Читать книгу 1001 Dattelkeks - Ewa A. - Страница 17
Kapitel 12 Schnecken und Eier, die nicht existieren
Оглавление»Oh, Parviz kommt auf uns zu!« Shanlis Wangen röteten sich vor Aufregung und Vorfreude, als sie den Schah durch die Menge schreiten sah.
Navid schnaubte, denn Parviz glotzte mit einem selbstgefälligen Grinsen in ihre Richtung.
Shanli murmelte derweil ihr Wünsche-Mantra und erteilte danach Navid im Flüsterton den Befehl: »Egal, wen er von uns nun mitnimmt, der andere muss heimlich folgen und in Hörweite bleiben. Es wäre das Schlimmste, was passieren könnte, wenn gerade in Parviz' Gegenwart dein Zauber nachlassen würde.«
»Na, also ich könnte mir da noch etwas Schlimmeres vorstellen!«, war Navids trockene Erwiderung.
Shanli konnte ihn nicht mehr fragen, was er damit meinte, da Parviz ihr seine Hand vor die Nase hielt.
»Kleine Perle, komm, lass uns spazieren gehen!«
Die Bäckerstochter lächelte glücklich und legte ihre Finger in Parviz'. Sie erhob sich und warf Navid, bevor sie gingen, nochmals einen mahnenden Blick zu. Der Schah führte sie quer durch das Festgelage zur steinernen Treppe, über die sie in den Garten gelangten. Alle paar Schritte schaute Shanli verstohlen über ihre Schulter, und kontrollierte, ob Navid ihnen folgte. Der Dschinn war ihnen auf den Fersen, allerdings in gebührendem Abstand, was sie beunruhigte. Denn was würde geschehen, wenn Navid ihre Wünsche nicht hörte?
Ihr Herz pochte ungestüm. Die Freude, endlich mit Parviz allein sein zu können, mischte sich mit der Angst, im ungünstigsten Moment dick und dunkelhaarig zu werden.
»Wie war dein Name noch gleich?«, fragte Parviz.
Die Bäckerstochter sah hinter sich und stammelte zerstreut: »Ähm … Shanli, Euer Hoheit, wie das Stachelschwein.«
»Ach, ja!«, grinste Parviz und wanderte mit ihr die Wege entlang. »Wo stammen deiner Schwester und du her?«
Shanli entschloss sich, bei Navids Geschichte zu bleiben und antwortete brav: »Aus Hesch Tael.«
»Eine schöne Stadt und eine der größten in meinem Reich«, entgegnete der Schah stolz und deute auf zwei Sitzkissen, die Nahe am Wasserbecken lagen. »Setzen wir uns.«
Sie waren ein ganzes Stück vom Fest entfernt, und die Stimmen der Gäste waren hier lediglich ein leises Murmeln. Die Dunkelheit verbarg sie vor neugierigen Blicken, denn auch das matte Licht der Fackeln und Laternen verlor sich nach wenigen Schritten in der Nacht. Shanli ließ sich neben Parviz nieder und sah ihn erwartungsvoll an. Die braunen Augen des Schahs glitten unruhig über ihre Gestalt und machten sie noch nervöser. Ihr wurde schlagartig warm.
»Du bist wunderschön, Shanli. Aber das weißt du bestimmt«, raunte er.
Die Bäckerstochter kicherte verlegen und senkte ihren Blick, der zufällig auf die Wasseroberfläche fiel. Im ersten Moment zuckte sie zusammen, denn sie hatte ihr übliches Spiegelbild erwartet. Aber stattdessen sah sie eine zierliche Blondine. Zwar hatte Shanli die vergangenen Tage schon öfters ihr verändertes Gesicht mit den hellen Haaren gesehen, aber dennoch war es ihr noch immer fremd. Aus irgendeinem Grund konnte sie nicht glauben, dass sie dieses Mädchen war. Es fühlte sich komisch an. Hastig schob Shanli die verwirrenden Gedanken beiseite, denn sie wollte voll und ganz Parviz' Aufmerksamkeit genießen.
Dieser hatte die Gelegenheit genutzt und war näher an sie herangerückt. »Meine süße Perle, darf ich deine Wange berühren? Deine Haut schimmert wie Seide, und ich verzehre mich danach, sie zu streicheln.«
Shanli brachte keinen Mucks mehr heraus, sondern konnte nur noch stumm nicken. Sacht legte Parviz seine Hand an ihre Wange, und sofort liebkoste sein Daumen ihr Gesicht. Er blickte tief in Shanlis Augen und sie glaubte, ihr Herz würde aufhören, zu schlagen.
Immer weiter beugte sich Parviz ihr entgegen, und Shanli hielt den Atem an. Instinktiv wusste sie, was nun kommen würde, denn sein Verlangen war unverkennbar. Jeden Moment würde er sie küssen. Endlich! Und sie würde im Himmel schweben. Nur noch ein Windhauch trennte ihre Lippen, … als Navid plötzlich aus einem nahegelegenen Strauch herausstürzte.
»Shanli Amir al Zadat, ich bin entsetzt!«, rief er empört. »Benimmt sich so etwa ein anständiges Mädchen?«
Erschrocken stoben Parviz und Shanli auseinander. Doch während der Schah sich über die Unterbrechung amüsierte, war Shanli äußerst erbost darüber.
