Читать книгу Feuervogel - E. W. Schreiber - Страница 7
4. Kapitel
ОглавлениеDas Klagenfurter Becken lag in eine laue Nacht gebettet, und das Beach Volleyball Grand Slam Turnier, dass den Wörthersee einmal im Sommer in ein mediales Blitzlichtgewitter hüllte, stand in seiner Hochblüte. Massen an Touristen hatte die Stadt in ihren Bann gezogen, um sich vom sportlichsten Spektakel im Jahr beflügeln zu lassen. Die Altstadt wirkte zum Bersten voll, und wie Carla es versprochen hatte, war in der No Name Bar die Hölle los. Unmengen von Leuten drängten sich durch den Einlass und standen sich mit erhitzten Gemütern die Beine in den Bauch. Die Hoffnung in den gebräunten Gesichtern, eine frische Brise sollte doch kommen und von draußen hereinwehen, um ihre schweißnassen Körper zu kühlen, blieb unerfüllt.
Carla war nicht zu übersehen. Ihr rotes, zu einem Knoten hochgestecktes Haar stach aus der Masse hervor, während ihre ausgestreckte Hand wie ein Fangarm eines Oktopus nach Ellen fasste, um sie durch die Menge hindurch ins Lokal zu ziehen.
‚Müssen wir hier wirklich rein?’, stöhnte Ellen jetzt und schüttelte sich dabei den Ekel vom Leib. Soeben hatte sich eine stark behaarte, schweißtriefende und vor allem geruchsbelästigende Achselhöhle eines zwei Meter Typen mit ausladender Armbewegung an ihrem Haupt abgestreift. Ellen fürchtete um ihre neue, sündteure vierzig Euro Frisur, die sie sich am Tag zuvor hatte machen lassen, und die nun mit fremder Körperflüssigkeit befeuchtet war.
‚Uah’, machte sie und streckte ihre Zunge so weit aus ihrer Körperöffnung, als wollte sie sich soeben übergeben. ‚Verdammt was machen wir hier eigentlich? Hier kann man sich ja nicht mal rühren!’
Carla zuckte gleichgültig mit den Schultern. ‚Was hast du dir denn erwartet?’, fragte sie schnippisch. ‚Es hat fast dreißig Grad. Die Leute sind stock besoffen, schwitzen und stinken zum Himmel, was das Zeug hält. Mein Gott Ellen!’ Sie schlug sich verständnislos auf ihren Kopf, während sich ihre tiefblauen Augen weiteten und dabei die Stirne in Falten legte. ‚Du kannst vielleicht naiv sein! Ich hab uns nen total guten Tisch reserviert’, raunte sie. ‚Zier dich nicht immer so, komm schon! Außerdem gibt es hier jemanden, den ich dir gern vorstellen möchte. Er ist genau dein Typ, Ellen. Ich glaube, er könnte dir gefallen!’ Ihre Augen funkelten geheimnisvoll, als sie das sagte, und sie bemerkte, dass sich in Ellen eine Spur von Unmut, aber auch Neugierde breit machte. ‚Vielleicht schafft es ja gerade dieser Mann, dein Leben zu verändern und es ein bisschen aus der Bahn zu werfen Ellen? Das wär ja nicht schlecht, oder?’
Ellen zog die Brauen zusammen.
‚Wer konnte das schon sein?’ überlegte sie schnell. Immer diese lästigen Verkuppelungsversuche von Carla, die ja doch nichts bringen. Warum gibt sie nicht endlich auf und lässt mich damit in Ruhe?’
Für Ellen gab es niemanden, der sie interessierte. Außerdem, so empfand sie, lohnte es sich nicht, auf irgendjemanden zu warten, der ihren Ansprüchen ja doch nicht gewachsen sein würde.
Jeder, der den Versuch unternommen hatte, ihr näher zu kommen, wurde blitzschnell eines Besseren belehrt. Der einzige Mann, dem sie jemals vertraut hatte, hatte sie vor vielen Jahren verlassen. Und der einzig wahre Freund, den Ellen besaß, war Carla.
‚Also gut’, dachte Ellen und zog schnell Resümee. ‚Es wartet hier keine Gefahr auf mich und schon gar kein Mensch, der mir wichtig werden könnte. Auch wenn Carla anderer Meinung ist. Du kannst beruhigt sein Ellen, nichts wird sich ändern. Rein gar nichts.’