Читать книгу Ich und der Fisch, der Fisch und ich - Dorothea Doris Tangel - Страница 8

Kapitel 6

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Ich war meinen Gefühlen immer hilflos ausgeliefert und ich hasste das. Als mir klar wurde dass ich das auch noch mit ins nächste Leben nehmen würde und ich beschloss es noch einmal mit dem Leben zu versuchen, wollte ich etwas verändern. Ich wollte den gleichen Fehler nicht immer wieder machen „müssen“. Ich hasse es bei der Arbeit ständig denselben Zettel 10 Mal in die Hand zu nehmen und ihn immer noch nicht in die richtige Schublade gelegt zu haben. Unsinnige Zeitverschwendung! Ich wollte es endlich loswerden und hinter mich bringen. Ich wollte keinen Schaden mehr anrichten und ich wollte die Dämonen in meinem Kopf und die in meinem Leben loswerden.

Eines Tages erfuhr ich, bei einer Rückführung dass ich wegen meiner Uferlosigkeit vor circa 3000 oder 5000 Jahren im alten Ägypten auch vor einem Schwestermord nicht zurückgeschreckt war. Nur weil ich meine Wut und Eifersucht nicht hatte beherrschen können.

Ich wusste schon damals nicht wie man ein eigenes Leben aufbaut, wenn die anderen einen nicht mitspielen lassen. Ich wurde aus dem Amt gedrängt und wollte das nicht hinnehmen. Ich war so unselbstständig. Ewig abhängig von der Entscheidung anderer. Anstatt meinen eigenen Weg zu gehen, tötete ich.

Schon in der Minute nach der Tat, bereute ich was ich getan hatte, aber da war es nicht mehr rückgängig zu machen und heute handle ich lieber gar nicht bevor ich möglicherweise einen Fehler begehe oder jemanden verletze. Auch nicht das Wahre. Die Balance zu finden ist das Entscheidende. Man tut immer Mal anderen weh wenn man seine eigenen Entscheidungen trifft. Aber es geht um die Motivation. Ich wollte sie damals loswerden und ich wollte sie auslöschen. Sie musste weg, weil ich nicht in der Lage war weg zu gehen.

Noch heute bezahle ich für diese Tat und habe mittlerweile verstanden, warum es bei den 10 Geboten von Mose geheißen hatte: „du sollst nicht töten“.

„Mein ist die Rache spricht der Herr“. Ich hätte nur warten müssen und mein eigenes Leben suchen können, in der Zwischenzeit, dann wäre es besser verlaufen. Aber ich wollte alles und jetzt sofort und ich wollte was ich will. Ich wusste nichts von „Schicksal annehmen“ und Sehen das Beste daraus zu machen und Geduld und Vertrauen zu entwickeln. Das Schicksal, die Chance.

Ich wehrte mich, wie heute. Ich war immer dagegen, gegen alles und gegen jeden! Sogar gegen die Zeit und gegen den Ort! Nie war es das was ich wollte, nie war ich da wo ich sein wollte und morgen und gestern waren immer wichtiger als das Heute. Was war nur mit mir los? Wieso war ich immer unzufrieden, mit dem was ich hatte? Wieso tat nie das, was ich tun wollte? Ob das auch anders geht?

Ich habe das Pech, aber auch das Glück, heute mit der gleichen Familie von damals gestraft und gesegnet worden zu sein. Manche haben mir bis heute nicht verziehen und lassen mich natürlich auch jeden Tag spüren wie sehr sie mich verachten, ohne dass einer erklären kann warum sie mich so behandeln und wenige können auch glauben was da alles so abgelaufen ist. Aber ich bekam aber auch die Chance (bei einigen wenigstens), etwas wiedergutmachen zu können. Ich konnte vielleicht wieder etwas Vertrauen aufzubauen, das ich selbst einst zerstört hatte, indem ich heute da war als kein anderer da war.

Bei der Schwiegerschwester aus dem Ägyptenleben hatte ich sogar die Gelegenheit, in einer etwas ähnlichen Situation, hinter den Kulissen zu intervenieren, dass sie geschützt war und nicht fallengelassen wurde, als es um ihre Existenz ging. Ich brauchte es nicht dass einer davon erfuhr, ich war einfach nur froh mich nützlich gemacht zu haben. Sie hatte mir schon vor 1000 Jahren verziehen, ich mir bis heute nicht!

Als es vollbracht war, diese eine Aufgabe, speziell mit meiner Familie, spürte ich es ganz klar und deutlich, dass ich da etwas Karma wieder gut machen habe können. Es war eine spürbare Erleichterung und danach veränderte sich auch mein Gemütszustand merklich, quasi als Belohnung, diesesmal nicht weggerannt zu sein als meine Leute meine Hilfe brauchten.

Was hatte mich all die Zeit gequält? Die Geister die ich einst gerufen hatte? Jede Tat setzt eine Energie frei. Was hinterließ ich damals, als ich diese Untat beging? Ich schürte den Hass und ließ zu dass meine Missgunst die Oberhand gewann und andere in Bitternis zurückließ und der Verlust kaum zu verkraften war. Alles was wir tun färbt natürlich auch auf uns ab!

