Читать книгу Das Vagus-Training - Dr. med. Ellen Fischer - Страница 18
ОглавлениеDER SCHALTPLAN DES VEGETATIVEN NERVENSYSTEMS
Die Steuerungszentralen des vegetativen Nervensystems befinden sich im Hirnstamm, dem ältesten Teil des Gehirns. Das Kerngebiet des alten Anteils des parasympathischen Systems liegt dabei weiter hinten (lateinisch dorsal), das des neuen Anteils weiter vorn (lateinisch ventral). Deshalb wird in vielen Fachtexten von einem dorsalen und einem ventralen Vagus gesprochen. Das ist nicht ganz korrekt, da das alte parasympathische Nervensystem den Vagusnerv nur für einen Teil seiner Fasern als Leitungsbahn nutzt. Der andere Teil seiner Fasern erreicht über das auf der Vorderseite des Kreuzbeins entspringende Splanchnikusgeflecht den Enddarm, die Blase und die Sexualorgane.
Das sympathische Nervensystem schickt die Fasern über den sogenannten Grenzstrang neben der Wirbelsäule an die Zielorgane.
Das Splanchnikusgeflecht
An der Vorderseite des Kreuzbeins treten im Bereich des zweiten bis vierten Sakralwirbels zu beiden Seiten je drei Nervenwurzeln aus. Sie bilden ein Geflecht rund um Enddarm und Blase, die Vagina (Scheide) bei der Frau und die Prostata (Vorsteherdrüse) beim Mann. Diese Organe liegen im kleinen Becken eng beieinander. Anschließend ziehen einige Nervenfasern um den absteigenden Dickdarm herum nach oben bis unter den linken Rippenbogen. In diesen Leitungsbahnen verlaufen fast ausschließlich Fasern des alten parasympathischen Systems.
Der Vagusnerv
Der Vagus ist der zehnte Hirnnerv (siehe >). Seine Wurzeln entspringen rechts und links aus dem Hirnstamm und verlassen den Schädel durch das sogenannte Drosselloch im Bereich der hinteren Schädelbasis, gemeinsam mit zwei weiteren Hirnnerven und einer großen Vene, die sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen transportiert. Danach läuft er parallel zu dieser Vene an beiden Seiten des Halses nach unten und findet Anschluss an die Speiseröhre, mit der er durch den Brustkorb bis zum Zwerchfell verläuft. Unterwegs zweigen zahlreiche Endäste ab, die unter anderem zum Kehlkopf, zum Herzen und zur Lunge ziehen. Unterhalb des Zwerchfells vereinigt sich der Vagusnerv im Sonnengeflecht mit Fasern des sympathischen Nervensystems. Die vegetativen Nerven folgen nun dem Verlauf der Arterien, die aus der Hauptschlagader abzweigen, zu beinah allen Organen im Bauchraum. Das Einflussgebiet des Vagusnervs endet mit dem quer verlaufenden Dickdarm unter dem linken Rippenbogen. Im Vagusnerv finden sich Fasern aus den beiden Kerngebieten des parasympathischen Systems. Oberhalb des Zwerchfells dominiert der Einfluss des ventralen Kerns (also des neuen parasympathischen Systems), unterhalb der des dorsalen Kerns (also des alten parasympathischen Systems).
EINE STANDLEITUNG ZUM GEHIRN
Geht man genauer ins Detail, findet man heraus, dass nur 20 Prozent der Fasern des Vagusnervs vom Gehirn zum Körper verlaufen, um den Organen Funktionsanweisungen zu geben. 80 Prozent – der deutlich gröSSere Teil – seiner Fasern ziehen in umgekehrter Richtung von den Organen hinauf zum Gehirn. Sie haben die Aufgabe, die Zentrale ständig über den Zustand der Organe auf dem Laufenden zu halten.
Dieser Schaltplan zeigt die Anteile des vegetativen Nervensystems und welche Organe sie versorgen.
Die Sympathikusnerven
Zwischen dem ersten Brustwirbel und dem zweiten Lendenwirbel entspringen auf Höhe jedes Wirbelkörpers mit den Spinalnerven auch Fasern des Sympathikus aus dem Rückenmark. Sie bilden rechts und links der Wirbelsäule eine Kette sogenannter Ganglien (»Nervenknoten«), die auch als sympathischer Grenzstrang bezeichnet wird. Von dort aus ziehen die Fasern zum Teil gemeinsam mit Fasern des Parasympathikus und BlutgefäSSen weiter zu ihren Zielstrukturen. Auf diese Weise lässt sich jedes Organ klar bestimmten Abschnitten der Wirbelsäule zuordnen.