kam endlich in Gang und ich fing an echte Fortschritte zu machen. Die Erwartung nie scheitern zu dürfen hält einen vom Wagnis neue Wege zu gehen ab, weil man dann immer so maßlos enttäuscht von sich selbst ist. Man redet sich ein, das sei der Bewies dass man nichts kann und es nie begreifen wird und dass es sowieso keinen Sinn jemals etwas zu versuchen.

Klingt idiotisch, ist aber weit verbreitet. Es dauert bis man sich so annehmen kann wie man ist und Vertrauen in die eigene Fähigkeit entwickelt, alle Dinge mit Geduld anzugehen und auch wirklich erlernen zu können. Kein Stargeiger hat Paganini in der ersten Sekunde drauf. Viele wissen gar nicht, wie es sich anhört wenn einer solche komplizierte Stücke einübt (grässlich!).

Meine Mutter rief immer genervt: „Haaans“ aus der Küche, wenn mein Vater Schifferklavier übte und sich, logischerweise verspielte. Noch heute habe ich ihre genervte Stimme im Ohr. Sie begriff gar nicht was sie damit anrichtete. Er wollte doch nur ein neues Lied einstudieren. Irgendwann gab er ganz auf und ließ auch gleich alles andere. Schade drum! Meine Eltern nahmen sich immer den Wind aus den Segeln. Beide waren so.

Ich und der Fisch, der Fisch und ich

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