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»Da geht wirklich was!«
ОглавлениеEs war am 25. September 1995, als sie in Mainz den Nachfolger von Horst Franz präsentierten, der nach nur einem Punkt und 0:13 Toren aus sieben Spielen entlassen worden war.5 Wolfgang Frank zeigte seinen Spielern schon in den ersten Trainingseinheiten auf, wie die Lösung aussehen könnte. Als es einigermaßen zu klappen schien, machte er Ernst. In einem Testspiel gegen den 1. FC Saarbrücken ließ er seine Profis zum ersten Mal in der Raumdeckung und mit Vierer-Abwehrkette im 4-4-2 agieren. Die Mainzer, die zuvor wochenlang das Verschieben geübt hatten, führten nach einer halben Stunde mit 4:0, beim Stand von 5:0 pfiff der Schiedsrichter ab. »Wir sahen: Da geht wirklich was. Wir haben vielleicht die Spieler dafür, die Viererkette zu spielen!«, erinnert sich Christian Hock. Mit dieser Erkenntnis standen die Mainzer zu dieser Zeit noch fast allein. Der Versuch von Jupp Heynckes in Frankfurt, ballorientiert zu verteidigen, war ein Jahr zuvor am Widerstand von Spielern, Fans und Medien gescheitert.
Der neue Cheftrainer in Mainz hatte andere Erfahrungen im schweizerischen Aarau sowie in Wettingen und Winterthur gesammelt, wo man taktisch weiter war. Neben einem Lehrvideo von AC Mailands Meistertrainer Arrigo Sacchi brachte der Mann, der in den Siebzigern beim VfB Stuttgart, Eintracht Braunschweig, Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg ein erfolgreicher Angreifer gewesen war, auch Aufnahmen einer Schweizer Jugendauswahl mit an den Bruchweg. »Das Video lief dauerhaft«, sagt Christian Hock. Mit Stangen markierte Wolfgang Frank, wo jeder im neuen System hinzulaufen hatte. Auch mit Seilen wurde gearbeitet. Im Abstand von zehn Metern standen sie im Verbund zusammen. So lässt sich mit vier Spielern eine Fläche von 50 Metern abdecken. Fast die komplette Breite des Fußballplatzes, der zwischen den Seitenlinien 70 Meter misst.
Einen neuen Mannschaftsführer bestimmte der Trainer bei dieser Gelegenheit ebenfalls. Wolfgang Frank machte Lars Schmidt zum Kapitän, der nun zentral in der Viererkette spielte und offenbar durch das neue Amt gestärkt werden sollte. Rechtsverteidiger Jürgen Klopp war die Kapitänsbinde los. Die Mannschaft hatte damit kein Problem. Binde hin oder her. »Kloppo war doch auch so einer unserer Führungsspieler und ein Sprachrohr des Trainers«, so Christian Hock. »Kloppo« – so riefen sie ihn in Mainz fast alle.