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NICHT MIT MIR!

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Ich greife mir den Führstrick, doch der Esel stellt sich stur. Typisch Esel. Ich gebe Spannung auf den Führstrick und hindere ihn dafür am Fressen. Typisch Mensch. So geht’s nicht. Er darf jetzt wirklich nicht auf die Idee kommen, dass solche Eigenheiten Erfolg haben. Wir stehen uns gegenüber und warten wohl beide auf die Reaktion des anderen. Kräftiges Ziehen hilft zwar nur selten, doch die unangenehme Situation wird erst beendet, wenn Elias einen Schritt macht. Dabei ziehe und zerre ich nicht, weil das ohnehin nur selten was bringt, ich hindere ihn einfach nur daran, hier den Rasenmäher zu spielen. Ich habe Zeit …

Der Esel scheinbar auch. War die Pause etwa doch zu kurz? Habe ich einen Fehler gemacht, weil ich nicht darauf wartete, bis Elias sichtbar satt war? Hätte ich auf die Uhr schauen müssen? Trotzdem kann ich ihm das jetzt nicht so einfach durchgehen lassen. Das wäre das falsche Signal. Vielleicht hilft eine Kreisbewegung? Einmal linksherum, einmal rechtsherum und schwupp, schon steht der Esel wieder. Hilft leider auch nicht, der Kleine hat ein Kämpferherz. Ich aber auch, und da ich weiß, wo die Schwachstelle sitzt, springe ich urplötzlich nach hinten, klatsche laut in die Hände, brülle richtig los und schiebe den Esel einmal kurz an. Prima, das funktioniert. Lustlos setzt Elias sich in Bewegung, schaut wehmütig auf die schöne Wiese und versucht manchmal etwas abzubeißen. Aber laufen und gleichzeitig fressen ist nicht seine Art. Missmutig latscht er neben mir her.

Ach nun komm, du Esel, und mach kein Drama draus. Bei der nächsten sattgrünen Wiese bekommst du einen Nachschlag. Aber wann und wo, das sage ich, und nur ich. Du bist der Esel, ich der Mensch.

Gemächlich verlassen wir die Obstanbaukolonie mit angeschlossenem Dörfchen und ziehen weiter Richtung Schmiedeberg. Das Wetter wird nun leider etwas trübe, und sorgenvoll blicke ich in den grauen Himmel. Doch was soll’s. Wir sind beide nicht aus Zucker. Da vorne steht ’ne Bank, und nun hau dir den Wanst von mir aus so voll, wie es geht. Wir liegen ganz gut in der Zeit.


Elias futtert, und ich sitze einfach nur so rum und schaue in die Gegend. Ich möchte einfach nur hier sitzen und gucken. Landschaft mit Esel. Solange es nicht regnet, bin ich zufrieden. Vor mir Hügel, Felder, schmale Waldstreifen und Wege, die sich, wie die Spuren der schweren Maschinen auf dem Acker, schlängelnd dahinziehen. Sie kommen aus dem Nichts und verstecken ihr Ziel hinter der nächsten Anhöhe. Neben mir der kleine Esel mit dem großen Appetit. Endlich satt?

ICH DACHTE, DIE UCKERMARK GUT ZU KENNEN, UND DOCH WAR PLÖTZLICH ALLES NEU.

Schmiedeberg erreichen wir noch vor der Mittagspause, und weil das Örtchen gerade Geburtstag feiert, sitzen auffällig viele Strohpuppen vor zahlreichen Häusern. 700 Jahre ist das Dorf nun alt. Beeindruckt von derart viel Geschichte. laufen wir einmal um die Feldsteinkirche, die mir sehr nach Spätromanik aussieht, bestaunen eine wirklich hübsche Feldsteinmauer und diverse alte Bauernhäuser, von denen das Giebellaubenganghaus Jägerhof besonders zu erwähnen ist.

Elias darf sich die Strohpuppen aus der Nähe angucken, und von mir aus hätte er sich auch was abbeißen dürfen. Aber wie mir scheint, will das Eselchen weiter. Mein Esel Narcisse, der verfressene Franzose, wäre nicht gegangen, ohne die verschiedensten Körperteile verspeist zu haben oder wenigstens davon zu kosten. Er hätte ein Strohpuppenmassaker veranstaltet.

Komm mal her mein Kleiner, ich muss dir einen Kuss zwischen die Ohren drücken. Du bist wirklich ein sehr gut erzogener Esel. Heute Abend mach ich dir die Ohren und danach kratz ich dir den Arsch. Versprochen. Möhre? Seit der letzten Fresspause kommt er mir ungemein motiviert vor.

Na. dann mal hurtig weiter. Einmal über die B 198 und hinein in einen wunderschönen Feldweg. Im nächsten Örtchen – Biesenbrow – sind wir am Ziel, und ich hätte nichts dagegen, die Beine hochzulegen. Irgendwie bin ich faul. Der Wanderweg nach Biesenbrow, wo wir in der Kleinen Schäferei übernachten werden, ist sehr, sehr hübsch, lässt sich leicht gehen und bietet rechts und links schöne Ausblicke weit in die Uckermark hinein. Über uns sammeln sich Schwärme von Zugvögeln, ein Fuchs kreuzt den Weg, und zwei Stunden später laufen wir am Geburtshaus von

Tausche Alltag gegen Alpaka

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