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Das Zeitalter der Vögel
ОглавлениеUnser Wissen über die Evolution ist noch immer lückenhaft. Eines aber ist bekannt: Die Vögel entwickelten sich vor etwa 160 Millionen Jahren. Sie waren die ersten Lebewesen, die ihre Körpertemperatur konstant halten konnten. Dies hatte für sie einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie konnten ihre Eier warmhalten, sie selbst ausbrüten und damit auch bewachen und beschützen. Auf diese Weise erhöhten sie die Überlebenschancen ihres Nachwuchses.
Da sich die Vögel schon bis zum Schlüpfen um die Brut kümmerten, war es naheliegend, damit auch in den ersten Lebenswochen weiterzumachen. Doch dazu mussten die Elterntiere zusammenarbeiten und eine Möglichkeit haben, sich durch Signale zu verständigen. Die Jungvögel konnten den Eltern ihrerseits durch das Aufsperren ihrer Schnäbel und durch Laute signalisieren: Wir haben Hunger!
Außerdem waren die Vögel deutlich mobiler als die Reptilien. Dies gilt zum einen für die Geschwindigkeit, die bei der erfolgreichen Jagd eine Rolle spielt: Ein Wanderfalke kann im Sturzflug ein Tempo von 250 Kilometern in der Stunde erreichen. Es gilt zum anderen für die Ausdauer, die es zum Beispiel den Zugvögeln ermöglicht, weite Strecken zwischen Sommer- und Winterquartier zurückzulegen. Für warmblütige Tiere ist es von Vorteil, kalten Temperaturen ausweichen zu können, und auch für die Nahrungssuche ist es hilfreich, sich immer dort aufhalten zu können, wo es reife Früchte gibt. Die Weltmeisterin im Fernfliegen ist die Küstenseeschwalbe, die eine Distanz von etwa 40 000 Kilometern überwinden kann.
Da die Vögel das Energiesparen zugunsten eines neuen Lebensprinzips namens heat and speed (»Wärme und Geschwindigkeit«) aufgaben, wurden neue Schaltkreise im vegetativen Nervensystem benötigt. Dies war die Geburtsstunde des Sympathikus. Dieses neue Lebensprinzip blieb auch beim Menschen erhalten: Das sympathische Nervensystem kann die Fettzellen veranlassen, die gespeicherte Energie in Wärme umzusetzen.
Ein kleiner Tipp: Wer mit überflüssigen Pfunden kämpft, kann die Temperatur in seiner Wohnung etwas absenken. Eine Raumtemperatur von 18 °C ist ideal, um den Grundumsatz und den Kalorienverbrauch anzukurbeln.
Der Stammbaum des Menschen verrät auch, wie sich unser vegetatives Nervensystem entwickelt hat.