Читать книгу Morgen ist woanders - Elisabeth Etz - Страница 17

Tannengasse

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Anat und Yossi wollen nach Prag zurück, wo sie in einem Hausprojekt gewohnt haben, dessen Bewohner anscheinend in den nächsten Tagen ein Festival veranstalten.

»Join us«, schlägt Yossi vor. »There is enough space for everyone.«

»Everyone is doing music there«, erzählt Anat. »And there will be workshops for building your own instruments.«

»I’m gonna make a flute.« Yossi steckt sich einen Kugelschreiber in den Mund, um zu demonstrieren, wie er diese Flöte spielen wird.

»Music is not really my thing«, sage ich scheinbar gleichgültig. In Wahrheit überschlage ich aufgeregt alle Möglichkeiten in meinem Kopf. Ich mag die beiden, alles scheint so einfach, wenn sie da sind. Mit ihnen nach Prag zu fahren ist genau das, worauf ich Lust hätte.

Vor ein paar Jahren war ich mit meiner Mutter und Mart in Prag. Wir haben in einer Frühstückspension übernachtet, sind auf den Hradschin gestiegen und Mart hat sich auf der Karlsbrücke von einem Karikaturisten zeichnen lassen. Wir haben Schweinsbraten mit Knödel gegessen und Mart hat Pivo getrunken. Wir haben Geld dagelassen und nicht nachgefragt. Wie das gute Touristen eben tun. Mit Yossi und Anat würde ich in ein ganz anderes Prag fahren. Per Autostopp. Zu einem Festival. In einem Hausprojekt. Mit vielen Leuten von überallher.

Es kann kein Problem sein, Tom Turbo abzusagen. »Sicher«, will ich sagen. »Ich komm mit.«

Jeremy könnte das locker sagen. Aber was wird dann aus Jakob? Wenn ich tagelang nicht in der Schule auftauche, rufen sie meine Mutter an. Die wiederum würde mich zur Rede stellen, und wenn sie mich nicht erreicht, womöglich noch meinen Vater anrufen. So sehr sie ihn zum Teufel wünscht, bevor sie mich vollständig abhauen lässt, würde sie selbst das tun. Außerdem haben wir in ein paar Tagen Schularbeit.

»Ich würde echt gerne«, sage ich also, »aber ich habe einem Freund in Ungarn versprochen, dass ich ihn besuche.«

Ich weiß nicht, wieso ich einen ungarischen Freund erfinde, und an Andis Reaktion merke ich, dass ich zu kurz gedacht habe. »Ich dachte, du wolltest länger in Wien bleiben und hast schon einen nächsten host

Verdammt, er hat recht. Deswegen konnte ich ja länger bei ihm bleiben, obwohl Yossi und Anat auch gekommen sind.

»Äh ja, Imre hat sich ganz spontan gemeldet und da hab ich meinen nächsten host hier verschoben«, sage ich schnell. Ich weiß nicht, ob Leute in meinem Alter in Ungarn heutzutage noch Imre heißen, bin aber immerhin froh, dass mir überhaupt ein ungarischer Name eingefallen ist.

Niemand scheint meine Erklärung seltsam zu finden oder überhaupt nur meine Aufregung zu bemerken. Alle glauben mir.

»Aber du kommst zurück, oder?«, will Andi wissen.

»Auf jeden Fall«, versichere ich.

Ich packe meine Sachen, um mich gemeinsam mit den beiden anderen von Andi zu verabschieden. Andi begleitet uns zur Haustür.

»Get in touch when you’re back«, sagt er. »And then let’s go for a drink.«

Er sieht die beiden anderen an. »Same for you.«

Wir nicken alle drei. »Sure.«

Die beiden umarmen ihn herzlich. Andi und ich sehen uns verlegen an. Yossi lacht und schiebt mich vorwärts. »You Europeans are sooo complicated. Why don’t you just hug goodbye?«

Andi und ich lachen und umarmen einander ebenfalls.

»See«, sagt Yossi. »Did it hurt?«

»What?«

»Hugging.«

Wir grinsen und ich schüttle verlegen den Kopf.

Als wir mit unseren bunten Tramperrucksäcken am Rücken die Straße hinuntergehen, winkt Andi uns noch lange nach.

Die beiden wollen zu einer Autobahnauffahrt, ich muss zum anderen Bahnhof, zum Hauptbahnhof. In Wahrheit wohnt Tom Turbo ganz woanders, aber solange Yossi und Anat noch dabei sind, muss Jeremy nach Budapest.

Yossi legt mir die Hand auf die Schulter: »Promise we’ll see each other again?«

»We are travelling but Vienna will stay our homebase«, sagt Anat.

»It’s so centrally located, it doesn’t take you long, wherever you want to go.«

»Sure«, sage ich wieder.

Anat umarmt mich. »We’ll stay in touch via IYH

Ich nicke. Yossi umarmt mich ebenfalls. Ich sehe ihnen lange nach, bevor ich mich auf den Weg mache und in die Straßenbahn steige.

Morgen ist woanders

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