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Widerspruch und Wahrheit

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Zunächst ging ich davon aus, dass zu einem Thema entweder nur die eine oder nur die andere Behauptung wahr sein konnte. Um zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden zu können, setzte ich mich mit vielen Einzelfällen ausgiebig schriftlich auseinander. Der Berg meiner Notizen mit Anmerkungen, Beobachtungen, Thesen, Belegen und Fragen wurde größer und größer, eine Klärung war nicht in Sicht. Im Gegenteil, es kamen immer mehr Puzzleteile hinzu. Bei manchem ging es längst nicht mehr um die Kinesiologie als Methode, und doch gehörte alles zu einem Gesamtbild, das ich aber nicht erkennen konnte.

Völlig irritiert war ich beispielsweise über Therapeuten, die per Muskeltest bei fast allen Patienten dieselben Störungen fanden, während dieselben Patienten anderen Therapeuten andere Testantworten lieferten.

Ebenso wenig konnte ich begreifen, dass man den Muskeltest auf Gesundheitsmessen und in Arztpraxen zuweilen als „Verkaufsargument“ missbrauchte. Wie gesagt, je länger ich mich mit der Materie beschäftigte, desto mehr sammelte sich in meinem Körbchen.

Nachdem ich alles gesichtet und sortiert hatte, blieb die Fülle zwar bestehen, aber ich hatte zumindest einen gemeinsamen Nenner, um den es mir persönlich ging: Was sich vor mir ausbreitete, waren lauter Bruchstücke, die nicht zusammenpassen wollten und damit die Kinesiologie irgendwie unglaubwürdig wirken ließen. Da schloss sich zumindest der Kreis zu meiner persönlichen Betroffenheit. Denn mir liegt ja am Herzen, dass die Kinesiologie – für mich noch konkreter: der Muskeltest – in „seriöse“ Therapiemethoden Eingang findet. Das wird erst geschehen, wenn er durch Glaubwürdigkeit überzeugt.

Wenn ich mein gesammeltes Material unter dem Motto „Glaubwürdigkeit“ sichtete, kamen noch weitere Aspekte hinzu, die ich berücksichtigen musste. So wartet die Kinesiologie in ihrer Methodik ohnehin mit einigen Merkwürdigkeiten auf, die sich jenseits unseres gängigen Wissenschaftsverständnisses bewegen, beispielsweise, dass man Substanzen allein durch Berührung auf ihre Verträglichkeit testen oder per Muskeltest mit seinem Gegenüber sozusagen „telepathisch“ kommunizieren kann. Auch das galt es einzubeziehen, wenn ich mich für den Muskeltest starkmachen wollte. Nicht zu vergessen einige unkluge Präsentationen dieses wertvollen Instruments in der Öffentlichkeit (auch wenn das eher Randerscheinungen sind).

Mit diesem Buch möchte ich den Muskeltest aus der wissenschaftlichen „Grauzone“ herausholen. Ich verstehe mich – wie bereits erwähnt – als seine Anwältin. Ich möchte ihm mit klaren Worten mehr Anerkennung verschaffen.

Aus dem, was zunächst nur gedacht war als Vorbereitung auf meine Seminare oder Vorträge, ergab sich zu meiner großen Freude im Laufe der Zeit ein stimmiges Denkmodell, in dem sich die Widersprüche auflösen, mit dem schwierige Phänomene des Testens zumindest hypothetisch erklärt werden können und mit dem darüber hinaus sogar deutlich wird, auf welche Weise Willkür und Manipulation in den Muskeltest einfließen können. Diese Einflüsse beim Muskeltesten transparent zu machen, das kommt der kinesiologischen Arbeit und den Patienten zugute – und auch der Methode und ihrem Ansehen. Auf dieses Modell und die daraus folgenden Konsequenzen läuft dieses Buch hinaus.

Wem könnte dieses Buch also nützlich werden? Logischerweise allen, die sich mit der Kinesiologie und ihrem Muskeltest beschäftigen, sei es als Therapeuten, als Ausbilder oder als Lernende der Methode, als Privatanwender, als potenzielle Patienten oder als Kritiker. Es könnte nützlich sein, wenn Sie Kinesiologie bzw. den Muskeltest kennen, praktizieren, kennenlernen wollen, skeptisch betrachten oder noch gar nicht kennen und nur neugierig sind – im nächsten Kapitel gebe ich einen kurzen Einblick in die Kinesiologie (nicht nur für Kinesiologie-Neulinge).

Der Muskeltest - Was er wirklich kann

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