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2. Gnaeus Pompeius: Herkunft, Jugend, politisches Profil

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Gnaeus Pompeius wurde am 29. September 106 in jene traumatische Zeit hineingeboren, als man die Kimbern und Teutonen in Kürze vor Rom wähnte und der Jugurtha-Krieg in Afrika noch nicht beendet war. Seine Familie konnte auf keine lange Ahnenreihe verweisen, aber der Vater Gnaeus Pompeius Strabo brachte es 89 zum Konsulat. Der Bundesgenossenkrieg in Italien rief nach guten Feldherren, wie es der ältere Pompeius war, und noch mehr nach guten Politikern. Die Heimat der Familie lag an der Ostküste Italiens, in Picenum. Diese Landschaft stellte für Vater und Sohn Pompeius das Fundament ihrer späteren militärischen Klientel bereit.

Gnaeus wuchs in engster Verbindung mit der Krise der Republik auf. Als 17-Jährigen finden wir ihn in der Ausbildung bei seinem Vater, damals Konsul und im Krieg gegen aufständische Bundesgenossen im Einsatz, als 19-Jähriger rettete er den gemeinhin unbeliebten Vater vor einer Meuterei. Der Krieg also war seine Schule, und er wurde zu seinem Beruf; Pompeius sollte sich später seiner ganz auf militärischen Drill abgestimmten Jugend rühmen. In Italien waren die Jahre 87 – 84 geprägt von dem Fehlen einer funktionierenden Ordnung und der Erwartung des popular-optimatischen Krieges; es herrschten die Popularen unter Cinna, doch alle erwarteten die Rückkehr Sullas aus dem Osten. Das Verhalten des Pompeius in dieser Zeit war eher abwartend. Er musste während der achtziger Jahre eine noch auf den inzwischen verstorbenen Vater zurückgehende Anklage auf Bereicherung abwehren. Eine politische Programmatik schien ihm fern zu liegen. Wir finden ihn aber in der Nähe wichtiger popularer Führer wie Gnaeus Papirius Carbo oder Publius Antistius, dessen Tochter er heiratete, aber 83 – Sulla näherte sich bereits mit seinem siegreichen Heer – wechselte er auf die aussichtsreichere optimatische Seite über. Er sammelte sich, so schildern es unsere Quellen, ein Heer in seiner Heimatregion Picenum zusammen, das ihm ergeben war und überallhin folgte und mithilfe dessen er ohne irgendeine Legitimation Sulla gute Dienste leistete. Danach war er in Rom bekannt für Mut, Entschlossenheit und Organisationstalent, womit sein Vorgehen gerechtfertigt erschien. Aber neu, ungewöhnlich und gänzlich gegen den mos maiorum war das Vorgehen des jungen Feldherrn allemal, und man erinnerte sich dessen noch Jahrzehnte später voller Bewunderung (s. Quelle).

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Cicero über Pompeius (66 v. Chr.)

(Cicero, Oratio de imperio Cn. Pompei 61: Cicero plädiert vor der Volksversammlung für die Übertragung des Oberbefehls im seit 74 tobenden 3. Mithridatischen Krieg an Pompeius)

Was sonst ist denn wohl so unerhört, wie dass ein ganz junger Privatmann in einer Notzeit des Staates ein Heer zusammenbringt? Das hat er getan! Dass er es anführt? Jener hat es angeführt! Dass er als Feldherr größten Erfolg hat? Er hatte ihn! Was widerspricht so dem Herkommen, als einem blutjungen Menschen, dem es noch weit bis zum Senatorenalter fehlte, Kommando und Heer zu geben und ihm Sizilien mit Afrika und den Krieg dort anzuvertrauen? Pompeius weilte in diesen Provinzen und bewies strengste Rechtlichkeit, größte Würde, höchste Tapferkeit; er beendete den großen Krieg in Afrika und führte sein Heer als Sieger zurück. Was vollends ist so unerhört, als dass ein römischer Ritter den Triumph feiert? Aber auch diese Neuerung hat das Volk von Rom nicht nur gesehen, sondern glaubte sogar, sie mit allgemeiner Teilnahme anschauen und mitfeiern zu sollen.