Schon mit 15 fiel mir auf daß ich ein Problem hatte und die anderen nicht. Denen machte es nichts aus, den Alltag so zu erleben wie er war und wenn einmal nichts im Haus war, um den Tag zu betäuben, wenn wir alle nach der Arbeit zusammen saßen, Schallplatten hörten und Gitarre spielten war es ihnen egal, aber ich drehte durch.

Ich konnte es nicht ertragen, auch nur einen Abend ohne Betäubung aushalten zu müssen. Ich war die einzige die jedesmal einen Aufstand probte, hysterisch Geld sammelte und noch extra in die Stadt fuhr, um etwas zu besorgen. Wir gingen dann immer zur Szene („Ssiehn“ gesprochen), ein kleiner Park mit See in der Frankfurter Innenstadt, gleich neben dem Stadtbad Mitte, um für 5 Mark ein „Piece“ Haschisch zu besorgen.

Damals war auch schon LSD im Umlauf, ein wirklich starkes Zeug das wir am Wochenende oft "einwarfen", um so richtig abschalten zu können. Nachdem jeder von uns die Woche auf einer Arbeit hinter sich gebracht hatte, die wir hassten und mit der wir nichts anfangen konnten, brauchten wir einfach den stärksten Kick der zu kriegen war.

Bei Alkohol war man nur besoffen und wusste am nächsten Tag nicht mehr viel, aber mit LSD gab es auch noch einen Film mitgeliefert. Die Halluzinationen waren erstaunlich und nachdem man sich, wenn der Trip begann erst totgelacht hatte, kam danach immer der Horror. Man war nicht in der Lage die Dinge auseinanderzuhalten und unterscheiden zu können was Fiktion und was real war. Gefährlich. Einer wollte uns einmal aus Spaß alle mit einer Ast zerhacken und lachte dabei hysterisch während wir alle um unser Leben rannten, weil er nicht schnallte dass das mit unserem Ableben einhergehen würde.

Mit 15 war ich schon jeden Abend zugeknallt und am Wochenende sogar 24 Stunden des Tages am Stück, da die meisten von uns in Jobs gesteckt worden waren, bei denen viele Erwachsene mit uns machen konnten was sie wollten. Wir waren zu jung, um uns zu wehren.

Wir hatten keine Wahl, denn wir gehörten zum „Abschaum der Gesellschaft“, wie unser Lehrer uns so gerne betitulierte als es darum ging uns auf Berufsleben vorzubereiten und wenn er uns mal wieder für seinen Lebensüberdruss bluten lassen wollte und sich an uns hochzog. Ihr seid die „unterste Schicht der Gesellschaft, sagte er dann immer „euch will keiner haben“ und fuhr sich mit seinen knochigen Fingern hektisch durch seine fettigen Alkoholikerhaare und riss dabei seine Augen so weit auf als wollte er uns alle mit einem Schwung verschlingen. Wahrscheinlich hatte er wieder einen Kater. Ich dachte, ich wäre in der Schule um etwas zu lernen. Aber wir sollten anscheinend flach gekloppt werden, wie ein Schnitzel damit wir in die Streichholzschachteln der Mächtigen passten.

Ich habe mich oft gefragt, warum ich mit Menschen mit Abitur so wenig Gnade habe, wenn sie durch ihre Position über mich urteilen und bestimmen konnten, die ich einen ganz anderen Background habe als sie, die sich ihren Beruf hatten aussuchen können.

Ich habe keinen Sozialneid, wie es so schön heißt, ich habe Abiturneid, obwohl die

meisten meiner Freunde und Freundinnen studiert haben. Aber ich muss zugeben, daß das alles meine eigene Schuld ist. Wie immer! Denn als sie mich mit 10 in der Schule fragten ob ich ins Gymnasium wollte, hatte ich Angst ich hätte keine Zeit mehr zum Malen! Also war es meine Entscheidung, auch wenn es meinen Eltern ganz recht war dass ich ihnen nicht noch die nächsten 14 Jahre auf der Tasche liegen würde, wie Kinder die studierten.

Keiner von „den Studierten“ kann sich vorstellen wie es ist, mit 14 einer Industrie ausgeliefert zu sein, der es nur um Leistung, Ausbeutung und Kostenreduzierung geht, bevor man überhaupt fertig gebacken ist. Wie soll so, etwas aus einem werden? Fehlgeleitet, mit voller Absicht, von Leuten die es besser wissen müssten! Der Starke sollte den Schwachen beschützen und nicht seine Unwissenheit ausnutzen um ihn abzuzocken! Das ist dickstes Mittelalter und plumpe Wegelagerei.

Wir mussten Job- mäßig nehmen was übrig war und hatten die Fresse zu halten. Arme Leut` sind wehrlos und junge erst recht. Wir hatten keine Stimme, wir hatten keine Lobby! Wen kümmerte es, was ein 14 jähriger auf der Arbeit auszuhalten hatte? Die täglichen Erniedrigungen mussten verkraftet, verdrängt und abgebaut werden, damit wir uns danach wieder wie "normale" bewegen und die Woche auf der ungeliebten Arbeit durchstehen konnten bis zum nächsten Wochenende, sonst wären wir geplatzt. Dann knallten wir uns wieder zu, von Freitag, sofort nach Feierabend durchgehend bis Sonntagnacht.

