Читать книгу Das Zeitalter der Extreme - Eric Hobsbawm - Страница 15
Erstes Kapitel Das Zeitalter des totalen Krieges
ОглавлениеSpaliere grau mürrischer Gesichter, getarnt mit Angst,
Sie verlassen ihre Gräben, klettern über den Wall,
Zeit verrinnt leer und eilig an ihrem Handgelenk,
Und Hoffnung, mit verschlagenen Augen und klammerndem Griff,
Irrt im Schlamm umher. O Jesus, mach ein Ende!
Siegfried Sassoon (1947, S. 71)
Es wäre wohl eine gute Idee, angesichts der Anklagen gegen die »Barbarei« von Luftangriffen den äußeren Schein zu wahren, indem nachsichtigere Regeln aufgestellt werden und die Bombardierung nominell auf Ziele beschränkt wird, die strikt militärischer Art sind … um die Betonung der Wahrheit zu vermeiden, daß der Luftkrieg solche Einschränkungen obsolet und unmöglich gemacht hat. Es kann einige Zeit dauern, bis ein neuer Krieg stattfindet, und inzwischen kann die Öffentlichkeit auf den Zweck einer Luftstreitkraft vorbereitet werden.
Rules as to Bombardement by Aircraft, 1921 (Townshend, 1986, S. 161)
Hier, wie in Belgrad, sehe ich in den Straßen viele junge Frauen mit leicht, ja auch völlig ergrautem Haar. Die Gesichter sind verhärmt, aber noch jung, und die Körperformen zeigen noch deutlicher ihre Jugend. Ich glaube zu sehen, wie die Hand des Krieges über die Köpfe dieser schwachen Geschöpfe hinweggegangen ist und sie mit vorzeitigem Grau bestreut hat, durch das noch die Jugend scheint.
Dieses Bild wird man nicht für die Zukunft bewahren können; diese Köpfe werden bald noch stärker ergrauen und dann völlig von der wogenden Oberfläche der Passanten verschwinden. Das ist schade. Nichts würde künftigen Generationen besser und deutlicher etwas über unsere Zeit sagen als die jungen, grauen Köpfe, denen völlig oder teilweise die Sorglosigkeit und Freude der Jugend gestohlen wurde.
Möge wenigstens in diesen Zeilen ein Gedenken an sie bleiben.
Sarajevo, 14. Juni 1946
Ivo Andrić, Wegzeichen (München 1982, S. 108–109)