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1. Die Nachfolger Petri: Apostolische Sukzession in der Zeit der Verfolgung

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Stellung des Bischofs von Rom

Die herausragende Stellung des Bischofs von Rom beruht auf der Überzeugung, er sei der Nachfolger Petri, dem Christus selbst die Leitung seiner Kirche übertragen habe (Matth. 16, 18). Allerdings lässt sich diese enge Verknüpfung Petri mit der römischen Gemeinde erst seit der Mitte des 3. Jahrhunderts nachweisen, während aus der Zeit davor kaum Zeugnisse für das Leben und Wirken des Apostelfürsten vorliegen. Tatsächlich gibt es im 1. Jahrhundert keine Anzeichen dafür, dass die Gemeinde in Rom bereits einen klar definierten Leiter gehabt hätte. Grabungsfunde unter St. Peter belegen jedoch, dass man seit der Mitte des 2. Jahrhunderts nicht nur an die Tätigkeit der Apostel Petrus und Paulus in der Ewigen Stadt glaubte, sondern auch das angebliche Grab Petri verehrte. Die apokryphen Skizzen des legendenhaftausgestalteten Wirkens und Sterbens Petri in Rom entstanden im 3. Jahrhundert, allerdings nicht am Tiber, sondern in Vorderasien. Sie wurden zunächst auch nicht von römischen, sondern von auswärtigen Kreisen zur Legitimation Petri als Apostelfürst und zum Beweis des Vorrangs des römischen Bischofs in der Christenheit verwendet.

Abgesehen von der ersten Verfolgung unter Nero sowie dem zweifelhaften Edikt Domitians blieben die Christen von den Kaisern im 1. Jahrhundert unbehelligt. Erst Trajan (98–117) beschäftigte sich ernsthaft mit ihnen. In einem Spezialreskript an Plinius verbot er die willkürliche Verfolgung und die seit Domitian übliche Praxis anonymer Anzeigen. Christen durften nur verfolgt werden, wenn sie formell angeklagt wurden. Legten sie aber im Gericht ihren Glauben ab und huldigten dem Kaiserkult, blieben sie straffrei, andernfalls drohte ihnen der Tod. Um diesen erträglichen Zustand nicht zu gefährden, vermied es die christliche Gemeinde, die Kaiser zu provozieren. Auch wenn die zahlreichen lapsi (im Gericht vom Glauben Abgefallene) ein Problem darstellten, gewann die Gemeinde bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts klare Verwaltungsstrukturen, eigene Friedhöfe und wohl auch schon feste Gottesdienstplätze. Seither feierte man das Fest Peter und Paul und begann, die Amtszeit sowie das Todesdatum der römischen Bischöfe aufzuzeichnen. Zudem gedachte man einiger Oberhirten aus besonders krisengeschüttelten Zeiten; die Verehrung der vermeintlich unmittelbaren Nachfolger Petri Linus, Cletus und Clemens ist jedoch nicht vor dem 6./7. Jahrhundert nachweisbar.

Christenverfolgung des Kaisers Decius

Empfindlich gestört wurde die kontinuierliche Entwicklung durch die erste reichsweite Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249–251), der im Zuge eines umfassenden Restaurationsprogramms auch den Kaiserkult zur Stärkung der Reichseinheit intensivieren wollte. Der Streit um den Umgang mit den sehr zahlreichen, in Todesangst vom Glauben Abgefallenen rief ein Schisma zwischen dem rigoristischen Presbyter Novatian und dem großzügigeren Pragmatiker Cornelius hervor, der sich letztlich durchsetzen konnte. Als Kaiser Valerian 257 und 258 die Verfolgungen noch verstärkte, die kirchlichen Güter einzog und ein Versammlungsverbot für Christen erließ, stieg die Zahl der Märtyrer erheblich. Unter ihnen befanden sich auch der damalige römische Bischof Sixtus II. sowie sein gesamter persönlicher Umkreis, zu dem auch der Archidiakon und spätere Erzmärtyrer Laurentius gehörte. Die vom Kaiser gewünschte Vernichtung des christlichen Gemeindelebens misslang und nach der Restitution des Kirchenbesitzes unter Gallienus (260) stabilisierte sich die römische Gemeinde. Auch die letzten großen, 302 beginnenden und um 308 abflauenden Verfolgungen durch Diokletian und Galerius scheiterten, obwohl selbst Bischof Marcellinus für kurze Zeit dem Glauben abschwor und die extreme Strenge seiner beiden Nachfolger Marcellus und Eusebius zu Unruhen unter den Christen in Rom führte. Die römische Gemeinde war bereits eine stabile Größe, bevor die kaiserlichen Toleranzedikte von Nikomedia 311 und Mailand 313 die christliche Glaubensausübung legalisierten.

Papsttum und Kaisertum im Mittelalter

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