Ich ging Montagmorgen oft noch auf Droge und mit einer ganzen Menge Restalkohol im System zur Arbeit (Lambrusco, 2 Liter für 1,80 D Mark) und wenn ich am Wochenende LSD geschluckt hatte, fand ich die Muster auf den Formularen dann immer sehr faszinierend, sie bewegten sich sogar, wie schwimmende Wolken. Ich sah Farben. Wahnsinn! LSD braucht lange bis es abklingt und bei mir wirkte es meistens auch noch viel länger als 12 Stunden. Ich konnte 3 Tage auf Trip sein, wo andere am nächsten Morgen schon wieder klar waren.

Es dauerte auch bis ich begriff dass man Haschisch und Rotwein nicht gleichzeitig zu sich nehmen darf. Ich bekam davon jedesmal einen Kreislaufkollaps und hatte das Gefühl mein Herz bleibt gleich stehen, bis ich mich endlich übergeben konnte. Obwohl ich nur ein kleines Glas Rotwein getrunken hatte! Ich lag dann lange im Bad auf dem kalten Kachelboden und konnte nicht mehr aufstehen oder rufen und dachte, meine letzten Minuten werde ich also in einem Badezimmer verbringen, während meine Freundinnen draußen laute Musik hörten und lachten. Dasselbe habe ich auch bei anderen beobachtet, wenn sie diese 2 Sachen mischten, bis ich dahinter kam dass es diese beiden Komponenten sind, die irgendeine chemische Reaktion auslösen die wirklich gefährlich ist und einen Herzkasper bewirkt.

*

So dachte ich mich am Wochenende genügend abreagiert zu haben und wieder bereit für das „Arbeitsleiden“ zu sein. Dazu kam noch dass mich so ein alter Knopf aus meiner Abteilung immer bis aufs Klo verfolgte, weil er meinte mich kontrollieren zu müssen, damit ich nicht heimlich rauchte bevor ich 16 war. Was ich aber trotzdem tat. Ohne Nikotin eine Stunde durchzustehen schaffte ich dort nicht.

Besonders in einer so lieblosen Atmosphäre. Es gab nie ein freundliches oder aufbauendes Wort, alle behandelten mich wie einen Fremdkörper und ich fühlte mich wie Kaffeesatz, den man vergessen hatte zu entsorgen und mit dem man sich jetzt auch noch herumplagen wollte wenn man frischen Kaffe machte. Nichts weiter als Abfall. Ewig unerwünscht.

Ich denke ich benötigte nur regelmäßig eine Pause von den vielen Leuten um mich herum, zu denen ich keinen Bezug aufbauen konnte. Ich brauchte ab und zu etwas Privatsphäre, die ich auch zu Hause nicht hatte, da wir Kinder über kein eigenes Zimmer oder einen Rückzugsort verfügten, bei dem man mal die Tür zumachen konnte. Unser Bett stand in einem schmalen Durchgang von der Küche zum Schlafzimmer meiner Eltern, und hatte keine Türen. Noch nicht mal der Platz für einen kleinen Schreibtisch, wie ich mir immer wünschte war mir vergönnt, damit ich in Ruhe malen und basteln konnte, ohne ständig anderen Platz machen und meine Arbeit unterbrechen zu müssen. Immer war ich im Weg und musste, wenn ich gerade so schön drin war alles wegräumen, weil jetzt gegessen wurde oder „de Babba von de Abbeit kam“.

Der alte Sack von meinem Job in der Naxos Union klopfte immer hysterisch gegen die Klotür, wenn ich mich mal zurückgezogen hatte (obwohl hier nur für Damen war!), die ich aber nicht öffnete und er machte mir das Leben zur Hölle weil er meinte, mich persönlich jeden Tag dafür bestrafen zu müssen dass ich existierte. Keiner war auf meiner Seite und alle anderen in der Abteilung schauten dezent in eine andere Richtung wenn er wieder neben meinem Schreibtisch auftauchte und mich wegen irgendwelcher Bagatelle lautstark zur Schnecke machte. Was hatte ich diesem Idioten nur getan dass er mich nicht in Ruhe lassen konnte und warum half mir keiner? War ich allen egal? Anscheinend! Es scherte sie einen Dreck wie er mich behandelte und auch dort gab es kein Entkommen, vor der bösen realen Welt. Wenn man sich nur auflösen könnte…

Er war ein bösartiger alter Mann, wahrscheinlich erst so um die 40, aber für mich war er so alt wie scheintot und roch schon übel aus dem Mund. Er trug immer nur Nazi- braune Anzüge mit Nadelstreifen und ich war seinem Zorn jeden Tag auf s Neue hilflos ausgeliefert. Er drangsalierte mich solange bis ich von zu Hause fortlief, weil Mutter mir verbot die Arbeit zu schmeißen, ohne zu fragen warum ich da weg wollte.

