Читать книгу Der Muskeltest - Was er wirklich kann - Dr. Christa Keding - Страница 14
Grundlagen des Muskeltests
ОглавлениеPhysiologisch basiert der Muskeltest auf der Tatsache, dass die Skelettmuskulatur am ganzen Körper ihre Reaktionsweise unter bestimmten Umständen verändert. Üblicherweise steuern wir diese Muskeln mit dem willkürlichen Nervensystem, das heißt, sie „gehorchen“ dem Willen, der Führung des Menschen.
Außerdem hat aber auch das autonome, unbewusste Nervensystem Zugang zur willkürlichen Muskulatur: Das reagiert automatisch und schneller als das willkürliche – und dies ist entscheidend in Gefahrensituationen, wenn man ohne Umwege fliehen oder kämpfen muss. Damit der Weg zu diesen schnellen, reflektorischen Reaktionen frei wird, muss die willkürliche Steuerung (wie das Rühren im Kochtopf) unterbrochen werden. Wir kennen das von einfacheren Reflexen (zum Beispiel: Wegziehen der Hand von der heißen Herdplatte) ebenso wie von angelernten, verinnerlichten Abläufen (Bremsen beim Autofahren).
Sobald die Wahrnehmungssysteme des Menschen Alarm geben, unterbricht also das willkürliche Nervensystem für einen Augenblick die Kontrolle über die Muskelfunktion, um die schnellere autonome Reaktion nicht zu behindern. Diese Entkopplung zwischen willkürlichem Nervensystem und Muskulatur dauert nur einen kleinen Moment, danach kann das Bewusstsein sich wieder in die Muskelsteuerung einschalten und sinnvoll mithelfen – oder einen entgegengesetzten „Befehl“ geben: Obwohl Feuer zunächst einen Fluchtreflex auslöst, können wir bewusst in ein brennendes Haus zurücklaufen, um einen Menschen zu retten.
Die kurze neuromuskuläre Entkopplung (Kinesiologieanwender sagen: „Der Muskel schaltet ab.“) zeigt also an, dass das Körpersystem Alarm gibt. Dies tut es aber nicht nur, wenn etwa ein Bär hinter uns auftaucht oder eine Maus durch die Küche läuft, sondern schon bei unterschwellig bedrohlichen Reizen, die wir mit dem Bewusstsein noch gar nicht als Gefahr erfassen, wie zum Beispiel bei ungesunden Nahrungsmitteln, unverträglichen Sonnencremes, elektromagnetischen Feldern oder emotionalen Belastungen.
Die Tragweite dieses Phänomens ist enorm. Es bedeutet nämlich, dass es in unserem Körper Frühwarnsysteme gibt, die über völlig andere – noch unerforschte – Sensoren verfügen als die bekannten Sinnesorgane! Diese „erkennen“ potenzielle Gefährdungen bereits, wenn diese noch ein minimales Ausmaß haben, und würden – wenn man ihren Warnungen folgte – verhindern, dass sich aus der Summe kleiner Negativreize anhaltende Schäden im Gesamtsystem des Menschen manifestieren.