Читать книгу Die Ernährungs-Docs - Diabetes heilen - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 6
ОглавлениеEin Stoffwechseldefekt mit verschiedenen Ursachen
Wer hat heutzutage nicht einen oder mehrere Diabetiker im Bekanntenkreis? Diabetes Typ 2 zählt zu den Wohlstandskrankheiten, die seit dem Zweiten Weltkrieg stark zugenommen haben. Etwa jeder fünfte Deutsche trägt die Veranlagung dafür in sich. Weit seltener ist Diabetes Typ 1, der aber auch ganz andere Ursachen hat.
Aufgefallen ist es schon vor Tausenden Jahren in Indien: Manche Menschen mussten oft Wasser lassen und der Harn schmeckte bei ihnen süßlich. Auch im antiken Griechenland konstatierten Ärzte dieses Phänomen. „Honigsüßer Durchfluss“ nannten sie es auf Griechisch – Diabetes mellitus. So kam die Krankheit zu ihrem Namen.
Heutzutage werden in Deutschland jedes Jahr knapp 300 000 Patienten neu mit der Diagnose „Diabetes mellitus Typ 2“ konfrontiert. Früher sagte man dazu „Altersdiabetes“, weil er sich meist bei Erwachsenen in der zweiten Lebenshälfte entwickelt. Aber die Patienten werden immer jünger, manchmal trifft es schon Kinder. Fast neun Prozent der Menschen hierzulande sind nach aktuellen Zahlen wegen des chronischen Stoffwechseldefekts in Behandlung. Die Dunkelziffer liegt noch weit höher. Da sich Typ-2-Diabetes schleichend entwickelt, ahnt manch einer gar nichts von seiner Erkrankung. Vor allem zwischen 55 und 74 Jahren sind viele unerkannt zuckerkrank. Fachleute sprechen schon von einer Epidemie. Und die greift weltweit in gleichem Maße um sich, wie der Wohlstand wächst.
Gegen Typ-1-Diabetes ist bisher kein Kraut gewachsen – trotzdem lohnt sich eine bewusste Ernährung! Eine nährstoffoptimierte Kost kann nachweislich Blutzuckerverläufe „glätten“ und das Gewicht stabilisieren – und sie hilft damit, Folge- und Begleitkrankheiten zu vermeiden.
Typ 1: keine Insulinproduktion
Nur jeder Zwanzigste der mehr als sechs Millionen Diabetiker in Deutschland hat einen Diabetes mellitus Typ 1. Diese Form tritt häufig schon in der Kindheit oder Jugend auf. Auch hier steigt die Zahl der jüngeren Betroffenen seit einigen Jahren leicht an. Ursache für den Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem zerstört dabei die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Ohne dieses Hormon funktioniert der Blutzuckerstoffwechsel jedoch nicht. Typ-1-Diabetiker müssen sich deshalb lebenslang Insulin zuführen.
Typ 2: zuerst Insulinresistenz
Beim Typ-2-Diabetes liegen die erhöhten Blutzuckerwerte hingegen in der Regel an einer sogenannten Insulinresistenz: Die Bauchspeicheldrüse ist zumindest zu Beginn sehr wohl einsatzfähig, ja, sie produziert sogar enorm große Mengen Insulin. Weil die Körperzellen aber durch ein ständiges Überangebot unempfindlich (resistent) gegen das Hormon geworden sind, kommt der „Brennstoff“ Zucker nicht dort an, wo er gebraucht wird: in der Zelle.
Insulinresistenz ist ein wahrer Teufelskreis: Die Zellen nehmen nicht genug Zucker aus dem Blut auf, der Blutzuckerspiegel sinkt nicht mehr richtig, die Bauchspeicheldrüse bekommt daher die Meldung „Bitte mehr Insulin!“ und tut, was sie kann. Dummerweise fördert Insulin aber auch den Aufbau von Körperfett und vermehrte Fetteinlagerung begünstigt wiederum die Insulinresistenz. Nach jahrelanger Überlastung kann es passieren, dass die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse erschöpft ihren Dienst einstellen – eine Art Burn-out des Stoffwechselsystems.
Insulinresistenz
Insulin können wir uns wie einen Schlüssel vorstellen, der dem Blutzucker die Zellen aufschließt. Ist ein Riesenangebot an Zucker (Glukose) vorhanden, läuft sozusagen die Schlüsselproduktion in der Bauchspeicheldrüse auf Hochtouren. Irgendwann reagieren die Zellen bei der Insulinflut auf den Schlüssel aber nicht mehr richtig – wie ein Schloss, das abgenutzt ist.
Die Bauchspeicheldrüse schraubt dann die Insulinproduktion noch weiter hoch, aber mehr Schlüssel helfen am kaputten Schloss auch nicht viel. Stattdessen müsste eigentlich die Energiezufuhr, also der Zucker im Blut, gedrosselt werden, damit der Körper per Reparaturvorgang Schlüssel und Schloss wieder richtig aufeinander anpassen kann.
Typ-2-Diabetes beginnt schleichend
Haben Sie sich in letzter Zeit häufig müde und schlapp gefühlt? Oft schiebt man das einfach auf den stressigen Alltag oder auf Schlafprobleme. Unwohlsein und Schlappheit können aber frühe Warnzeichen dafür sein, dass mit dem Zuckerstoffwechsel etwas im Argen liegt: Man fühlt sich erschöpft, weil die aufgenommene Nahrungsenergie nicht in den Muskel- und Gehirnzellen ankommt.
Eindeutige Diabetes-Anzeichen treten hinzu, wenn der Blutzuckerspiegel stark erhöht und die sogenannte Nierenschwelle erreicht ist: Jetzt verliert der Körper über den Urin Zucker und scheidet mehr Wasser aus, als er aufnehmen kann. Die Konsequenz: ständiger Durst und häufiges Wasserlassen, auch nachts.
Diese typischen Symptome setzen bei Typ-1-Diabetes oft relativ abrupt ein. Bei Typ 2 hat die Stoffwechselstörung allerdings häufig etliche Jahre bestanden, ehe es so weit kommt, sodass mitunter die ersten Folgeschäden eingetreten sind.
Auf einen Blick: Diabetes-Symptome
+Müdigkeit, Kraftlosigkeit
+Sehstörungen
+Unwohlsein bis hin zu Erbrechen
+Gewichtsabnahme (extrem und rapide bei Typ 1, selten bei Typ 2)
+Harndrang und ständiges Durstgefühl (erst bei stark erhöhten Blutzuckerwerten)
+Infektneigung, v. a. Harnwegs- und Genitalinfekte
+trockene Haut, Juckreiz
+Wadenkrämpfe oder Bauchschmerzen (selten bei Typ 2)
Wer viel Durst hat, sollte den Arzt darauf hinweisen.