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5. Die außenpolitische Lage

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Es war einmal mehr die Außenpolitik, die Rom zwang, neue Wege einzuschlagen. Diesmal waren es zwei Gefahrenherde im Osten des Reiches, die sich zu Flächenbränden entwickelt hatten. Zuerst waren es die Seeräuber, dann im Verbund mit ihnen der pontische König Mithridates, die zusammen jahrzehntelang die römischen Autoritäten zum Narren hielten und schließlich sogar Italien selbst bedrohten.

Seeräuber

Die Seeräuber waren für Rom eine peinliche Angelegenheit, für uns dagegen sind sie ein Symptom für das strukturelle Defizit der stadtstaatlichen Ordnung Roms. Im Grunde war das Problem hausgemacht (Strabo 14, 5, 2). Im 2. Jahrhundert nämlich dienten die Piraten den Römern als probates Hilfsmittel in der Auseinandersetzung gegen die hellenistischen Staaten. Sie kamen zumeist aus Kilikien im südlichen Kleinasien und aus Kreta, kaperten Schiffe samt ihrer Ladung, forderten Lösegeld für entführte Persönlichkeiten und engagierten sich im Sklavenhandel. Unternommen wurde lange Zeit auch deshalb nichts, weil im innerrömischen Konflikt zwischen Nobilität und dem im Handel engagierten Ritterstand so mancher Adlige es gar nicht ungern sah, wenn die mächtigen ritterständischen Wirtschaftsunternehmen von Piraten in Schwierigkeiten gebracht wurden. Erst als man die Bedrohung hautnah in Italien, ja sogar in Ostia, dem Hafen Roms, zu spüren bekam, die Versorgung Roms gefährdet war und Praetoren und nobiles wie der junge Caesar entführt wurden, wurde man wirklich aktiv. Doch leicht war die Aufgabe nicht, denn die Piraten besaßen mehr als 1000 Schiffe und hatten eine umfassende und geradezu – modern gesprochen – supranationale Organisation ausgebildet, die mit bewährten Rom-Feinden der achtziger und siebziger Jahre kooperierte, wie Sertorius, Mithridates oder Spartacus. Die latente oder bereits offen gezeigte antirömische Grundstimmung im Osten des Reiches wurde von ihnen genutzt, um alle römischen Gegenmaßnahmen ins Leere laufen zu lassen. Erschwert wurde die Lösung des Problems durch die sullanische Ordnung. Im Interesse einer Sicherung der Senatsherrschaft hatte Sulla die militärische Abwehrfähigkeit entscheidend geschwächt. Die Statthalter betroffener Provinzen konnten nur in ihrem engeren Sprengel agieren, während sich der Gegner natürlich nicht an die Provinzgrenzen hielt. Außerordentliche, mit anderen Worten: nicht verfassungskonforme Imperien wurden daher notwendig.

Mithridates

Mithridates VI. Eupator (geboren 132, Regierungszeit 120 – 63) war demgegenüber zwar ein konkreter und klar definierbarer Feind, aber nicht weniger gefährlich. Er war König von Pontos, einem Reich, das im 3. Jahrhundert in der Alexander-Nachfolge entstanden war. Großmachtträume und Alexander-Imitatio, die Unzufriedenheit der Provinzialen mit Roms Herrschaft und eine ausgeklügelte antirömische Bündnispolitik verbanden sich zu einer außerordentlichen Bedrohung der östlichen Reichshälfte. Zwei Kriege hatte Mithridates bereits gegen Rom geführt (den schon erwähnten „sullanischen“ von 88 – 85 und einen kleineren zweiten von 83 – 82), als seit 74 für mehr als ein Jahrzehnt die entscheidende Auseinandersetzung geführt wurde. Der pontische König hatte sich gründlich auf den Krieg vorbereitet: Nicht nur die militärischen Kapazitäten waren kräftig erhöht worden, sondern auch diplomatisch sicherte er seine Pläne ab. Verbündet mit Tigranes, dem König von Armenien, mit den Ptolemäern von Ägypten, Sertorius in Spanien und den Piraten von Kilikien, konnte er auf seine Chance warten. Sie bot sich, als König Nikomedes IV. von Bithynien – jenem Nikomedes, dem ein Verhältnis mit dem jungen Caesar nachgesagt wurde – 75 starb und sein Reich testamentarisch den Römern vermachte, um sie sich zu verpflichten und zu einem Engagement in der Region zu bewegen. Solche testamentarischen Verfügungen hellenistischer Potentaten waren durchaus nicht unüblich; das berühmteste Beispiel dafür war diejenige des Königs Attalus von Pergamon, dessen im Jahre 133 den Römern überlassenes Reich zur Provinz Asia umgewidmet worden war. Mithridates erklärte jedoch das Testament des Nikomedes für unecht, der Krieg gegen Rom begann. Auf römischer Seite wurde zunächst L. Licinius Lucullus mit seiner Führung betraut, der seit 73 den pontischen König zunehmend in die Enge trieb.

