Читать книгу Es darf auch mal Champagner sein - Erma Bombeck - Страница 15

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Die Kur

Seit den Feiertagen sieht Mutter ein bisschen elend aus. Es ist nichts besonders Gravierendes, sie schleppt sich nur seufzend von einem Sessel zum anderen.

Als ich ihren Arzt auf einer Party traf, erwähnte ich Mutters Zustand, und er schlug eine Serie F.M. vor.

»Was bitte sind F.M.?«, fragte ich neugierig.

»Flohmärkte«, antwortete er und biss in eine Käsestange. »Leiern Sie am Griff einer alten Eismaschine und sagen ihr: ›Für einen Dollar geb ich sie her.‹ Zeigen Sie ihr eine Porzellandose mit einem Sprung im Deckel, die Sie für einen Vierteldollar herausrücken wollen, und sehen Sie, wie sie reagiert.«

»Und davon soll sie gesund werden?«

»Ich habe schon Frauen gesehen, buchstäblich Todeskandidatinnen, die fünf Kilometer zu Fuß marschiert sind, um einen Kalender vom vorigen Jahr zu ersteigern. Oder eine Schachtel geschmolzener Kerzenstummel. So was wirkt wie eine Spritze.«

Als ich Mutter das nächste Mal traf, erwähnte ich beiläufig, ich besäße Manschettenknöpfe mit einem Skorpion darauf, einen Liegestuhl, der sich nicht öffnen ließ, einen Trinkbecher mit dem Porträt der Beatles, einen Schmuckkasten, der »La Paloma« spielte, und vier milchfleckige Kinderlätzchen.

Mutters abwesendes Gesicht belebte sich langsam. Ihre hängenden Schultern strafften sich, ihre schlaffen Hände ballten sich zu Fäusten. Sie stand auf und verkündete: »Das klingt ja wie der Anfang eines Flohmarkts.«

Von diesem Augenblick an war sie nur noch ein verschwommener Fleck in der Landschaft. Sie fuhr den Wagen aus der Garage, um die Schätze unterbringen zu können. Sie spannte Wäscheleinen für auszustellende Stücke. Sie schleppte Klapptische vors Haus, klebte Plakate an, gab Anzeigen auf, organisierte ein- und ausgehende Warenposten und brüllte Befehle wie ein Vorarbeiter von den Docks, der die Ladung der »Queen Elizabeth« löscht.

Sie veränderte sich zusehends: Ihr Schritt beschleunigte sich, ihre Wangen röteten sich, sie fand ihren Humor wieder, ihr ganzes Wesen wurde sichtlich heiterer, und dabei hätte ich wetten mögen, dass diese zarte Frau noch vor einer Woche nicht einmal einen Grillspieß hätte halten können.

Am Tag des Flohmarktes war sie in Hochform. »Nein, meine Liebe, Änderungen können wir nicht annehmen.«

»Wollen Sie nun den ausgestopften Hamster, ja oder nein? Ich habe bereits drei andere Interessenten. «

»Aber das können Sie sich doch denken: Wenn die Stiefel kein Loch hätten, bekämen Sie sie doch nicht für 50 Cent.«

»Frei Haus liefern wir nicht. Für wen halten Sie uns denn, für eine Luxusboutique auf der Fifth Avenue?«

»Nein, was da liegt, ist ein Ehemann, der ist unverkäuflich. Er ruht sich nur aus.«

Ich fragte den Arzt, ob alle F.M.-Kuren so erfolgreich seien.

Er antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken: »Wenn eine Frau nicht mehr auf Flohmärkte reagiert, gebe ich ihr, offen gestanden, kaum noch Überlebenschancen.«

Es darf auch mal Champagner sein

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