Читать книгу Die Ernährungs-Docs - Diabetes heilen - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 12
ОглавлениеÜbergewichtige Typ-2-Diabetiker haben es am leichtesten, ihre Krankheit in den Griff zu bekommen: Meist müssen nur ein paar Kilos runter – schon pendeln sich die Blutzuckerwerte wieder ein. Besonders das Bauchfett sollte beim Abnehmen schmelzen. Ergreifen Sie diese Chance!
Studien haben gezeigt: Die Hälfte der Typ-2-Diabetiker könnte ohne Medikamente gut behandelt werden. Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme und mehr Bewegung wären bei ihnen schon ausreichend. Denn sie haben Diabetes, weil das Verhältnis von Körperfett und Muskeln aus der Balance geraten ist. Idealgewicht anzustreben, ist dabei nicht mal nötig: Ein relativ geringer Gewichtsverlust genügt oft, um die Insulinresistenz wieder rückgängig zu machen. Selbst für optisch schlanke Menschen mit kleinem Bauchansatz ist Abspecken eine Chance, denn bei ihnen kann durchaus eine Fettleber vorliegen.
Fett ist nicht gleich Fett
Für unsere Vorfahren war es ein enormer Überlebensvorteil, dass der Körper Fettreserven anlegen kann. Denn die längste Zeit in unserer Entwicklungsgeschichte war Nahrung nicht so leicht verfügbar wie heute im Supermarkt. Deshalb hat die Natur es so eingerichtet, dass wir auf Vorrat essen können: Was an Nahrungsenergie nicht gebraucht wird, wandelt unser Stoffwechsel in Fett um und bunkert es für schlechte Zeiten. Platz für Reserven hat der Körper im Unterhautfettgewebe (subkutanes Fett), das als Isolator gegen Kälte und Wärme dient – oder er befüllt die Depots in der Bauchhöhle, die die inneren Organe umhüllen (viszerales Fett). Notfalls kann er Fett sogar in den Muskelzellen, in Organen wie Herz und Leber und selbst in den Knochen unterbringen.
Wo unser Körper wie viel speichert, ist abhängig von unseren Genen – und von der Energiezufuhr. Den berühmten Bierbauch sieht man vor allem bei Männern, „Apfelform“ nennen Mediziner das. Bei Frauen dominiert dagegen die „Birnenform“: Zusätzliche Pfunde sammeln sich auf Oberschenkeln und Hüfte. Studien haben nun gezeigt, dass das Fettgewebe im Bauchbereich besonders schädlich ist.
Das Bauchfett muss weg!
Alle Fettzellen im Körper schütten ständig Botenstoffe aus, die an der Steuerung des Stoffwechsels beteiligt sind. Über diese Signalstoffe kommuniziert das Fettgewebe mit Muskeln, inneren Organen und Gehirn. Im Gegensatz zum Unterhautfettgewebe stellt das Fettgewebe im Bauchraum allerdings enorm viele schädliche Botenstoffe her. Bauchfetthormone fördern hohen Blutdruck, Entzündungen und steigern das Krebsrisiko. Zudem gibt das Bauchfett leichter Fettsäuren frei – schlecht für das Herz-Kreislauf-System. Verfettet die Leber, wird dieses wichtige Organ insulinresistent, der Blutzuckerstoffwechsel entgleist.
Maßband raus!
Wie groß Ihr Krankheitsrisiko durch Ihr Bauchfett (viszerales Fett) ist, zeigt sehr gut der Bauchumfang an. Bei Frauen gilt er ab 80 Zentimetern als zu hoch, bei Männern ab 94 Zentimetern. So messen Sie richtig:
+Wann: vor dem Frühstück, nüchtern
+Wie: stehend, mit freiem Oberkörper, beim Ausatmen, mit einem Maßband
+Wo: in der Mitte zwischen der untersten Rippe und der Oberkante des Hüftknochens beziehungsweise an der dicksten Stelle des Bauchs (etwa in Höhe des Bauchnabels)
BMI und Diabetes
Der Body-Mass-Index (abgekürzt BMI) ist ein Maß für Normal-, Unter- oder Übergewicht. Studien besagen: Für Übergewichtige (BMI über 25) verdoppelt sich das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, für Personen mit Adipositas (BMI über 30) verdreifacht es sich und ein BMI über 40 verringert die Lebenserwartung um acht bis zehn Jahre.
Berechnet wird der BMI, indem man das eigene Körpergewicht in Kilo durch das Quadrat der Körpergröße in Meter teilt. Bei 1,69 Meter Größe und 85 Kilo Gewicht wären das 85 : (1,69 x 1,69) = 29,8 – ein BMI an der Grenze zur Adipositas.
Allerdings beurteilt der BMI Ihr persönliches Krankheitsrisiko weniger genau als Ihr Bauchumfang. Denn ein hoher BMI kann unter anderem durch höhere Knochendichte, breiteren Knochenbau oder viel Muskelmasse mitverursacht sein.
Muskeln erhöhen Energieverbrauch
Menschen, die sich regelmäßig bewegen, tun Gutes für ihre Muskeln und einen ausbalancierten Stoffwechsel. Muskeln erhöhen den Grundumsatz, also den Basisenergieverbrauch des Körpers. Sie verbrauchen selbst im Ruhezustand mehr Energie als das Fettgewebe. Etwa ab dem 30. Lebensjahr baut der Mensch allerdings stetig Muskelmasse ab: durchschnittlich fünf Prozent alle zehn Jahre. Dieser Prozess beschleunigt sich im höheren Alter. Er kann zu Muskelmangel führen, Mediziner nennen das Sarkopenie. Das Risiko für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes steigt daher generell mit zunehmendem Lebensalter an. Mit Krafttraining, aber auch schon mit genügend regelmäßiger Bewegung können Sie dieser Entwicklung gegensteuern.
Beleibte Typ-1-Diabetiker profitieren ebenfalls von einer Reduzierung des Bauchfetts: Laut Studien entwickeln sich bei ihnen überdurchschnittlich oft Nierenfunktionsstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, selbst Insulinresistenz kommt vor. Körperliche Aktivität und gesunde Ernährung beugen diesen Risiken vor.
Durch regelmäßige Bewegung purzeln die Pfunde.
Bewegung heilt Insulinresistenz
Wer häufig aktiv ist und Sport treibt, hält seinen Langzeitblutzuckerwert HbA1c niedriger und verbessert die Empfindlichkeit seiner Muskelzellen für Insulin. Denn Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für die Insulinresistenz der Muskelzellen! Sobald die Muskeln arbeiten, beziehen sie Glukose als Brennstoff aus ihren eigenen Vorräten. Sind die leer, besorgen sich die Muskelzellen ihren Energienachschub aus dem Blut. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt. Nach beendeter Arbeit füllen die Muskeln ihre Zuckerspeicher wieder auf. Dieser sogenannte Muskelauffülleffekt hält bis zu zwei Tage lang.