Читать книгу Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann - Ece Temelkuran - Страница 5

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Tunesien

Wir fliehen. Ich auf der Rückbank einer weißen Limousine, die mit 140 Stundenkilometern durch Tunesien in Richtung Süden fährt. Zu meiner Linken eine zu Stein erstarrte Brünette mit verrutschter blonder Perücke, während die Frau rechts von mir ihren kahl geschorenen Schädel unter einem weißen Kopftuch verborgen hat und unaufhörlich mit einem Bein wippt. Am Steuer ein greiser Mann, dem das linke Auge fehlt. Die weißhaarige, in violette Seide gekleidete Alte auf dem Beifahrersitz ist vollkommen entspannt, hat das Fenster heruntergekurbelt und hält ihr Gesicht in den Fahrtwind.

»Wohin fahren wir eigentlich?«, fragt die Kahlgeschorene.

»Nach Süden«, gibt die Alte zurück.

»Wie weit nach Süden?«, insistiert die Kahlgeschorene gereizt.

»Ziemlich weit«, erwidert die Alte lapidar.

Dabei wollte ich gerade noch nach Istanbul. Stattdessen aber begebe ich mich auf die zugleich faszinierendste und erschreckendste Reise meines Lebens. Ich denke daran zurück, wie alles angefangen hat, und kann es noch immer kaum glauben.

Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann

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