Pompeius hatte sich unentbehrlich gemacht; Sulla redete ihn, der noch nicht einmal hätte Quaestor werden dürfen, weil er zu jung war, mit dem Titel „imperator“ an und setzte ihn – wahrscheinlich im November 82 – im Dienste der Sache gegen die popularen Heere in Sizilien und Afrika ein, wo er sein überragendes Ordnungstalent bewies. Er führte seinen Auftrag mit der Unterstützung von sechs Legionen gründlich und schnell aus. Vor allem präsentierte er sich in diesen Reichsterritorien bereits als Schutzherr der Provinzialen, die er sehr milde behandelte. Hier legte er den Grundstein für seine spätere faktische Position als „Reichspatron“, dessen Klientel von Spanien bis nach Syrien und Afrika reichte. Die popularen Gegner freilich, wie die Feldherren Gnaeus Carbo auf Sizilien und Gnaeus Domitius Ahenobarbus, der ein Schwiegersohn Cinnas war, ließ er, nach dem Vorbild Sullas, hinrichten (Plutarch, Pompeius 10 – 12). Bereits im Jahre 81 erhielt er den Beinamen „der Große“ (magnus); ein maximus, „der Größte“, ein durchaus gebräuchlicher römischer Beiname, beabsichtigte er jetzt und in Zukunft freilich nicht zu werden, nur ein princeps, ein „führender Mann unter Gleichen“. Im Jahre 79, nach großen Erfolgen, wurde der große Diktator Sulla gar genötigt, seinem jungen General den Triumph zu gewähren.

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Triumph

Der Triumph ist wohl etruskischen Ursprungs. Es handelte sich dabei um eine Prozession, bei der der Triumphator über auswärtige Feinde sein Heer mitsamt der Beute und Kriegsgefangenen über das forum Romanum zum Kapitol führen und dort dem höchsten Gott Jupiter Capitolinus ein Dankopfer veranstalten durfte. Die Genehmigung dazu verliehen die Volksversammlung oder der Senat zum Dank für große militärische Siege. Nur in diesem Fall durfte der Feldherr sein Imperium über die heilige Stadtgrenze Roms, das Pomerium, hinaus behalten und Soldaten in die Stadt führen. Der Triumph war die größte Ehrung für römische Politiker. Caesar war der Erste, der nach dem Sieg über Pompeius in Munda/Spanien 45 auch einen Triumph über innenpolitische Gegner feierte.

Pompeius bestand auf solcherlei Ehrungen, sie waren Auszeichnung für ihn selbst und für seine Soldaten, die ihn folglich umso mehr unterstützten. Sullas Wertschätzung für ihn kommt auch darin zum Ausdruck, dass er ihm seine Stieftochter Aemilia zur Frau gab, die – wie Pompeius selbst – verheiratet und sogar schwanger war; sie starb im Kindbett. Über diese Ehe, so kurz sie auch währte, gelangte Pompeius in die vornehmsten und mächtigsten Kreise Roms, denn Aemilia war nicht nur die Stieftochter Sullas, sondern auch die leibliche Tochter einer Frau aus dem Hochadel, der Caecilia Metella. Von seiner ersten Frau Antistia hatte sich Pompeius scheiden lassen (Plutarch, Pompeius 9).

Man mag sich ausmalen, welchen Eindruck das alles auf die Zeitgenossen machte, denen Sulla doch mit Gewalt einhämmerte, dass die alte Republik mit ihrer festgelegten Ämterlaufbahn fortan das Maß aller Dinge wäre. Man hatte noch Sullas Verdikt über den Sohn des Marius, der 82 mit 27 Jahren Konsul geworden war, im Ohr: „Man muss zuerst Ruderer werden, bevor man nach dem Steuer greift“ (Appian, Bella civilia 1, 94, 435). Für Pompeius galt das alles nicht, und das sogar vom Diktator selbst sanktioniert. Wer sollte sich an die Neuordnung überhaupt halten, wenn schon ihr Urheber sich nicht nach ihr richtete?

Caesar und Pompeius

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