Ich wollte nie ins Büro, ich war handwerklich! Aber die Frau vom Arbeitsamt hatte in großer Eintracht mit meiner Mutter entschieden dass es wäre das Beste für mich wäre. Mutter meinte noch, es wäre doch nett nicht im Freien arbeiten zu müssen. (?) Keine der Mädchen aus der Schule musste im Freien arbeiten. Was sollte das überhaupt für eine Arbeit sein? Der Straßenstrich? Sie interessierten sich doch gar nicht für mich, sie wollten mich nur schnell loswerden und abhaken. Ich kam gar nicht vor, obwohl es die wichtigste Weiche für mein weiteres Leben war, die da gestellt werden wollte.

Keiner von uns Pubertierenden hatte so etwas wie eine Vertrauensperson, die wir Mal um Hilfe bitten oder bei der wir uns mal aussprechen konnten wenn uns die vielen neuen Eindrücke auf der Arbeit und mit den Erwachsenen überforderten. Wir waren, wie immer auf uns selbst gestellt und ich kannte niemanden aus dieser Zeit der/die mit den Eltern reden konnte.

Wir hatten keine Rechte, wir waren ja noch minderjährig. Was für ein saublödes Wort! Wieso ist ein Alter weniger wert als ein anderes? Jedes Alter ist doch kostbar. Aber da verwechsle ich gerade was mit dem Wort „minderwertig“. Und schon verselbstständigt sich meine Wut wieder und läuft aus dem Ruder. Was tun wenn man sie nicht abstellen kann? Schreib´ s auf, schrei´ s raus, sing darüber, tanz deinen Namen und beschmier die Wände in Deiner Stadt, aber tu was, schweigen hilf nie. Schweigen ist unser Tod!

Wen hätte ich um Rat fragen sollen, ohne gleich verhaftet oder in die „Besserungs- Anstalt“ gesteckt zu werden? Wir waren zu jung zum Wählen aber alt genug, um ausgebeutet zu werden. Ich kostete bei dieser Arbeit und bei meinen nachfolgenden Jobs, die unter der Rubrik Hilfsarbeit liefen nie mehr als 200 Mark im Monat für eine 40 Stundenwoche, ohne Berufsschule. Davon musste ich die Hälfte zu Hause abgeben und die Monatskarte davon bezahlen. Bis das Schulamt dahinter kam, dass ich keine 11 Jahre Schulpflicht absolviert hatte… War mir so was von Scheißegal! Immer nur Forderungen oder Verbote, aber nie eine Wegweisung oder Richtung, in der man in Ruhe erst einmal Mensch werden konnte.

Ich bin dafür dass junge Leute erst ab 18 arbeiten gehen sollten und das unser Land auch die „Lehre“ in staatlichen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen hat und nicht nur die Universitäten für Abiturienten, wo ja auch nichts anderes gemacht wird als einen Beruf zu erlernen. Abiturienten sind 18/19, wenn sie die Schule abschließen und danach studieren sie noch jahrelang bevor sie auf die Arbeitswelt losgelassen werden. Wieso ist die Ausbildung eines Klempners weniger wert? Auch Leute die Studiert haben wissen wie wichtig dieser Handwerker ist, wenn einem die Scheiße durch die Wohnung fließt, oder? Na also!

Wie sollen 14/15- jährige wissen was sie wollen und wie man sich mit dem Profimonstrum Wirtschaftswelt auseinandersetzt, wenn die Hormone im Körper anfangen verrückt spielen? Man muss gerade völlig geschockt feststellen dass einem an den unmöglichsten Stellen plötzlich überall Haare wachsen, man wird ständig rot, kriegt wegen nix einen Ständer und weiß nicht wie man als Mädchen einen Orgasmus haben kann (ich dachte, bis ich 18 war dass Frauen keinen Orgasmus haben!), oder wenn die Menstruation einem tagelang die Beine weghaut und man vor Schmerzen nur noch den Kopf an die Wand schlagen kann und dann soll man von einem auf den anderen Tag erwachsen tun, bevor der Körper es überhaupt ist?

Man muss gerade „Beziehung“ und „Fühlen“ lernen, fängt an seine eigenen Interessen zu entwickeln, die nichts mit dem vorgegeben Umfeld zu tun haben, was schon nicht einfach ist und man findet seine ersten selbst gewählten Freunde, die nicht in der selben Straße wohnen, mit denen die Eltern überhaupt nicht einverstanden sind, weil sie unmögliche Frisuren haben und den ganzen Tag rumhängen und nur Musik machen.

Damit fertig zu werden ist schon der Hammer und sich dann auch noch mit einer Industrie herumschlagen zu müssen, die den ungebildeten Hauptschülern nur Verachtung entgegen bringt, anstatt ihre Steuern zu bezahlen damit es genug Mittel für Bildung gibt ist wirklich unfair.

