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Eine neue
Etappe
ОглавлениеDer Weg auf eine Anhöhe bei Hamberge sollte traumhaft werden. Von dem Dorf aus hatte ich einen wunderbaren Ausblick über den letzten Teil der Strecke, den ich zuvor gelaufen war. Von Hamberge ging es weiter nach Jamel. Dort durfte ich bei einer älteren Dame meine Wasservorräte füllen, wobei sie mir noch zwei Flaschen zusätzlich schenkte. Davon abgesehen, dass ich das natürlich auch alles schleppen musste, freute ich mich.
Später kam ich am Kunstweg bei Alt Jassewitz und Weitendorf vorbei. Auf diesem zwei Kilometer langen Weg sind zeitgenössische Skulpturen verschiedener Künstler zu sehen, die durch ihre ländliche Umgebung eine besonders kontrastreiche Wirkung entfalten sollen. Der Kunstweg wurde 1993 ins Leben gerufen und ist eine schöne und interessante Abwechslung am Wegesrand.
An der Nordsee war ich auf dieser Reise zumindest bewusst zum ersten Mal und regelrecht fasziniert von der Endzeitstimmung bei Ebbe. Auch das Inland zwischen Nord- und Ostsee begeisterte mich und konnte mit landschaftlich schönen Ecken überzeugen. Vor allem die Holsteinische Schweiz sowie die vielen Seen, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte und die ich auch gar nicht erwartet hätte, hatten es mir angetan. Ab Wismar stand für mich eine neue Etappe an: die Ostsee-Etappe, auf die ich mich schon sehr freute. Die Hansestadt blühte im Spätmittelalter auf, was noch heute im Stadtbild durch viele gotische Baudenkmäler erkennbar ist. Ich schlenderte durch die Altstadt, hing am Marktplatz rum und aß mich bei einem Italiener am Hafen satt. Eine ruhige, aber sehenswerte Stadt, wie ich finde. Im Jahr 2002 wurde die Altstadt von Wismar in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Heute ist sie ein beliebtes Besucherziel, zunehmend auch bei Kreuzfahrtschiffen.
Nördlich von Wismar kam ich das erste Mal an die offene Ostsee. Kurz vor der Insel Poel erwartete mich auch schon ein kleines Highlight: das Betonschiff von Redentin, das während des Zweiten Weltkrieges zur »Transportflotte Speer« gehörte. Diese Frachtmotorschiffe wurden aus Leichtbeton gebaut, da Stahl in Kriegszeiten knapp war.
Als das 40 Meter lange Betonschiff von Redentin für die Aufrüstung nach Wismar überführt wurde, strandete der Koloss in der Wismarer Bucht vor dem ehemaligen Fischerdorf Redentin. In den 1960er-Jahren sollte es in den Hafen geschleppt werden, lief aber auf einer Sandbank auf und liegt bis heute dort im flachen Wasser auf Grund. Leider konnte ich das Schiff nur vom Wanderweg aus sehen, da ich keine Ahnung hatte, wie man direkt hingelangte. Ohne das Gepäck auf meinem Rücken wäre ich eventuell die geschätzten zwei Kilometer einfach durchs flache Wasser gelaufen, aber in diesem Falle erschien mir das Unterfangen als zu unsicher.
Im Hafen von Wismar. In kleineren Städten entlang meiner Route gönnte ich mir ab und an eine Pause vom Zeltalltag, buchte eine Unterkunft und aß mich in den Restaurants satt.