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4.5 Jugendsprache als internationales Phänomen
ОглавлениеVielen sprachinteressierten und sprachbesorgten Laien ist unbekannt, dass die Bildung besonderer Sprechweisen Jugendlicher sich durchaus nicht auf den deutschen Sprachraum beschränkt. Jugendsprache ist auch ein internationales Phänomen. Ein vergleichender Blick über die Grenzen unserer Nationalsprache hinaus führt rasch zu der Erkenntnis, dass Jugendliche auch in den skandinavischen Ländern, im anglo-amerikanischen Sprachraum, in Frankreich, Spanien und Italien sowie in anderen, zum Teil noch weniger gut untersuchten Ländern einen besonderen, von der jeweiligen Standardsprache unterschiedlichen Sprachgebrauch ausgebildet haben.
Kontrastive Analysen1Zimmermann, Klaus haben ähnliche Strukturmerkmale von Jugendsprachen verschiedener Nationen herausgearbeitet, darunter: die Bildung von AbkürzungenAbkürzungen und neuartigen Zusammensetzungen, Prozesse von Bedeutungsveränderungen sowie EntlehnungenEntlehnungen. Dabei zeigt sich, dass der Einfluss des Englischen auch in anderen Nationalsprachen nachzuweisen ist (frz.: se shooter; span.: shootear; frz./engl./dt.: cool, trip). Auch die Vorliebe für bildliche Ausdrucksweisen, witzige Redensarten und SprachspieleSprachspiele (vor allem das französische VerlanVerlan) scheint sich als ein generelles Generationsspezifikum im Sprachgebrauch Jugendlicher zu erweisen. Ebenso wird deutlich, dass Jugendliche aus den verschiedenen Ländern in vergleichbaren Gegenstandsfeldern (z.B. Musik, Freizeit, Sozialkontakte) differenzierte Wortschatzregister ausgebildet haben.
Die vergleichende Perspektive auf jugendlichen Sprachgebrauch in anderen Ländern macht einerseits auf nationale Grenzen überschreitende allgemeine soziokulturelle Entwicklungen aufmerksam, die sich im Sprachgebrauch der Jugendlichen verschiedener Nationalitäten und Kulturen niederschlagen und zu deren globaler Verbreitung die MedienMedien entscheidend beitragen. NeulandNeuland, Eva 2007 (S. 12f.) stellt einige solcher Besonderheiten im Sprachgebrauch Jugendlicher verschiedener nationaler Herkunft vor, die vor allem aufgrund ihrer Gebrauchsfrequenzen als jugendtypisch gelten können:
Phonetik und Prosodiez.B. Apokopen, Synkopen, Kontraktionen (hass`e für hast du), InterjektionenInterjektionen (ey), Onomatopoetika als allgemeine Kennzeichen mündlichen Sprachgebrauchs
WortbildungWortbildungz.B. Derivation: Präfigierung: ab-, rum-, durchhängen; SuffigierungSuffigierung: dt. Schlaffi, Prolo, frz. prolo; KurzformenKurzformen: dt. Bib, Prof, frz. ado, sp. biblio, profe/profa, Komposition: dt. oberaffengeil
LexikLexikz.B. Neubildungen: Tussi, Proll; EntlehnungenEntlehnungen, nicht nur, aber vorwiegend aus dem Englischen: dt. (un)cool, trip, ausgeflippt, Null-, Durchchecker, frz. cool (coule), killer, killerie, span. flipar, flipadoWortfelder: Differenzierung typisierender Personenbezeichnungen und WertungsausdrückeWertungsausdrücke: cool, geil, krass, fett, Verwendung von Schimpfwörtern und Fäkalausdrücken
Semantik, v.a. BedeutungswandelBedeutungswandelz.B. Bedeutungserweiterung: dt. geil, krass, korrekt, frz. méchant, dt. Braut, Penner, Bedeutungsverengung: Schlampe
PhraseologiePhraseologie, MetaphorikMetaphorikz.B. tote Hose, total Banane sein, voll der Hammer
Stilistikz.B. Stilmittel der Intensivierung: dt. echt, HyperbolikHyperbolik, hyperbolisch: intern. mega, super, hyper, Zitierungen, AnspielungenAnspielung, SprachspieleSprachspiele
Stil- und SprachmischungenSprachmischungz.B. in BegrüßungsformelnBegrüßungsformeln: hadi ciao, hadi tschüss, hadi bye bye
PragmatikPragmatik (der Jugendsprache)PragmatikBegrüßungs- und VerabschiedungsformelnVerabschiedungsformeln, AnredeformenAnredeformen: dt. na, du Penner?, ey, AlterAlter!, frz. t`es prêt, champion? alors, trouduc, tu dors?
kommunikative HandlungsmusterHandlungsmusterFrotzeln, LästernLästern, Dissen.Dissen
Andererseits werden aber auch kulturspezifische Bedingungen historisch-gesellschaftlicher Entwicklungen sichtbar. So spiegelt sich der politische Wandel in den baltischen Staaten auch im sprachlichen Wandel am Beispiel von Entlehungsprozessen aus dem Russischen, aus dem Englischen und Deutschen wider.2Tidrike, Laura