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Koffer packen

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Die paar Tage bis zur Fahrt mit Paul vergingen für Nora viel zu schnell, jedenfalls was die Arbeit an der Baba Jaga betraf. Je kritischer sie ihre Hexe betrachtete, umso mehr Dinge fielen ihr auf, die sie vor dem Meeting unbedingt noch ändern musste.

Emily argumentierte jedes Mal überzeugend dagegen. Bei allem, was Paul betraf, hielt sie mit ihrer Meinung aber auch nicht hinter dem Berg. Ein kleines Pling riss Nora aus ihren Gedanken. Emily hatte eine Nachricht geschickt: Bin in einer halben Stunde bei dir.

Nora betrachtete die Kleidungsstücke auf dem Bett. Sie konnte unmöglich alle mitnehmen für den Dreitagetrip. Als es klingelte, öffnete sie die Tür und umarmte ihre Freundin. Inzwischen sah Emily jeder Battle mit Andreas voller Selbstvertrauen und Gleichmut entgegen.

„Hier, für dich.“ Sie zog etwas Knisterndes aus ihrer Tasche und reichte Nora einen in Zellophan verpackten Plätzchen-Engel mit Zuckergussanstrich. Pausbäckchen, Löckchen und Augen, alles perfekt zu erkennen.

„Den hast du gemacht? Der hat ja sogar Wimpern!“

„Mit einem Holzstäbchen ausgezogen“, erklärte Emily stolz. Sie legte ab, stellte ihre Schuhe auf eine Matte und hängte ihre Jacke auf. „Und du wirst ihn hier und heute verspeisen und mir sagen, ob er toll oder toll schmeckt.“

„Aber er ist viel zu schade zum Essen.“

„Unsinn, dazu ist er da.“

„Außerdem muss ich erst überlegen, was ich mitnehme. Was willst du trinken? Wasser oder ein Glas Wein?“

„Wasser, schließlich muss ich meine fünf Sinne beieinander halten, um zu verhindern, dass du zu brav und bieder losziehst. Paul steht mehr auf heiß und gewagt, soweit ich weiß.“

„Tatsächlich …?“ Nora hob die Brauen. „Wie kommst du auf die Idee?“

„Ich habe mal eine seiner Verflossenen kennengelernt.“

Nora ging in die Küche, holte ein Glas aus dem Schrank und ließ Wasser hinein plätschern. Sie packte es sehr fest, weil ihre Hände zitterten. Emilys harmlos dahingesagte Bemerkung hatte ihr einen Stich versetzt, aber sie wollte nicht, dass die Freundin das merkte.

„Keine Sorge. Es ist schon eine ganze Weile her.“

„Als ob mich das was angeht.“

„Wen, wenn nicht dich?“ Emily grinste frech: „Dann lass uns anfangen.“

Nora hatte ihr Schlafzimmer mit hellen Naturholzmöbeln eingerichtet und in einem warmen Apricot gestrichen, Gardinen gab es keine, stattdessen hatte sie ein Rollo angebracht. Auf dem Bett ausgebreitet lagen verschiedene Outfits. Eins davon hängte sie gleich weg. Der Pullover war bei näherer Betrachtung viel zu tief ausgeschnitten und der Rock zu kurz.

„Oh, du bist also wild entschlossen, ihm nicht zu gefallen?“ Emily lachte auf. „In dem Fall rate ich zu unauffälliger Eleganz. Wie wäre es mit etwas, das auch im Zwiebel-Look gut aussieht?“

Nora begutachtete die zwei Strickpullover auf dem Bett, einen dunkelblauen und einen grauen. Geschenke ihrer Mutter. Eine dunkelblaue Strickjacke mit grauen Knöpfen hatte sie schon herausgelegt.

„Sieht nobel aus.“ Emily faltete ein zartes Wäschestück auseinander. „Dafür ist wenigstens die Unterwäsche reizvoll. Schöner Büstenhalter für jemanden, der keinen braucht. Höchste Zeit, dass du was auf die Rippen kriegst. Und das ist das Stichwort. Du verspeist jetzt auf der Stelle den Engel. Keine Widerrede.“

„Wenn du mich so nett bittest.“

„Ich habe einige Tropfen Orangenaroma untergeknetet und Orangenlikör in die Glasur gerührt.“

„Du bist ja richtig kreativ.“ Die Folie knisterte beim Öffnen. Ein zarter Duft stieg Nora in die Nase. Nach einem Hauch von Bittersüß schmeckte die Kreation. Nora mochte diese Note. „Sehr lecker. Und du bringst nur einen mit?“

Emily strahlte. „Wehe, du beschwindelst mich.“

„Als ob ich das wagen würden.“

„Zu Weihnachten kriegst du nämlich eine ganze Packung davon. Und jetzt mit neuer Kraft zum Kleiderschrank. Ich habe da diesen Rock im Auge. Diesen schwarzen, der zart schimmert. Umspielt die Knie und schwingt bei jedem Schritt. Er ist ideal! Nicht zu lang, nicht zu bieder, nicht zu kurz. Wo hast du ihn hin?“ Sie schob ein paar Kleiderbügel mit Sommerkleidern beiseite, zog einen Rock heraus und händigte ihn Nora aus. Anschließend begutachtete sie die Blusen, wechselte zum Pulloverfach und holte einen der unteren heraus. „Und dazu trägst den wollweißen, engen Pullover. Genau den meine ich. Weich und sexy.“

„Du bist ein Schatz, Emi! Die Kombination ist perfekt.“ Nora breitete beides auf dem Bett aus. Was andere Leute anging, besaß ihre Freundin einen unfehlbaren Modegeschmack.

„Ein bisschen wie Fünfzigerjahre-Look, fehlt nur der Petticoat. Aber du siehst auch ohne umwerfend aus. Na, was sagst du?“

„Danke!“ Nora umarmte sie.

„Dann auf zum Schuhschrank, obwohl das kaum lohnt. Deine Auswahl ist mager, da bleiben nur …“

„… die halbhohen schwarzen Pumps“, tönten sie einstimmig.

Schneekristallküsse

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