Читать книгу Der Muskeltest - Was er wirklich kann - Dr. Christa Keding - Страница 5

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TEIL I

ERFAHRUNGEN

Vor dem Anfang

Im Zentrum dieses Buches steht der Muskeltest, ein Instrument, das primär in der Kinesiologie zuhause und durch sie in unterschiedlichster Weise bekannt geworden ist. Der Muskeltest steht im Mittelpunkt, aber hier nicht deswegen, weil ich in seine Anwendung einführen möchte – das habe ich in meinem Praxisbuch analytische Kinesiologie gründlich getan. (Vgl. Literaturverzeichnis)

Hier geht es um vertiefte, teilweise kritische Auseinandersetzungen mit diesem potenten und zugleich sehr speziellen Zugang zu un(ter)bewussten Informationen von Körper und Seele. Als Leser werden Sie von diesem Buch bestmöglich profitieren, wenn Ihnen dieser Test nicht gänzlich fremd ist, wenn Sie also damit selbst schon Erfahrungen gemacht haben, sei es als Therapeut, als Patient, als Kursteilnehmer oder aus sonstigem Interesse.

Auf die konkrete Anwendung des Tests werde ich nur kurz eingehen, setze also gewisse Grundkenntnisse voraus. Falls Sie sich auch ohne kinesiologische Vorkenntnisse von diesem Buch angezogen fühlen, werden Ihnen ein paar Anmerkungen begegnen, die Sie vielleicht nicht gleich einordnen oder nachvollziehen können. Sie sind jedoch für die wesentlichen Aussagen dieses Buches nicht entscheidend, sodass Sie über solche kurzen Passagen ohne Verlust hinweglesen können. Die erwähnten Anmerkungen gehören in dieses Buch, weil ich damit Leser ansprechen möchte, die sich in meinen Erfahrungen wiedererkennen und am Ende hoffentlich auch sehr konkrete und praktische Fragen an den Muskeltest auf diesem Weg beantwortet finden.

Bevor es zur Sache geht, lassen Sie mich etwas persönlicher werden. Ich glaube, dass manche Leser mehr Zugang zu meinen Fragen und Überlegungen finden und von meinen Gedanken und Hypothesen mehr profitieren, wenn ich nicht nur eine theoretische Abhandlung schreibe, sondern meinen persönlichen Weg dorthin skizziere. Und so beginnen wir nicht inmitten der Kinesiologie, sondern – sehr persönlich – auf meinem Balkon:

Zehn Seelen in meiner Brust …

Da sitze ich nun wieder (zum wievielten Mal?) an meinem Laptop, heute bei traumhaftem Sommerwetter, auf meinem Balkon in Hamburg. Mitten im Getümmel der Großstadt reicht mir „meine“ Eiche einen Ast über das Balkongitter und filtert das Sonnenlicht eines warmen Augusttages. Lauer Wind streichelt die Haut und trägt das Kreischen und Lachen der Kinder vom Spielplatz herüber.

Und warum sitze ich ausgerechnet an solch einem Tag beim Schreiben? Vielleicht ist es ein Versuch, mich von der wunderbaren Atmosphäre eines seltenen Sommertages tragen und inspirieren zu lassen. Mehrere Wochen liegen hinter mir, in denen ich keine einzige Zeile formulieren konnte. Anfangs ärgerte ich mich nur über diese Schreibblockade – wollte ich doch mein Buch den vielen Interessenten allzu gern bei einer Tagung zum Jahresende präsentieren. Überhaupt fand ich es an der Zeit, mit diesem Thema endlich zum Abschluss zu kommen. Und ahnte (zum Glück) nicht, dass ich einen Sommer später immer noch an demselben Buch arbeiten würde …

Es begann damit, dass ich mithilfe einer schriftlichen Ausarbeitung einige Irritationen rund um den Muskeltest klären wollte, um in meinen Ausbildungskursen zur analytischen Kinesiologie bei einigen schwierigen Fragen Rede und Antwort stehen zu können. (Mein Praxisbuch analytische Kinesiologie ist 2013 ebenfalls bei VAK erschienen.)

Dazu gehörten vor allem erhebliche Irritationen durch die unterschiedlichen Erfahrungen, die verschiedene Anwender mit dem Muskeltest gemacht hatten: Wie konnte es sein, dass mit diesem Instrument einerseits vergessene OP-Tupfer in einer Wunde aufgespürt werden konnten oder dass der Test vor einem unmittelbar bevorstehenden Blinddarmdurchbruch warnte und so vielen Menschen entgegen der medizinischen Erwartbarkeit zur Gesundheit verhalf, dass derselbe Test aber andererseits in anderen Händen eine definitiv nicht vorhandene Schwangerschaft „bewies“ und „begleitete“?

Mit solchen und vielen ähnlichen Fragen musste und wollte ich mich dringend auseinandersetzen, um meine Seminare glaubwürdig fortsetzen zu können. Und da mir gute Einfälle oft beim Schreiben kommen, begann ich dieses Medium zu nutzen, um in meiner Tätigkeit als Kursleiterin voranzukommen.

Je länger ich mich jedoch mit diesen Themen beschäftigte, umso klarer wurde mir, dass die erarbeiteten Informationen nicht nur in meine Kurse gehörten, sondern auch meine früheren Bücher Gesund durch analytische Kinesiologie und Gesund durch psychologische Kinesiologie vertieften und ergänzten. Ebenso wurde immer deutlicher, dass diese Fragen nicht mal eben nebenbei abzuhandeln waren, sondern Raum und Zeit brauchten, ihnen auf den Grund zu gehen. So zeichnete sich allmählich ab, dass es nicht bei ein paar kurzen Aufzeichnungen bleiben würde, sondern dass es ein größeres, rundes Werk werden müsste, ein ganzes Buch.

