Читать книгу Tausche Alltag gegen Alpaka - Erik Kormann - Страница 6
ОглавлениеKLEINE ABENTEUER, GROSSES GLÜCK
Ob man nun Busfahrer, Handwerker oder Managerin ist – der Alltag mag erfüllend sein, aber er fordert auch Kraft. Die NATUR kann uns diese Kraft zurückgeben, einfach so. Wir müssen nur raus, rücksichtsvoll und wachsam sein.
DIE ZAUBERFORMEL meines Lebens heißt seit einigen Wochen sechs-zwei, sechs-zwei, fünf-drei. Sechs Tage Arbeit hinter dem Lenkrad eines Linienbusses, zwei Tage frei. Dann wieder sechs Tage Arbeit auf den Straßen von Berlin und wieder zwei Tage frei. Aber nach dieser zweiten Sechstagewoche naht Entspannung pur. Mein grüner Streif am Horizont der dritten Arbeitswoche. Einer Woche, die aus nur fünf Arbeitstagen besteht und auf die ganze drei freie Tage folgen. Der kurze Urlaub immer dann, wenn er nötig ist. Gelegenheit, der Stadt und der Hektik, dem Lärm und allen Erinnerungen an verstopfte Straßen zu entfliehen. Viel Zeit, um Frühling, Sommer, Herbst und Winter aus der Nähe zu erleben. Hinein ins Vergnügen.
Ein Blick aus dem Fenster am Morgen. Auf und raus und los. So viele Möglichkeiten für Erholung und Abenteuer, Entspannung und Zeitvertreib liegen direkt vor der Haustür. Die Himmelsleiter im Elbsandsteingebirge ist meine Eiger-Nordwand. Der Berliner Müggelsee mein Ozean. Die Welt im Kleinen zu entdecken mein ganz privates Vergnügen. Hier und jetzt. Ich fiebere nicht dem Jahresurlaub entgegen, ich freue mich auf die kommenden drei freien Tage, die ich so oft wie möglich für kleine Abenteuer nutze. Felder, Wiesen und Wälder sind meine Nische für erholsame Freizeiten. Und wo immer ich hinkomme, habe ich genügend Platz für meine Bedürfnisse. Kein Stau, keine vollen Strände und kein Gedränge an der Rezeption. Aktivität im Wechsel der Jahrezeiten.
Mein Beruf ist das Busfahren. Meine Berufung die Mobilität. Auf alten und neuen Wegen bin ich unterwegs. Zu begreifen, dass ein schwieriger Weg kein Hindernis sein muss, ist wahrhaft Glück. Trau ich mich oder trau ich mich nicht? Erkenne ich Altbekanntes wieder oder werde ich überrascht? Fragen, die genau dann beantwortet werden, wenn ich mich auf den Weg mache. Schritt für Schritt … und reich beschenkt nach Hause zurückkehren. Begeistert sein.
Man kann das als Möglichkeit betrachten, die Natur ins eigene Leben zurückzuholen. Für mich ist es mehr die Gelegenheit, ein Teil jener Landschaft zu werden, die mich umgibt und die mir Erholung garantiert. Drei Tage frei und jede Menge Abenteuer, die es zu erleben gilt. Einen Esel im Havelland besuchen, Alpakas im Spreewald und Lamas im Harz. Lauter Möglichkeiten, die sich über das ganze Land verteilt bieten. Was könnte es Schöneres geben, als sich mit einem tierischen Begleiter in der Landschaft zu bewegen? Auf Pfoten, Hufen und Schwielensohlen geht die Natur direkt neben mir her, habe ich einen unschätzbaren Mehrwert an meiner Seite, und mit jedem Schritt entsteht Vertrauen dort, wo man sich vertraut.
Ich werde mich entschleunigen lassen, mich darauf einstellen, hier und dort anzuhalten und die eingeschlagenen Wege zu verlassen. Nichts wird hundertprozentig so verlaufen, wie ich es geplant habe. Geduld werde ich brauchen, ebenso wie Führungsstärke und bequeme Schuhe. Das alles stimmt freundlich. Warum sollte ich wie ein leberkranker Nörgler zu Hause sitzen und mich beklagen, weil dieses, oder jenes nicht geht – die Wüste zu heiß, die Tropen zu schwül und am Nordpol das Eis zu dünn –, wenn ich, einem freundlichen Sanguiniker gleich, doch so viel anschauen kann, was sich ganz vorteilhaft von meiner Berliner Heimat unterscheidet. Im Rückblick wird sich selbst die kleinste Unternehmung als wertvolle Erinnerung präsentieren. Da war etwas, was ich erlebte.
Naturnahes, regionales Reisen in ganz besonderer Begleitung. Alles wird zusammenkommen, und genau dann, wenn ich nicht damit rechne, werden die Tiere an meiner Seite ganz überraschende Kontakte knüpfen.
EIN TIER BEOBACHTEN, FÜHREN, BELOHNEN, RESPEKTIEREN UND SICH SELBST RESPEKT ERARBEITEN, DAS IST VIEL MEHR ALS NUR EINE VORZEIGBARE CHALLENGE.
Die Verbindung auf Zeit hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf uns selbst. Eine Spur, die ich ihnen zeigen möchte.
Denn nach der Reise ist vor der Reise.