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„Nun, Aline, tritt der Reihe nach vor die Ewigen und erbitte ihren Segen!“

Langsam drehte ich mich zu Luan um und warf ihm einen fragenden Blick zu. Er lächelte nur und wies mich mit einer Hand an, meinen Gang der Unterwerfung zu beginnen. Hatte er soeben tatsächlich in meine Seele gesehen, so wusste er nur zu gut, wie mir ein solches Vorgehen widerstrebte. Nun sollte ich also tatsächlich bei meinen zukünftigen Schwägern um die Akzeptanz meiner Beziehung betteln. Welche Demütigung musste ich eigentlich nicht über mich ergehen lassen?

Nur Daron zuliebe schluckte ich all meine Einwände, die in mir hochkochten, hinunter und ballte sie zu einem massiven Klumpen in meiner Magengrube zusammen. Ein Blick in Luans wissende Augen bestätigte mir meinen Verdacht. Er war sich durchaus im Klaren darüber, was mir dieser symbolische Kniefall abverlangte. Fast schien es, als würde er sich darüber amüsieren. Wie gern hätte ich ihm einen blöden Spruch an den Kopf geworfen, doch Gott sei Dank erlangte meine Vernunft noch rechtzeitig die Oberhand über diesen Impuls. Widerwillig drehte ich mich zu Luans Söhnen um, atmete tief ein, straffte meine Schultern und trat als Erstes vor Cayden.

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich tun musste. Hilfesuchend sah ich in Caydens gütige Augen und suchte in ihnen nach einem kleinen Hinweis, suchte irgendetwas in seiner Mimik, das mir helfen würde. Leider vergebens, zu sehr hatte Darons ältester Bruder seine Gesichtszüge unter Kontrolle, als dass sie auch nur den Hauch einer Regung preisgegeben hätten.

Also gut, Aline, dachte ich mir, jetzt gilt es, alles oder nichts.

Bestehen oder versagen.

Hängt ja nur dein Schicksal von ab.

Fieberhaft kramte ich in meinen Hirnwindungen nach Worten, die der Situation angemessen sein mochten und dabei nicht erkennen ließen, wie sehr das Ganze mir in Wahrheit widerstrebte.

„Ich, Aline Heidemann, bitte dich um deinen Segen für die Aufnahme in die Linie der Ewigen.“

Das war das Beste, was mir in diesem Moment einfiel und, ehrlich gesagt, auch das Einzige. Improvisation war einfach nicht mein Ding. Doch offenbar hatte ich diesmal ein glückliches Händchen.

„Ich, Cayden McÉag, heiße dich willkommen, Bewahrerin. Möge deine Liebe aufrecht und dein Schoß fruchtbar sein.“ Mit diesen Worten lehnte sich Cayden nach vorn und legte mir eine Hand auf den Kopf. Wohlige Wärme durchlief meinen Körper bis zur Sohle abwärts von dort, wo er mich berührte, und weckte in mir ein unerwartetes Gefühl des Zuhauseseins. Plötzlich roch es nach Wald und Regen, nach feuchter Erde und Morgentau. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und genoss den Geruch, der mir ein Garant für Freiheit und Beständigkeit zugleich war. Den Duft, den ich zum ersten Mal an Daron wahrgenommen hatte und der mir mehr bedeutete als alle Parfums der Welt. Nur eine Sekunde später zog Cayden seine Hand zurück, und das sinnliche Bouquet des Lebens verschwand so schnell, wie es gekommen war. Unsicher blickte ich auf. Ein kleines Lächeln spielte um Caydens Lippen, und mit einer fast unmerklichen Bewegung seiner silbrig funkelnden Augen bedeutete er mir, mich umzudrehen und die Zeremonie meiner Segnung fortzusetzen.

Folgsam, wenn auch ziemlich verwirrt, gehorchte ich und wandte mich gegenüber an den zweiten der Ewigen, dessen rotblonde Haare wild zerzaust um seinen Kopf spielten. Wenn ich damals in meiner Küche richtig aufgepasst hatte, dann musste dies gemäß der Geburtsfolge Lior sein. Bernsteinfarbene Augen ruhten auf mir, als ich vor ihn trat und mein schwülstiges Sprüchlein erneut aufsagte. Auch Lior hieß mich in der Familie willkommen, indem er mir die Hand auflegte. So weit, so gut, dachte ich mir. Den ersten mir unbekannten Bruder Darons hatte ich soeben überzeugen können.

Als Nächster war Alan an der Reihe, der sich sichtlich Mühe gab, dem Ernst der Situation gerecht zu werden und keine Miene zu verziehen. Doch als er mir die Hand auflegte, entdeckte ich ein verräterisches Glitzern in seinen Augen. Alan war einfach ein Original und konnte selbst in ernsten Momenten nicht aus seiner schalkhaften Haut. Brav wartete ich seine Segnung ab und ließ ihn mit einem angedeuteten Zwinkern wissen, dass ich mir seines Amüsements durchaus bewusst war.

Anschließend trat ich dem schwarzhaarigen Bran unter seine unglaublich türkisen Augen. Was war ich froh, in McÉag-Kunde gut aufgepasst zu haben. Als ich vor ihm stand, dachte ich, ich würde in die funkelnden Fluten eines karibischen Meeres eintauchen, während der Wind sanft durch die Palmwedel strich und der Privatbutler eine fruchtige Piña Colada direkt an der Strandliege servierte. In dem Moment wurde mir schlagartig bewusst, wie urlaubsreif ich wirklich war. Die letzten Wochen hatten doch mehr an mir gezehrt als bisher gedacht.

Auch Bran hieß mich gemäß der Tradition in der Familie willkommen. Das waren jetzt schon fünf von acht, Daron mit eingerechnet. Insgeheim freute ich mich über das schon mehr als halb volle Glas und feuerte mich leise an, den Rest auch noch zu bewältigen.

Gott, ich war ja so was von naiv.

Verraten - Die Linie der Ewigen

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