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Das Zeitalter der Reptilien

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Betrachten wir zum Beispiel die Lebensweise der Reptilien, die seit 300 Millionen Jahren auf der Erde leben. Hier finden wir ein primitives parasympathisches Nervensystem, das bereits eine ganze Reihe von Prozessen im Organismus der Reptilien koordiniert:

 Es gibt ein Atem- und ein Gefäßsystem: Über die Lunge wird Sauerstoff in den Körper aufgenommen und mithilfe des Blutes zu allen Organen transportiert.

 Es gibt ein schlauchförmiges Verdauungssystem: Am Anfang wird die Nahrung aufgenommen. Im mittleren Abschnitt wird sie mittels chemischer Prozesse in ihre Bestandteile zerlegt und in den Organismus aufgenommen. Und am Ende wird alles, was nicht verdaut werden kann, aus dem Körper ausgeschieden.

 Es gibt ein Fortpflanzungssystem: Das heißt, die weiblichen Tiere produzieren Eier und die männlichen Tiere Spermien. Es kommt zu einer Begattung, bei der die Eier befruchtet werden. Anschließend werden sie jedoch an einem geeigneten Ort abgelegt und sich selbst überlassen.

Genauso erhellend ist es, sich klarzumachen, was es bei den Reptilien nicht gibt:

 Es gibt keine »Heizung«. Reptilien sind wechselwarm. Sie können ihre Körpertemperatur nicht konstant halten. Sinkt die Umgebungstemperatur, erstarren sie. Diese Erstarrung kann nur kurz, zum Beispiel über Nacht, oder über einen längeren Zeitraum wie den ganzen Winter anhalten. Es handelt sich auch keineswegs um einen passiven Prozess. Der gesamte Organismus muss gezielt heruntergefahren werden, um mit minimaler oder ohne jede weitere Sauerstoff- und Nahrungszufuhr überdauern zu können.

 Es gibt kein »Gaspedal«. Reptilien können ihre Beute nicht über längere Strecken hinweg verfolgen. Sie sind sogenannte sit and wait feeders (»Lauerjäger«). Das heißt, sie sitzen in einem Versteck und warten ab, bis sich ein geeignetes Beutetier nähert. Nun schnellt ihre Zunge vor, oder sie machen einen Satz und schnappen zu.

 Abhängig von der Umgebungstemperatur können Reptilien umgekehrt auch schlecht vor Fressfeinden davonlaufen. Aus diesem Grund sind die Tiere farblich so gut an ihren Lebensraum angepasst, dass sie bei Reglosigkeit optisch mit dem Hintergrund verschmelzen. Das heißt, sie schützen sich durch Erstarrung.

 Reptilien können schlecht kommunizieren und kooperieren. Sie verfügen weder über eine Mimik noch können sie Laute bilden. Es gibt kollektive Verhaltensweisen wie die gemeinsame Eiablage von Tausenden von Schildkröten an einem Strand, aber meist keine Paarbildung oder Brutpflege.

»DIE EVOLUTION MACHT KEINE SPRÜNGE«

In der Biologie gibt es das geflügelte Wort: »Die Evolution macht keine Sprünge.« Von einer Generation zur nächsten ergeben sich nur minimale Veränderungen. Diese entstehen durch Mutationen, also durch dauerhafte Veränderungen des Erbguts, zum Beispiel durch Fehler beim Kopieren der Erbinformation.

Beim Menschen ist die Häufigkeit von Mutationen gut untersucht. Wir verfügen über ungefähr eine Million Gene, die man als Bauanleitungen für die Bestandteile des Körpers oder als Betriebsanweisung für alle nötigen Stoffwechselvorgänge betrachten kann. Vergleicht man das Erbgut der Eltern mit dem ihrer Kinder, findet man je nach Lebenssituation zwischen 50 und 500 Mutationen. Manche sind unbedeutend, viele sind von Nachteil für die Gesundheit. Mutationen, die einen Vorteil für das Überleben und die Fruchtbarkeit mit sich bringen und deshalb erhalten bleiben, sind die Ausnahme. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass immer wieder neue Arten mit ganz neuen Eigenschaften auf diesem Planeten aufgetaucht sind.

Das Vagus-Training

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