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Lucullus

Lucullus war einer jener hochadligen Politiker, die in ihrem Ehrgeiz und Hochmut sich von dem Glanz des Pompeius zurückgestuft fühlten und ihm darum großen Widerstand entgegensetzten. Wohl nur wenig älter als Pompeius, hatte er unter Sulla als Quaestor in dessen Krieg gegen Mithridates einige Erfolge zu verzeichnen gehabt, sodass der Diktator ihm sogar seine Autobiographie gewidmet hatte. 74 war er zum Konsulat gelangt und wurde mit der Kriegführung gegen denselben Mithridates in Asien beauftragt. Als Pompeius ihn mittels des außerordentlichen Imperiums ablöste, versuchte Lucullus, ihm innenpolitisch nach allen Kräften zu schaden. Auch gegen das 1. Triumvirat leistete er hartnäckig Widerstand, wie umgekehrt die Freunde des Pompeius versuchten, seinen Triumph zu verhindern. Er selbst pflegte einen recht aufwändigen und sprichwörtlich „lucullischen“ Lebensstil, während er seine Soldaten sehr hart behandelte. Gestorben ist er etwa 57.

Feldzug des Lucullus

Immer neue Siegesmeldungen trafen vom Feldzug des Lucullus in Rom ein, von seinem Vormarsch über Euphrat und Tigris, von Schlachten mit 10 000 gefallenen Feinden und von der Flucht des Königs. Vielleicht stimmte das sogar, doch der Krieg war damit keineswegs zu Ende. Der Nutzen, den Lucullus aus seinen Erfolgen zog, war in der Tat wenig inspiriert und ganz an traditionelle republikanische Muster angelehnt. So überließ er die Verhandlungen mit Tigranes über die Auslieferung des Mithridates dem jungen Appius Claudius Pulcher, der, in römischer Überheblichkeit verfangen, jede Chance auf eine Einigung zunichte machte (Plutarch, Lucullus 21; 23). Dann ließ sich Lucullus eine Senatskommission zur Regelung der Verhältnisse kommen, was zwar verfassungsgemäß war, aber die Angelegenheit verzögerte und überhaupt nicht mit den späteren Initiativen des Pompeius in dieser Region vergleichbar war. 69 fiel er in Armenien ein, was weder legitimiert noch geschickt war; er zeigte sich bisweilen unentschlossen, vermochte überhaupt nicht seine Autorität in eine patronale Rolle für die von Mithridates bedrohten Regionen einzubringen, ja steigerte gar noch den Hass auf die Römer und ermöglichte dadurch weitere Erfolge des Gegners – kurz: in seinem Wirken steckte keine Perspektive für die Zukunft und keine Systematik. Dies trug zu seinem Scheitern ebenso bei wie sein schlechtes Verhältnis zu den Truppen, denen er wie ein traditionsbewusster republikanischer General gegenübertrat – so als ob sich seit Marius im Heerwesen nichts verändert hätte und das alte Milizsystem der Republik noch intakt gewesen wäre. Lucullus kommt bei den antiken Autoren recht gut weg, weil er ein erfolgreicher Militär war, der zudem den Steuern- und Schuldendruck auf die von Sulla stark belasteten Städte in Asien zu vermindern wusste. Eine politische Lösung der Krise war jedoch unter ihm nicht in Sichtweite. Wie gegen die Seeräuber erwies es sich auch gegen Mithridates als unumgänglich, neue Methoden im Umgang mit dem Krieg und der Herrschaft über das Reich zu entwickeln. Dafür war, wie man spätestens seit Sertorius und Spanien wusste, Pompeius der richtige Mann.

Caesar und Pompeius

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