*

Wir waren irgendwie eine abgespaltene Generation, 1968/69. Auch wenn ich mit 14 noch zu jung war ein Hippy oder heute ein alt- 68- er zu sein, aber die Klamotten nähte ich mir gerne nach und die Musik hatte endlich Rhythmus. Als die Beatmusik geboren wurde ging ein Bruch durch die Welt, die die, die an Krieg und Materialismus glaubten und nur Stärke verherrlichten von uns abtrennte, denn wir glaubten an die Macht der Liebe und Toleranz war unser oberstes Gebot. Wir liebten Individualität, persönliche Freiheit und Farben! Es war Zeit dass es bunter wurde in dieser Welt! Das Ende des dunklen Zeitalters war angebrochen! Definitiv!

Wir waren Menschen! Sonst nichts. Wir waren keine Maschinen, die man an- und ausschalten oder wegstellen konnte, wie tote Dinge. Das Sklavenbewusstsein, Menschen benutzen und funktionalisieren zu können war immer noch viel zu weit verbreitet. Wir atmeten, wir lebten! Wir brauchten Raum!

Die Erde gehört uns allen und wir alle sind Teil vom dem einen Ganzen und es ist nicht nur die Welt einer weniger, die ständig von anderen verlangen dass die zu kontrollieren sein müssen, nur weil sie einem eine Pistole ins Gesicht halten.

„Wem gehört das Wasser, wem gehört die Luft, wer hat es dir gegeben dass ich dir dafür zahlen muss? Erzähl mir nix, erzähl mir nix!“. (Ein Lied von mir, das noch nie jemand gehört hat.) Selbst schuld, wie mein armer, alter Vater immer sagte. Vielleicht hat er ja recht und ich bin es, die etwas ändern kann. Wenigstens bei mir selbst?

*

Irgendwann wurde mir das, mit dem „sich immer betäuben müssen“, um diese gestörte und menschenkalte Welt auszuhalten aber dann doch zu viel und ich wollte etwas anderes. Mein Hirn und auch mein Gemütszustand waren sowieso noch nie die Besten und ich konnte den Horror in meinem Inneren und um mich herum so nicht abstellen. Alles haute mich wochenlang um. Die Welt war voller Gewalt, Hass, Streit, Ablehnung und Schmerz. Es war so einsam auf diesem Planeten und dazu verfolgten mich auch noch ständig alte Männer, benutzten meinen Körper, nur um sich an kleinen Mädchen zu rächen, vor denen sie keine Angst hatten, da die nicht so starke Arme hatten wie sie!

Wie soll man damit fertig werden? Da waren die Weichen schon unwiederbringlich gestellt. Was blieb mir anderes übrig, als mich mit mir und meiner Sucht auseinanderzusetzen? An die anderen Menschen kam ich irgendwie nicht heran. Also fing ich bei mir an.

„Beginne wo du bist, mit dem was du hast“ las ich irgendwo. Das half. Man wird dann doch, wenn man bereit ist für die Antwort ganz gut geleitet.

Also begann ich, als ich 20 wurde mir Dinge abzugewöhnen. Eins nach dem anderen. Ich wollte endlich klar sein, im Kopf, im Leben, in der Welt. Als ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnte fand ich eine gewisse Stabilität, wenn auch „nur“ im emotionalen Bereich. Aber das war genau das was ich gebraucht hatte (danke Kathy, danke Peanut), denn es gab mir die Kraft, Disziplin aufzubringen, um alte Familienmuster zu durchbrechen. Sie waren mir so ins Fleisch und ins Blut übergegangen dass ich nach ihnen reagierte, ohne es zu merken und ich machte es genauso wie meine Eltern, die immer nur aufeinander herumhackten und unglücklich waren, mit sich, mit ihrer Ehe, mit ihrer Arbeit, mit ihrem ganzen Leben und mit der ganzen Welt, obwohl ich das nicht wollte.

Es gab kein liebes Wort bei uns zu Hause, für nix und niemanden. Noch nicht einmal ganz profane Dinge des Alltags konnten normal ausgedrückt werden. Immer brüllte einer herum und es hieß: kann das scheiß Essen nicht pünktlich auf dem Tisch stehen?

Alles wurde sofort zur Katastrophe und bei jeder kleinsten Kleinigkeit wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und die Artillerie aufgefahren. Ich glaube meine Eltern wussten gar nicht dass es möglich ist ganz liebevoll zu fragen: „Schatz, wie lange braucht das Essen noch, kann ich dir vielleicht etwas helfen?“ Ich glaube, sie würden sich darüber totlachen wenn sie nicht schon tot wären.

Der Ablösungsprozess von den bewusstseinsverändernden Substanzen dauerte bei mir, von dem Moment an als es mich störte, mit 15, bis ich es schaffte, volle 25 Jahre und hält heute noch an. Abhängigkeit ist nicht damit gelöst dass man mit etwas aufhört und zum Beispiel nicht mehr kifft, säuft, drückt, sneeft, irgendwelche Tabletten einfährt oder auszieht. Obwohl dass die entscheidenden Schritte sind, um ins Leben zurückzukehren. Aber ein Säugling kann auch noch nicht laufen, sondern muss erst einmal krabbeln und er muss sprechen lernen. Die Entwicklung ist viel umfangreichere als man denkt und fängt erst in dem Moment an, wenn wir das vertraute Land unserer verhassten Vergangenheit verlassen. Wenn wir auswandern müssen wir auch erst die Sprache und Kultur unserer neunen Welt kennenlernen.

