Читать книгу Behauptung statt Wahrheit - Erwin Leonhardi - Страница 16
Verbreitung von Angst
ОглавлениеZum Untermauern der Führungsautorität hat die Kirche ab und zu einen Unfolgsamen seiner Habe beraubt oder öffentlich hingerichtet, wobei der weltliche Staat tatenlos zusah. War kein Unfolgsamer zur Hand, wurde einer konstruiert, wie die gesamte Hexenverfolgung beweist. Selbst Luther war von der Existenz von Hexen und Feldteufeln überzeugt. Die generelle Haltung gegenüber angeklagten Hexen war grausam und stiftete viel Angst. Als Mittel zur Wahrheitsfindung wurde öfters das sogenannte Gottesurteil, ein klerikales Wort für Zufall, bemüht.
Eine unbedachte Äußerung eines Mitbürgers konnte bereits als Denunziation gelten und für den Scheiterhaufen eines anderen ausreichen. Erkennbar ungläubig zu sein, hieß leiden und sterben.
Religiöses Machtstreben gibt es nicht nur im Christentum. Das im Juni 2014 von Abu Bakr Al-Baghdadi ausgerufene Kalifat, der selbst ernannte Islamische Staat, ist eine radikal islamistische Bewegung, die im Prinzip nichts anderes macht als das, was die christliche Kirche über Jahrhunderte durch Inquisition und Kreuzzüge vorgeführt hat. Das will heute niemand gerne hören. Eine öffentliche aus religiösem Wahn begangene Hinrichtung ist ein Schwerstverbrechen. Keine noch so tiefe religiöse Überzeugung kann diese Schuld jemals aufheben. Es spielt dabei keine Rolle, unter welchem Vorwand eine Tat begangen wird. Das einzige objektive Kriterium ist, dass Verbrechen immer Verbrechen bleiben, auch wenn sie angeblich im Namen eines Gottes begangen werden.