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2 Warum heißt die Ukulele Ukulele?

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Zu dieser berechtigten Frage gibt es glücklicherweise gleich zwei Antworten, eine lexikalisch-mythologisch-wikipedische (siehe unten) und eine logisch-musikalisch-onomatopoetische. Sie haben die Wahl! Zunächst: Die Ukulele heißt, wie sie klingt. Nämlich ulkig. Der Klang einer Ukulele kann, je nach Größe, Holzsorte und Besaitung, mehr oder weniger niedlich oder nervtötend ausfallen, stupsnäsig oder ehrlich und flach, auf jeden Fall ist er immer liebens- und beschützenswert. Und auch ein bisschen straßenkötermäßig dreist, wie kleine Mädchen manchmal vorgeben, zu sein.

Wer könnte einer Ukulele etwas zuleide tun? Man muss sie einfach gernhaben! Hat nur vier Saiten, passt in jedes Handgepäck und beansprucht für C-Dur und für a-moll jeweils nur einen Finger, was jedes Sugarbaby im Handumdrehen erlernen und womit es sich dann bei einigen Herzensliedern schon ganz famos selbst begleiten kann; ja, wenn ihm jemand dann auch noch F-Dur (zwei Finger) oder sogar G-Dur und den Septakkord auf E (jeweils drei Finger) gezeigt hat, kann Sugar fortan jeden beliebigen Song der Weltliteratur performen, vom Brunnen vor dem Tore bis zur Bridge Over Troubled Water. Letztlich hat der Siegeszug der Ukulele dem alten hausmusikalischen Brauch des Selbersingens, der im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit schon fast verloren schien, wieder mächtig Auftrieb gegeben. Die Ukulele ist also ein Geschenk der Götter. Man sollte jedem Neugeborenen eine mit in die Wiege legen.

Auf Wikipedia indes wird verbreitet, dass die Ukulele auch ein Geburtsdatum besitzt, nämlich den 23. August 1879, jenen Tag, an dem die Ravenscrag in den Hafen von Honolulu segelte, mit vierhundertneunzehn portugiesischen Einwanderern an Bord, darunter etliche namentlich bekannte Musiker, Manuel Nunes, José do Espirito Santo, Augusto Dias und João Fernandes. Sie importierten allerhand europäische Zupfinstrumente, was die Bevölkerung von Hawaii so beeindruckte, dass sie sofort ein kleines hawaiisches Zupfinstrument (nach-) baute und es »Ukulele« taufte. Was wiederum, in der Landessprache, »hüpfender Floh« bedeutet.

Wieder andere Quellen berichten, dass »uku« auf Hawaiisch so viel wie »Geschenk« heißt und »lele« so viel wie »kommen«, aber auch, dass die namensgebende Patentante des Instruments die Ukulele spielende Schwester von König Lili’uokalani gewesen sei. Aus alledem kann man schlussfolgern, dass in den Ohren der Hawaiier das Wort »Ukulele« nicht halb so onomatopoetisch klingen könnte wie in den unsrigen, ja, vielleicht finden sie ihrerseits eher Klang und Name von »Harfe« oder »Hammerflügel« ulkig.

Die Harfe harft, die Orgel orgelt, die Bratsche bratscht, die Zither zithert und so weiter. Viele Musikinstrumente haben lautmalerische Namen. Nicht nur Ukulele, Didgeridoo, Kazoo oder Balalaika, auch Bongo, Gong, Kontrabass, Trommel oder Posaune. Beethoven fiel zum Klavier – alias Hammerflügel alias Fortepiano alias Pianoforte, einem Instrument, das sich seinerzeit so rasch und grundstürzend weiterentwickelte, dass man den Überblick verlieren konnte – eines Tages der schöne Name »Starkschwachtastenkasten« ein. Hätte auch von Oskar Pastior sein können. Oder von Kurt Schwitters. All das erklärt sich von selbst. Im Wunderreich der Lautpoesie gibt es aber auch Rätsel, die keine Erklärung haben. Wir hören den Namen, wissen auf Anhieb, wie das Ding klingt, aber nicht, was es ist. Zum Beispiel: der Bluntschli.

Der erste Bluntschli wurde vom Dichterkomponisten Georg Kreisler anno 1958 entdeckt. Er fand ihn in der Schachtel des Herrn Wachtel neben »a Birne und a Knopf«, außerdem lag da noch ein blauer Bleistiftspitzer. Wie Kreisler gleich erkennt, ist der Bluntschli, anders als die liebliche, stupsnäsige Ukulele, kein Götter-, vielmehr ein Danaergeschenk. Der Bluntschli ist »gefährlich, beschwerlich, entbehrlich«, er klingt gollumartig dunkel, glitschig, tückisch. Kann sein, der Bluntschli ist, wie Birne oder Knopf, jenseits des Klanglichen auch noch zu irgendetwas nützlich. Aber dann wird das wohl etwas Unheilvolles sein, vielleicht sogar, wie Jandls »schtzngrmm« und eingedenk O. W. Fischers etwas Weltkriegsartiges. Es ist also besser, nicht weiter nachzufragen. Was der Bluntschli ist, weiß bis heute kein Mensch. Gut so.

22. Oktober 2017

Warum geht der Dirigent so oft zum Friseur?

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