Denn erst wenn es, das was uns kaputt macht weg ist, fängt der Umwandlungsprozess an, der nicht einfach ist, sich aber auf alle Fälle lohnt. Denn wir bekommen nun die Möglichkeit geschenkt, wirkliche innere Unabhängigkeit zu erlangen und eines Tages selbstständig denkende Menschen zu werden und wirklich frei zu sein.

Wer ist das schon? Die meisten getrauen sich ja noch nicht mal über einen blöden Witz des Chefs nicht zu lachen, wenn der etwas sagt dass einem wirklich die Gedärme verknotet und man augenblicklich ins Koma fallen möchte, so müde machen einen Witze die nicht lustig sind. Obwohl er es wahrscheinlich aushalten würde.

Manchmal reicht es eine kritische Augenbauen hochzuziehen und zu sagen: hab schon besser gelacht, Boss. Das sind dann immer die Kollegen vor denen der Chef Respekt hat und die nicht jede Woche hundert Überstunden schieben müssen ohne dafür bezahlt zu werden. Wenn wir uns nicht zeigen, kann sich unser Gegenüber auch nicht spüren.

Keiner mag die Lauwarmen, noch nicht einmal unser Schöpfer. Ich will doch auch wissen ob mich einer ehrlich mag. Falsche Freunde sind eine scheiß Erfindung, die keiner braucht. Manchmal ist es besser zu wissen woher der faule Wind kommt, als nur in lächelnde Gesichter zu gucken und nie zu erfahren wer einem da so brutal in den Rücken gefallen ist, als man jemanden gebraucht hätte der hinter einem steht.

Die Auseinadersetzung mit der Sucht ist für mich zu einer Befreiung geworden, da in meiner Familie alle Probleme und ausgerechnet dieses spezielle Thema, dass uns so sehr betraf totgeschwiegen wurden. Wodurch es aber nicht verschwand! Sondern es wurde nur immer größer, bis es zu einem Ungetüm geworden war das bis zum Himmel reichte und nichts anderes mehr zu sehen war als das Monstrum ohne Namen, ernährt durch den täglichen Schnaps und die ohnmächtige Widerstandslosigkeit, bis es den ganzen Raum füllte und es keinen Platz mehr für etwas anderes gab. Noch nicht einmal Atemluft war für uns andere noch übrig, man erstickte in aller Gemütlichkeit daran, bis in dieser Atmosphäre nix mehr wuchs.

Das Ignorieren begünstigte die Ausdehnung des Problems, da es so die Nahrung bekam die es brauchte. Keiner sagte dem Dämon ins Gesicht dass es zurück in seine Domäne gehen sollte. Keiner getraute sich meinen Vater rauszuschmeißen. Er hätte dasselbe ja weiterhin tun können, aber warum ausgerechnet bei uns? Er schlug uns, weil er seinen Rausch nicht genießen konnte wenn er unsere vorwurfsvollen Gesichter sah. Wieso ging er nicht weg? Warum lebte er nicht sein eigenes Leben und zwang uns seins auf, obwohl es uns blaue Flecken bescherte und das Gefühl absolut wertlos zu sein, für den Rest unserer Tage.

Mein Gott, wie sehne ich mich danach dass mal einer zu mir sagt: Das hast Du gut gemacht!

Die Arbeit mit seinem inneren Schweinehund ist es wert, egal wie mühevoll sie von außen auch erscheinen mag. Jeder noch so kleine Erfolg baut einen auf, für Monate und motiviert weiter zu machen. Die Veränderung setzt ungeahnte Kräfte frei, wenn wir es wagen uns, uns selbst zu stellen und wenn wir unsere Zeit nicht mehr damit verschwenden Städte und Länder zu erobern, sondern Meister und Meisterin unseres eigenen Inneren Ichs werden.

Eine schöne Belohnung ist: das Lachen ist anders, die Freude hält länger und die Freunde sind echt. Sie widersprechen einem sogar wenn ihnen etwas nicht passt und rufen morgen wieder an und beide Seiten entschuldigen sich gerne. Nein, du hast ja recht, es tut mir genauso leid…

Man lernt hinzusehen und man lernt sich selbst, das Leben und die anderen lieben. Zack, und schon ist man nicht mehr einsam!

*

Als erstes verbannte ich das LSD aus meinem Leben, wie gesagt als ich 20 war, auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt nur noch alle paar Monate nahm, aber ich kam immer öfter auf einen Horrortrip und konnte es nicht stoppen, während die anderen sich totlachten und wirklich Spaß zu haben schienen. Ich war immer noch nicht in der Lage abzulehnen wenn mir einer irgendeine verdammte Pille unter die Nase hielt. Ich hasste mich dafür!

Als ich einmal vom LSD fast erblindete zog ich die Reißleine und habe es tatsächlich geschafft, diese eine Substanz nie wieder anzurühren. Gefehlt hat es mir nie! Und ich habe auch mein Augenlicht sofort wieder zurückbekommen, als sich das Gift aus meinem Körper abzubauen begann.

