Читать книгу Es darf auch mal Champagner sein - Erma Bombeck - Страница 14
ОглавлениеVorsichtsmaßnahmen
Unseren Ortspolizisten Beekman habe ich erst zweimal getroffen.
Das erste Mal, als ich rückwärts aus der Garage fuhr und dabei versehentlich den draußen geparkten Wagen meines Mannes rammte. (Die Verhandlung läuft noch.)
Das zweite Mal, als er mir liebenswürdigerweise die Fahrprüfung erleichterte, indem er mit Kreide ein B auf das Bremspedal und ein K auf die Kupplung malte.
»Sie werden sich bestimmt wundern, warum ich Sie gerufen habe«, sagte ich, als ich ihn zur Haustür hereinließ.
»Jawohl, Madam«, sagte er und nahm den Sturzhelm und die dunkle Brille ab.
»Mein Mann und ich fahren nämlich in Urlaub, und ... « Er hob die Hand, um mir Schweigen zu gebieten, und sah sich besorgt um. »Sind wir allein?«
»Ja, schon.«
»Wir übernehmen nämlich jährlich Hunderte von Hausbewachungen ,und das Stichwort heißt: Geheimhaltung!«
»Aber werden denn die Leute nicht misstrauisch, wenn sie jede Nacht einen Streifenwagen vor dem Haus parken sehen?«
»Ich stelle mich nicht jede Nacht vors Haus«, erklärte er. »Ich mache meine Beobachtungsrunde, und wenn ich dann am Haus vorbeifahre, kontrolliere ich kurz. So. (Er machte einen Ruck mit dem Kopf, als hätte er einen Krampf im Nacken.) Das zweite Stichwort heißt: bewohnt. Lassen Sie den Einbrecher in dem Glauben, dass Sie zu Hause sind, indem Sie eine Lampe eingeschaltet oder das Radio laufen lassen. Sagen Sie mir nur bitte, wann Sie abreisen und wann Sie wiederkommen, und geben Sie mir eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann. Den Rest besorge ich dann schon.«
»Das ist ja wunderbar«, rief ich und begleitete ihn zur Tür. Als er in seinen Wagen stieg, rief ich ihm nach: »Ich sehe Sie also in zwei Wochen!«
Er legte den Finger auf die Lippen und sagte: »Immer daran denken: Das Stichwort heißt Geheimhaltung.«
Helen kam als Erste, nachdem er weggefahren war.
»Was wollte der Streifenwagen vor deinem Haus?«
»Pschsch«, raunte ich ihr zu und sah mich um. »Wir fahren alle für zwei Wochen nach Vermont, und der Wachtmeister Beekman wird unser Haus im Auge behalten, damit niemand einbricht. Sag es keinem. Er hat mir eingeschärft, dass es geheim bleiben muss.«
Ausnahmsweise war mein Mann einverstanden. »Das ist das Gescheiteste, was du je getan hast«, fand er. »Wen rufst du denn an?«
»Der zweite Punkt, auf den Wachtmeister Beekman mich hingewiesen hat, ist der: Das Haus muss bewohnt aussehen. Deshalb will ich Margo anrufen und ihr sagen, wann wir fahren, damit sie jeden Abend herkommt und jedes Mal eine andere Lampe anknipst. Außerdem muss ich noch die Zeitungsboten und die Reinigung anrufen – und dann den Briefträger.«
»Sollte man nicht auch den Milchmann abbestellen? «
»Den Milchmann abbestellen? Da kannst du dich ja gleich in der Unterhose vors Haus stellen und ein Schild hochhalten: ›Herein spaziert ohne anzuklopfen!‹ Diebe folgen Milchmännern wie Fliegen dem Müllwagen. Ich werde das alles arrangieren. Er soll jeden zweiten Tag vier Liter Milch liefern, wie sonst auch.«
»Ob die Einbrecher nicht doch Verdacht schöpfen, wenn er alle vier Liter austrinkt und dann die leeren Flaschen zum Wagen zurückträgt?«
»Er klirrt doch nur mit ein paar Flaschen und tut so, als würde er liefern«, seufzte ich. »Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich muss Mike Bescheid sagen, dass wir wegfahren, damit er zum Rasenmähen kommt, und Mark, dass er unsere Abfalltonnen mitbenutzen darf, sie dafür aber montags auf den Bürgersteig hinaustragen muss ... «
»Das alles schmeckt mir nicht«, sagte mein Mann.