Und so begann ich zu schreiben, nicht ahnend, auf was ich mich da eingelassen hatte. Was zunächst nur nach Ausleuchten einiger Schwierigkeiten und Skizzieren einiger Ideen aussah, entwickelte sich zu einem Großprojekt. Erst kurz vor Abschluss des Buches wurde mir das Ausmaß klar: zum einen, dass ich in diesem Buch die Ergebnisse und Beobachtungen jahrelanger intensiver Untersuchungen und Auseinandersetzungen auswerte, und zum anderen, dass einige Schlussfolgerungen, wenn man ihre Tragweite zulässt, erhebliche Konsequenzen für Anwender der Kinesiologie wie auch für die therapeutische Arbeit allgemein haben können.

Doch immer wieder wurde mein Schreibfluss unterbrochen. Nicht nur durch die alltäglichen Aufgaben in Praxis und Seminaren, sondern vor allem, weil ich sozusagen einen „Knoten“ in den Gehirnwindungen hatte und keine Zeile zustande brachte. Zum Glück habe ich durch meine Patienten und Kursteilnehmer gelernt, dass es meist einen Sinn hat, wenn eine Blockade sich vor uns aufbaut, und nur in den seltensten Fällen besteht der Sinn, die Aufgabe darin, dieses Hemmnis zu beseitigen und sich in derselben Spur fortzubewegen.

So habe ich in den fast vier Jahren, in denen ich an diesem Buch gearbeitet habe, selbst wichtige Entwicklungs- und Erkenntnisschritte durchgemacht und phasenweise wahre Geburtsprozesse durchlebt, und erst in ihnen wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich seit Beginn meines Schreibens mit einer grundsätzlichen inneren Auseinandersetzung zu Fragen von Kinesiologie, Muskeltest und Bewusstsein „schwanger“ gewesen bin.

Viele Inhalte dieses Buches haben mich lange beschäftigt, sind Schritt um Schritt gereift, haben sich nach und nach erst während der Formulierung erschlossen. Aber keiner hat mich so anhaltend in Spannung versetzt wie die Frage: Wie gehe ich mit kritischen Kommentaren um? Wie weit steht es mir zu, den Finger in die Wunde eines anderen zu legen, den Splitter in seinem Auge zu suchen? – – Konnte ich eine „neutrale“ Darstellung anbieten, nur mit Blick auf Dinge, wie sie wünschenswerterweise wären (in der Hoffnung, dass sich das Positive dann von allein durchsetzt), oder ist es vielleicht sogar nötig, gerade auch das aufzugreifen und zu identifizieren, was „schiefläuft“ und Sand ins Getriebe streut?

Dieses Buch ist genau aus der Tatsache geboren, dass es viele Menschen gibt, die sehr fragwürdige (und teilweise unverantwortliche) Erfahrungen mit der Anwendung von Muskeltest und Kinesiologie gemacht haben. Genau diese Erfahrungen waren mir der Stein des Anstoßes, von dem ich kaum zu hoffen wagte, dass er möglicherweise eines Tages zum Stein der Weisen werden könnte …

Und so bremste mich im Laufe dieser vier Jahre immer wieder der Kampf meiner inneren Seelenanteile: die „Aufmüpfige“ gegen das „brave Kind“, die Kritikerin gegen die Beschwichtigende, die Besserwisserin gegen die Diplomatische, die Anklägerin (mit dem Aufruf, keinesfalls zu „werten“) gegen die Anwältin des Muskeltests (mit dem Plädoyer, Klartext zu reden).

Gesiegt hat die Anwältin des Muskeltests. In ihrem Plädoyer zitierte sie die vielen Therapeuten und Kinesiologen, denen wie mir eine seriöse Arbeit am Herzen liegt, die dem großartigen Instrument Muskeltest ein besseres Image und Glaubwürdigkeit wünschen und die zugleich mit Bedauern viel zu häufig Unsicherheiten, unschöne Auswüchse und im Extremfall sogar Missbrauch in der Anwendung dieses Testverfahrens beobachten.

Vermutlich stellen sich viele von ihnen dieselben oder ähnliche Fragen wie ich – und wahrscheinlich haben sie oft ähnliche Antworten gefunden. Ich denke, dass diejenigen, denen meine Sichtweise neu und fremd ist, bislang vielleicht nur noch nicht genauer über das Thema nachgedacht haben und dass viele Leser eher „Ach ja!“ und „Ja, genau!“ sagen werden, als dass sie sich an meinen kritischen (manchmal provokanten) Hinweisen stoßen. Ich möchte solche Beispiele als „Aufhänger“ verstanden wissen, die nötig sind, um etwas Wesentlicheres klar zu machen und die zugrunde liegenden Prinzipien zu verfolgen. Falls ich dabei der einen oder anderen kinesiologischen Arbeitsweise in meiner Darstellung nicht gerecht werde oder sogar etwas missverstanden habe, bitte ich um Nachsicht, weil ich nicht in jeder aktuellen Entwicklung auf dem neuesten Stand sein kann. Da ich gern dazulerne, freue ich mich gegebenenfalls über entsprechende Rückmeldungen und „Updates“.

Und so sitze ich wieder einmal an einem lauschigen Sommerabend auf meinem Balkon – das Eichhörnchen huschte gerade hinterm Laptop vorbei – und freue mich, dass ich den Dreh zum Schreiben wiedergefunden habe. Und ich hoffe, dass ich im Sommer 2008 ohne Laptop auf dem Balkon sitzen werde …

Der Muskeltest - Was er wirklich kann

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