Читать книгу The Body Secret - Erich Bösch - Страница 11

Der Weg ist das Ziel. Im Laufe meines Lebens habe ich diese Weisheit bestimmt schon hunderte Male, vielleicht auch tausende Male gehört. Genauso oft habe ich mich darüber geärgert und manchmal regelrecht provoziert gefühlt. Denn, was für mich zählte, war immer das Ziel. Nicht der Weg dorthin. Ganz egal, ob es sich um ein großes Auto handelte, um einen Waschbrettbauch oder irgendein berufliches Ziel. Wenn ich etwas wollte, dann wollte ich es sofort. Lieber gestern als heute.

Nach und nach erreichte ich die verschiedensten Ziele und je mehr dies der Fall war, desto mehr begann ich, die tiefere Weisheit dieses Ausspruches zu verstehen. Denn sehr oft ist das schöne am Ziel tatsächlich der Weg selbst.

Nach einer gewissen Zeit hatte ich mein großes Auto, meinen Waschbrettbauch ... und ich machte eine erstaunliche und ziemlich enttäuschende Erfahrung. Mein Leben änderte sich dadurch nicht im Geringsten. Im Gegenteil, nachdem ich meine Ziele erreicht hatte, hatte ich noch mehr Verpflichtungen und Stress. Plötzlich musste ich Unsummen an Benzin und Versicherung für ein großes Auto zahlen, ich musste tagtäglich auf Sport und Ernährung achten, um nicht wieder zuzunehmen usw.

Zu der Erkenntnis, dass es nicht nur Vorteile mit sich bringt, seine Ziele zu erreichen, machte ich aber auch noch eine ganz andere Erfahrung. Zum ersten Mal erkannte ich, wie wichtig der Weg zum Ziel ist.

Denn wenn man es erst einmal erreicht hat, erinnert man sich plötzlich wieder an die vielen Stationen, die man auf diesem Weg passieren musste. So dachte ich wieder an die verschiedenen Trainingstage, an die vielen Trainingspartner ...

Ich dachte daran, wie ich beim Auto die Anlage eingebaut habe, die Auspuffanlage ausgetauscht ...

Genau dieselbe Beobachtung mache ich bei sehr vielen Menschen, die große Ziele erreicht haben. Nur sehr wenige sprechen vom dem, was sie erreicht haben, sondern immer davon, wie sie es erreicht haben. Sie sprechen gerne und häufig von den einzelnen Stationen. (Mein Gott, vor zehn Jahren hätte mir das noch niemand zugetraut. Mensch, war das eine schwierige Zeit ...)

Natürlich ist es schön und wichtig, seine Ziele zu erreichen, aber der Weg dorthin ist ebenso wichtig. Wer Ziele dadurch erreicht, dass er sich selbst und andere betrügt, dem wird etwas Grundlegendes fehlen. Der Weg, die Stationen, die dieses Ziel zu mehr hätten machen können.

Gerade im Figur- und Schönheitsbereich gibt es mittlerweile die absurdesten Ideen, nur um schneller am Ziel zu sein, Operationen, Spritzen von Chemikalien, Fettabsaugung … Es ist inzwischen sogar medizinisch möglich, sich Implantate in den Bauch einsetzen zu lassen, die einen klassischen Waschbrettbauch vortäuschen sollen.

All diese Methoden kosten zwar sehr viel Geld, funktionieren tun sie trotzdem nur selten. Darüber hinaus kommt es oft zu unerwarteten Nebenwirkungen, die den ganzen Effekt wieder zunichtemachen. Die Wirkung der Spritzen lässt schneller wieder nach als versprochen. Das abgesaugte Fett hinterlässt schlaffe, runzlige Haut oder setzt sich an anderen Stellen an. Letztendlich betrügen Sie sich nur selbst, um Ihre Gesundheit, um sich selbst und um Ihren Körper. Darüber hinaus betrügen Sie sich aber auch noch um etwas viel Wichtigeres. Nämlich, wie ich vorher bereits erwähnt habe, um die Stationen Ihres Weges. Sie verpassen es, sich selbst auf diesem Weg wieder kennenzulernen, Ihren eigenen Körper neu zu erfahren. Wenn ich an meinen Trainingsweg zurückdenke, dann gibt es sehr viele Stationen, die sehr wichtig für mich waren, mindestens so wichtig wie das Endziel des schönen, trainierten Körpers.

Da waren sehr intensive Erfahrungen, wenn ich nach dem Training entspannt da lag und einfach nur meine Muskeln spürte. Da waren interessante Gespräche mit meinem Trainer, die mir sehr geholfen haben. Nicht nur in körperlicher Hinsicht, sondern auch bei vielen anderen Problemen und Sorgen. Da waren neue Freundschaften mit Trainingspartnern, die nun schon viele Jahre andauern, obwohl wir nicht mehr im selben Studio trainieren.

All diese Erinnerungen und viele andere waren wichtige Stationen auf meinem Weg. Es gab Schritte vor und Schritte zurück, Erfolg und Scheitern, Freude und Frust. Letztendlich war es ein Weg mit sehr vielen, wichtigen Stationen, der zu meinem persönlichen Werdegang wurde.