Was machte ich da eigentlich? War ich geistig zurückgeblieben? Machte es Spaß oder war es mir, wie beim Alkohol immer nur kotzübel und tat ich nur was alle taten, wie eine Idiotin? Biss ich auch in einen Kuchen voller Gift, wenn es die anderen taten? Konnte ich mir denn nichts Besseres und vor allen Dingen Schöneres und Angenehmeres für meine Freizeitgestaltung ausdenken? Ich hatte doch Ideen, oder? Schließlich war ich kreativ veranlagt, oder? Warum nutzte ich das nicht? Hatte ich denn kein Gehirn? War ich eine Amöbe?

Es musste doch noch andere Räusche geben, die meinen Körper und vor allen Dingen mein Denken nicht zerstörten und mich nicht immer in diese ewigen und unendlichen Abgründe der brodelnden Hölle warfen, wo alle Unholde der Unterwelt nur darauf warteten mich zu verspeisen.

Gab es das, eine natürliche Ekstase, ohne Hilfsmittel? Euphorien, die für Menschen wie mich, die eben eine intensivere Art zu leben haben bedenkenlos sind? Ich war nun einmal so, ich konnte nicht auf Halbmast leben! Ich hatte es immer wieder probiert aber es ging nicht. Irgendwann kam es, mein Ich immer wieder durch und hatte ich keine Möglichkeit es auszuleben zerstörte es alles und fraß das Leben dass ich mir gerade erschaffen hatte auf, mit Haut und Haaren und Flipflops, denn es war nicht meins, das war nicht ich.

Es war irgendjemand anderes, den ich wieder aus meinem Körper vertreiben musste um atmen zu können, sonst hätte mein Herz lieber aufhören wollen in meiner Brust zu weiterschlagen. Denn mein Herz liebte nun einmal nur mich und wollte nur für mich da sein und niemand anderen. Die sollte gefälligst ihr eigenes Herz benutzen, denn jeder hat ja sein eigenes.

Mein liebes Herz, ich danke Dir. Du wolltest nur für mich schlagen, du warst mir immer treu und hast zu mir gehalten und mir klar gezeigt, um wen es hier geht.

Gibt es vielleicht etwas das nicht nur mir, sondern auch anderen etwas geben könnten, um wieder Teil des Ganzen zu werden, wie zum Beispiel Musik, Wissenschaft, selbstlos Helfen bis zur Erschöpfung, eine Blinddarmoperation, ein gut gefegtes Trottoir, Büro oder eine saubere Werkstatt oder ein gutsitzendes Toupet oder ein Gebiss das sofort passt, ein gut gebackenes Brot und eine heiße Suppe in einer kalten Winternacht wenn es einsam ist auf weiter Straße?

Manche haben eben ein größeres Verlangen nach Intensität. Manche brauchen das, ein Leben in Leidenschaft. Aber woher kriegen, wenn man es nur in Form von künstlicher Betäubung kennt und nicht schnallt dass man damit nur seine wahre Kraft wegdrückt, weil man nicht weiß wohin damit… Bei Schülern nennt man das heute: Unterforderung.

Kein einfacher Weg, aber die Suche nach Antworten und das Ringen mit der Materie und mit sich selbst rentieren sich allemal. Kein guter Gedanke ist je vergeblich und zieht unsichtbare Kreise.

*

Irgendwann waren alle "Bewusstseinsverändernden Substanzen" aus meinem Leben verschwunden und ich musste mit 40 die ganze Entwicklung der Pubertät nachholen, denn als die angefangen hatte war ich schon nicht mehr anwesend. War lustig und ich konnte es genießen und verknallte mich in einen Musiker wie eine 13 jährige. Jetzt verstand ich auch warum geschrieben stand, dass in der alten Zeit, Abraham erst mit 300 reif war Vater zu werden. Wer kann mit 13, 20 oder 40 überhaupt klug genug sein alles zu wissen und alles zu können und alles richtig zu machen und wissen wie Liebe funktioniert?

Nur die Zigaretten und die Schokolade konnte ich mir noch nicht abgewöhnen und meine Sucht verlagerte sich aufs Essen und Tabak. Ich musste mir immer noch den ganzen Tag Dinge in meinen Mund zu stopfen, als wollte ich mir damit selbst das Maul stopfen.

Aber nun glaubte ich durch die Erfahrung, inzwischen daran dass ich das auch eines Tages hinkriegen könnte. Jetzt begann ich klar zu werden und mir Dinge und Gelerntes bis zum nächsten Tag merken zu können. Eine Entwicklung konnte beginnen, die ich vorher nur vor mir hergeschoben hatte und es begann Spaß zu machen wissend zu werden.

