Читать книгу Freiheit im Herzen - Evelin Chudak - Страница 22

Die polnische Kultur kann sehr familiär, gastfreundlich und warm sein. Auch können wir gut feiern. Sehr gut sogar. Jedoch hat die Kultur durch die Geschichte auch so einiges an Schwere. Nichts ist einfach, alles muss erarbeitet werden. Laut OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ist Polen auf dem zweiten Platz auf der Suche nach der am härtesten arbeitenden Nation. »No work, no cake«, heißt es. Polen haben oft Courage, was auch ein Resultat der Vergangenheit ist. Eine Zeit lang musste Polen gegen die Sowjetunion und das damalige Nazi-Deutschland ankämpfen.

Dem Krieg folgte der Kommunismus, der Armut und anderen Mangel mit sich brachte. Es gab Lebensmittelkarten, auf denen stand, wer was kaufen konnte. Das bedeutete jedoch nicht, dass man Schokolade kriegen konnte, wenn sie auf der Karte stand. Es kam auch vor, dass es im Geschäft nur Essig gab und sonst nichts. Dadurch mussten die Polen lernen, einfallsreich und sparsam zu sein. Ich möchte hier nicht pauschalisieren, da es auch immer Ausnahmen gibt. Meine Gedanken beruhen auf meiner Beobachtung und meinen Erfahrungen.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind mit meinen Eltern Schindlers Liste schauen musste. Ich verstehe bis heute nicht, warum niemand mit mir darüber gesprochen hat. Ich habe viel zu jung gesehen, was für schlimme Dinge im Zweiten Weltkrieg passiert sind, ohne dass man diese Bilder und Geschehnisse zusammen mit mir reflektiert und eingeordnet hätte. War das sinnvoll? Nein. Fand ich Deutschland dadurch angenehm, lebenswert und fair, habe mich dort angenommen gefühlt? Nein. Natürlich hat es Polen und viel zu viele andere Menschen damals hart erwischt, jedoch sollte man für seinen eigenen Frieden mit der kulturellen Vergangenheit abschließen können. Denn was kann man schon damit bewirken, dass man sich selbst und dem heutigen Deutschland die Schuld gibt?