Читать книгу Jugendsprache - Eva Neuland - Страница 31

4.4 Jugendsprache als Medienphänomen

Оглавление

Bereits einleitend wurde darauf hingewiesen, dass populärwissenschaftliche Lexika und Szenewörterbücher entscheidend zu dem Vorurteil beitragen, dass Jugendsprache aus einer Ansammlung besonderer Wörter und Wendungen bestehe. Die Jugendsprachforschung setzt sich kritisch mit diesem von den Medien konstruierten Bild von Jugendsprache in der Öffentlichkeit auseinander und analysiert das komplexe Wechselverhältnis von Jugendsprache und Medien. Medienkonsum und Medienwissen bilden ihrerseits eine wesentliche RessourceRessource für jugendlichen Sprachgebrauch. Jugendliche nehmen in spielerischer, oft kritisch-ironisierender Weise auf ihre Medienerfahrungen Bezug. AnspielungenAnspielung und Zitate z.B. aus Songtexten, Kultfilmen, Jugendmagazinen, aber auch aus Werbe- und Familiensendungen im Fernsehen werden kreativ in den eigenen Sprachgebrauch eingearbeitet.

So wird in einem von Schlobinski u.a. (1993, S. 59f.) präsentierten Beispiel nach WachauWachau, Susanne eine assoziative Verkettung im Gespräch von Jugendlichen (und simone hat schon wieder ’n neuen freund?) analysiert, die von der Figur eines Griechen aus der Fernsehserie „Lindenstraße“ ausgehend Assoziationen zum Schlager „Griechischer Wein“ folgt, einen Phraseologismus aus der Drogenszene verwendet und schließlich zu einem Schlüsselwort aus dem Film „Das Leben des Bryan“ kommt.

I: Und Simone hat schon wieder ’n neuen Freund?
M: Einen Griechen.
A: Ey!
J: Vasily ha ha ((lacht))!
V: So ’n Quark (.) Alex!
M: Ich will nich mehr in Deutschland bleiben.
V:. ((lacht)) Ach ja sicher
M: Und dann zieht Simone zu ihm nach Griechenland (.) dann müssen wer die erstmal einmal im Jahr besuchen.
J: Ja ich schätze wenn wir die besuchen dann sitzt die vor ihrer Veranda ((singt)) griechischer Wein ((lacht))!
V: Völlig Chaos stoned!
J: Ha ihr wollt mich besuchen (.) ich hab jetzt leider keine Zeit der FC Athen spielt heute!
((Lachen))
J: Gladiatorenkampf oder so ((lacht)) und dann hängt se da (.) wir gucken da zu und dann ey Rübennasen ((lacht)) Otternasen ((lacht)) eine Tüte Otternasen! ((Lachen))

Beispiel: „Der neue Freund“

(Zit. n. SchlobinskiSchlobinski, Peter/Kohl, Gaby/Ludewigt, Irmgard/Kohl/Ludewigt 1993, S. 59f.)

Die Betrachtung von Jugendsprache als ein Medienphänomen kann wichtigen Aufschluss sowohl über die Bildung, Verbreitung als auch Vermarktung jugendlicher Sprachstile durch das Spektrum der klassischen Print- und AV-Medien geben. SpreckelsSpreckels, Janet (2014) analysiert in einem Beitrag zur humoristisch-subversiven Medienaneignung einer Mädchengruppe die Verwobenheit von Medienformaten und MedienrezeptionMedienrezeption. Die Jugendlichen nutzen die medialen Texte als Terrain für SelbstinszenierungenSelbstinszenierung, sprachliche Spielereien und kritische Auseinandersetzungen mit den medialen StereotypenStereotyp:

23 ( (Larissa setzt mit einem neuen Lied ein, das sie voller Inbrunst singt; Zeilen 25–37 werden parallel zu ihrem Gesang gesprochen) )
24 St <<affektiert> ich trag auch immer voll die ROCK-t-shirts –
25 mit <<englische Aussprache > ROSes-> (-)
26 mit ROsen drauf und->
27 Ke <<kindlich> und=nem krEU:z>
28 St <<kindlich>↑ja:>
29 Ke <<kindlich> auf einem [ist sogar ]
30 St [und SCHWA:rz;]
31 Ke =ne SCHLANGe drau:f;>
32 St ( ( lacht lauthals) )
33 ( ( 1.0: nur Larissa Gesang ) )
34 Ke <<kindlich> mit bissel GRAU drum->
35 St <<p, krächzend> ja:>
36 Ke <<kindlich> wo ums SCHERT drum geht;>
37 St ( ( lacht ) )
38 ( ( 1.0: nur Larissa Gesang ) )
39 St < <affektiert> und viele DO:Rnen drauf>
40 Ke <<imitiert lachend St>DO:Rnen> hahaha
41 St <<affektiert> und voll SCHWARZ;>
42 Mod <<p> schön,
43 danke schön;
44 ich kann nur sagen –

Beispiel: „ich trag auch immer voll die ROCK-t-shirts“

(zit. n. SpreckelsSpreckels, Janet 2014, S. 171f.; Fettdruck hier: Imitation der Castingshow-Teilnehmerin)

Zunehmend bildet aber der Sprachgebrauch Jugendlicher als intensive Nutzer der elektronischen Medien einen aktuellen Schwerpunkt der Jugendsprachforschung, und zwar weltweit. Als Vertreter der „Generation EGeneration E“ beherrschen sie den medientypischen Sprachgebrauch oft virtuoser als manche Erwachsene. Dies zeigt der folgende Abschluss einer ChatChat-KommunikationChat-Kommunikation:1Neue Medien

Glykeia: Milo mal ganz dolle knuddelt […]

Milo23: hui freu, glyk mal n Schmatza geb[…]

Glykeia: cool

Glykeia: winkt zum Abschied. *fg*

Beispiel: „Chattertreffen“ (Originalorthographie) (Zit. nach Henn-Memmesheimer/HoferHenn-Memmersheimer, Beate/Hofer 2006, S. 198)

Jugendsprache

Подняться наверх