Überwunden habe ich die Sucht noch lange nicht, das ist mir mittlerweile klar, aber ich gehe Schritt für Schritt, eine Sache nach der anderen an und verlange einfach nicht mehr zu viel von mir denn, so habe ich gelernt das macht alles kaputt. Von sich auch noch ständig enttäuscht zu sein, raubt einem nur unnötig Energie! Heute will ich etwas erreichen und kann effektiver arbeiten, weil ich das was ich habe besser annehmen kann. Ich arbeite mit dem was mir zur Verfügung steht und verlange nicht von mir ein Genie auf einem Gebiet zu sein, mit dem ich mich das erste Mal befasse. Es macht wirklich Spaß etwas Neues zu lernen. Es ist aufregend, wenn der erste Schock in einer fremden Stadt, in ungewohnter Umgebung zu sein überwunden ist und man das erste Mal nette Leute kennenlernt und sieht dass man auch hier gut zurechtkommen kann.

Seit ich gelernt habe mir Zeit zu lassen, komme ich, komischerweise viel schneller voran. Und ich erwarte auch keine äußeren Erfolge mehr und erzähle (unbedingt!!!) keinem mehr davon was ich vorhabe, sondern mache es erst einmal alleine und sehe ob es funktioniert. Das nimmt auch viel Druck heraus, denn man braucht alle Kraft wenn man Gewohnheiten verändern will.

Man muss ja sein ganzes Leben vollkommen umkrempeln, jede Minute des Tages und sich ein völlig fremdes Verhalten angewöhnen, um nicht in alte Muster zu fallen und nicht rückfällig zu werden. Auch wenn es im Außen nach nichts aussieht weil, man zieht ja nicht in eine andere Stadt oder hat ein neues Auto mit fremdartiger automatischer Gangschaltung, bei der man ausversehen aus Gewohnheit an der Ampel noch lange den Rückwärtsgang einlegt oder man einen neuen Partner der Flussschiffer ist hat und die Freundinnen müssen sich erst daran gewöhnen daß man jetzt neuerdings immer auf den Flüssen Europas unterwegs ist und nicht wie üblich jeden Mittwoch zum Weiberabend kommen kann. Oft bemerkt es auch keiner, bis es überstanden ist, was mir immer ganz recht war.

„Rauchst Du nicht mehr?“ Entsetztes Fragen. Alle haben Angst einer verlässt das Boot und sie fühlen sich in Frage gestellt ob es dann auch richtig ist was sie tun. „Jetzt nicht, später vielleicht.“ Bloß keine Diskussionen, entspannt gucken, schnell umdrehen, weitergehen und sich mit etwas anderes beschäftigen, um sich abzulenken von der Verführung, mit den anderen zusammenzustehen und so gemütlich dazu zu gehören. So kuschelig, so weich, so warm, so heimelig. Wenn da nur die Lungen, der Husten, der so in der Brust brennt und der üble Mundgeruch am nächsten Morgen nicht wären…

Eine Pause, erst Mal. Danach kann ich ja wieder dabeistehen und keiner merkt den Unterschied, ich kann ja meinen Arm so halten wie früher, als ich immer eine Zigarette in der Hand hielt und dabei mit der anderen Hand den Ellenbogen abstützte. Aber ich vermisse nichts mehr. Weil ich mich an den neuen Zustand gewöhnt habe und nicht bei jeder Gelegenheit den Tabak zücke und mir erst einmal eine drehen muss, wenn es einen Leerlauf oder eine Aufregung gibt oder ich mich nicht anders entspannen kann. Rauchen schafft einfach nur eine Minute der Ablenkung von irgendeiner Anspannung.

Das müsste ich dich auch anders lösen können, ich hab´ doch viele Ideen. Das ist doch meine Stärke. Arividerci geliebte Pääpers, tschüss ihr kleinen Filterstückchen, good bye süßer Klebestreifengeschmack, mach` s gut freundlicher Tabakladen, wo der Verkäufer immer wusste welche Marke ich kaufe und adieu Javaanse Jongens.

Ich hoffe eines Tage vollkommen befreit zu sein, wie auch immer das aussehen mag. Wenn das überhaupt möglich ist.

Gibt es Menschen, so absolut ohne Sucht auf diesem Planeten? Ich rede nicht nur von Betäubung durch Alkohol, Drogen und Medikamente. Überall lauern verborgene Versuchungen, überall sind wir schnell süchtig nach Dingen, Menschen, Erlebnissen und Sensationen die uns unser ich vergessen lassen, wenigstens für ein paar Minuten.

Vielleicht sind die Süchte auch Teil des Materialismus, der uns keinen Platz für Ideale lässt. Vielleicht ist das alles zu so einem großen Thema geworden, weil wir gerade einen so wesentlichen Teil unserer Menschlichkeit verleugnen, ohne den wir aber nicht glücklich sein können und schon brauchen wir wieder eine Tablette, um nicht an den Schmerz denken und uns damit auseinandersetzen zu müssen.

Wir brauchen die Philosophie um unseren Geist zu nähren und uns höheren Idealen verschreiben zu können. Manche brauchen Religion, andere das Dienen der Wissenschaft oder ein Leben im Dienst am Menschen. Es ist egal ob wir an einen Schöpfer glauben, oder nicht, Maitreya sagt: einzig der gute Wille zählt. Teilt untereinander und rettet die Welt.

*

Ich und der Fisch, der Fisch und ich

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