»Dann hör dir mal an, was Maybell und Dave passiert ist. Sie wollten ein paar Tage nach Disneyland. Also hat sie ihre Schneiderpuppe mit Hosenanzug und Perücke ausstaffiert, sie an den Kamin gelehnt und ihr einen Drink in die Hand gegeben. Am nächsten Morgen war das Haus ausgeplündert, und die Einbrecher hatten fast alles mitgenommen außer der Schneiderpuppe. Weißt du, wodurch sie sich verraten hat?«
»Vielleicht ist jemandem aufgefallen, dass die Schneiderpuppe statt Beine einen Holzständer hat?«
»Nein, die Eiswürfel im Drink waren geschmolzen, und die Kerle wussten sofort, dass kein Mensch mit einem warmen Drink herumsteht.«
»Bis jetzt hast du schon sieben Personen erzählt, dass wir wegfahren. Wie vielen willst du es denn noch sagen?«
»Na, Charmaine muss ich es sagen, damit sie ihre Kinder zum Spielen in unseren Hof rüberbringen kann, und Frederike hat mich gebeten, sie anzurufen, weil sie zum Wochenende ihren Hund herfahren möchte. Er soll sich hier mal so richtig ausbellen. Natürlich muss ich auch den Friseur, die Putzfrau, den Versicherungsvertreter und die Damen vom Schülerlotsendienst anrufen.«
»Das sind schon sechzehn!«
»Und meine Avon-Kosmetikerin, den Automobilclub, den Gasableser, den Kaminkehrer, die Pfadfinderleiter ... «
»Das sind dann dreiunddreißig.«
»Der Tierarzt muss selbstverständlich auch Bescheid wissen und die Kassiererin vom Supermarkt, mein Fußpfleger und die Jungen von der Tankstelle, ferner der Pastor und ... «
»Ungefähr wie vielen Menschen insgesamt wirst du sagen, dass wir die Stadt verlassen?«
»Ungefähr sechshundertdreiundachtzig.«
»Warum setzt du nicht gleich eine Anzeige in die New York Times?«
»Gut, dass du mich daran erinnerst. Grace meint, wenn man während seiner Abwesenheit angerufen werden will, setzt man am besten eine Anzeige in die Zeitung, dass man einen gut erhaltenen Toaster verkauft oder so was. Man kann natürlich auch ein Dutzend Versicherungsvertreter glauben machen, man brauchte eine neue Haftpflichtpolice. Wenn man Einbrecher aus einem leer stehenden Haus verscheuchen will, gibt es nichts Besseres als ein klingelndes Telefon.«
»Ich finde, du nimmst die ganze Geschichte viel zu tragisch«, meinte mein Mann. »Diese komplizierten Maßnahmen, nur damit das Haus bewohnt wirkt, sind doch Wahnwitz. Wenn du noch mehr Leute dazu bringst, hier ein- und auszugehen, werden wir hier bleiben und Parkplätze anweisen müssen. «
Wir ließen das Thema fallen. Bis gestern. Da kam mein Mann in die Küche, als ich gerade Abendessen kochte.
»Heute habe ich im Parkhaus, in dem ich immer den Wagen einstelle, jemanden kennengelernt«, sagte er. »Er ist vor zwei Tagen aus Chicago hierher gezogen. Als ich mich vorstellte, sagte er: ›Ach, Sie sind der, der ab fünfzehnten nächsten Monats für zehn Tage nach Vermont reist.‹«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Woher wusste er das denn?«, fragte ich.
»Der Neffe seiner Frau musste wegen eines Hühnerauges zum Fußpfleger, und der war neulich auf einer Grillparty bei dem Mann gewesen, der immer unseren Zähler abliest.«
»Welchen Zähler? Gas, Strom oder Wasser?«, fragte ich misstrauisch.
»Das ist doch egal«, fuhr er fort. »Viel interessanter war, was er über seinen letzten Urlaub erzählte. Er sagt, sie seien kaum ein paar Stunden weggewesen, da sei schon eingebrochen worden. Das ganze Haus sauber ausgeräumt.«
»Was habe ich dir gesagt?«, triumphierte ich. »Lass mich mal raten: Sie hatten vergessen, das Radio laufen zu lassen, damit die Einbrecher durch die Geräusche abgelenkt werden. Sie hatten sich keine Katze gemietet, die im Fenster sitzt. Sie hatten während ihrer Abwesenheit zu keiner Party eingeladen und keine Fahrräder in der Einfahrt liegen lassen?«
»Doch, das haben sie alles getan«, sagte mein Mann sanft.
»Und was haben sie vergessen?«, fragte ich neugierig.
»Die Haustür abzuschließen.«