»Wie … kannst du nur?«, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor. Ihr war zum Heulen zumute. Warum musste er ausgerechnet jetzt aus dem Busch springen? Hatte er nicht noch einen Moment warten können? Grenzenlose Frustration ließ sie Navid garstig anschreien: »Was fällt dir ein? Du kannst doch nicht dazwischenplatzen und … und …«
Shanli fragte sich, was in ihren Dschinn gefahren war. Schließlich wusste er doch, dass sie in Parviz verliebt war. Sie verstand nicht, warum er sie um diesen Kuss gebracht hatte. Sie wäre noch verblüffter gewesen, wenn sie geahnt hätte, dass es Navid ähnlich erging. Noch im gleichen Augenblick, als er Shanli angekeift hatte, fragte er sich nämlich, warum er aus dem Gebüsch gestürmt war und den Kuss hatte verhindern wollen.
Navids Frauengesicht wirkte ebenso erzürnt wie ihres. Warum hatte er Shanli mit seinem Nachnamen betitelt? Gut, er kannte ihren nicht. Aber warum hat er dann nicht auf ihn verzichtet?
Etwas verunsichert von seinen eigenem unbedachten Tun, fiel der Dschinn in ihre Rede ein: »Was mir einfällt?! Na, ich sehe, wie du dich einem Mann hingibst, mit dem du nicht verheiratet bist.« Entschiedener meinte er: »Schäme dich, Schwester!«
Die Augen der Bäckerstochter wurden zunehmend runder, und ihre Brust schwoll vor unterdrücktem Zorn an.
»Ganz ruhig, meine Täubchen«, sprach Parviz mild und versuchte, die Wogen zu glätten. Mit einem arroganten Schmunzeln wandte er sich an Navid. »Kein Grund zur Eifersucht, Anita. Es wäre nur ein unschuldiger Kuss geworden.«
»Navida. Ich heiße Navida!«, bellte die blonde Dschinni und ballte zähneknirschend ihre Fäuste.
Shanli stutzte, um dann noch lauter als zuvor zu brüllen: »Genau, das ist es!« Behände sprang sie auf die Beine und reckte kämpferisch den Hals. »Du bist eifersüchtig!«
Navids Brauen hoben sich in einer abfälligen Geste. »Auf dich?! Mach dich nicht lächerlich, Shanli!«
Die Augen der Bäckerstochter wurden schmal. Sie stand kurz davor, ihrem Dschinn den Kopf abzureißen, Wünsche hin oder her.
Erneut mischte sich Parviz ein. »Du brauchst es nicht zuzugeben, mein kleiner Smaragd. Wir wissen alle, dass es so ist.«
Die ungeheure Blasiertheit des Schahs stahl den zwei Blondinen die Worte. Baff, aber noch immer wütend aufeinander, starrten sie sich verbittert an, bis Shanli sich entschloss, das Weite zu suchen, da die Romantik nun so oder so flöten gegangen war.
»Weißt du was, Anita? Du bist jetzt an der Reihe, ich überlass ihn dir.«
Navids Augen weiteten sich vor Schreck. »Shanli, nein! Du kannst mich doch jetzt nicht mit ihm hier allein lassen.«
»Oh, doch!«, gab diese zurück und lief davon. »Das kann ich!« Mit einem dreisten Grinsen rief sie dem Schah über die Schulter zu: »Viel Spaß mit meiner eifersüchtigen Schwester, Hoheit. Sie tut übrigens nur so, als wäre sie keusch, in Wirklichkeit ist sie ein mannstolles Luder!«
Der junge Herrscher lachte vergnügt, erhob sich allmählich und nahm umgehend die Witterung seiner neuesten Beute auf.
Derweil stierte Navid Shanli noch mit einem rachsüchtigen Grollen hinterher, welches ihm allerdings im Halse stecken blieb, als er Parviz auf sich zukommen sah. Dessen lauernder Blick ließ ihn fahrig kichern.
»Ihr glaubt doch nicht, was meine Schwester sagt?«
»Warum sollte ich das nicht, wenn es doch offensichtlich ist, dass es dich nach einem Kuss von mir dürstet.«
Parviz kam immer näher, und Navid versuchte fortwährend, ihm auszuweichen, was sich jedoch als sinnloses Unterfangen herausstellte. Der Schah folgte jeder seiner Bewegungen, sodass Navid letztlich aufgab. Er sagte sich, dass Angriff in dieser Lage wohl die bessere Verteidigung sei, und blieb stehen. Überheblich schüttelte er seine langen blonden Locken, legte den Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme vor seiner weiblichen Oberweite.
»Ihr wollt also einen Kuss von mir?«
»Ich glaube eher, du willst mich verschlingen, mit Haut und Haaren«, erwiderte Parviz rau und baute sich dicht vor der blonden Dschinni auf, die genauso groß war wie er.
Navid legte allen Hochmut in seine Miene, den er aufbringen konnte. »Oh, nein, nein, mein lieber Schah, so leicht bin ich nicht herumzukriegen!«
Er packte Parviz mit einer Hand an den Wangen und presste diese grob zusammen, sodass sich dessen Mund zu einer komischen Schnute verschob. Mutig rückte er sogar noch näher an den Schah heran und hauchte verrucht: »Für einen Kuss müsst Ihr mir schon einiges bieten, Ihr Schlingel.« Langsam ließ er ihn los, tätschelte dann sacht seine Wange und meinte: »Glaubt Ihr etwa, ich küsse jeden Kerl?« Der letzte Schlag fiel allerdings um einiges härter aus und klatschte schallend. Umgehend versüßte Navid dem Schah den Hieb mit einem Eingeständnis: »Ihr wärt aber der Erste. Und das nicht nur im Küssen.«
Dieser wurde angesichts dieser Aussichten ganz hibbelig und grunzte gierig: »Mein Juwel. Ich werde dir Dinge bieten, die tausend Küsse rechtfertigen. Und noch vieles mehr.«
»Wir werden sehen, mein wilder Hengst«, schnurrte Navid und wandte dem Schah hochnäsig den Rücken zu, um langsam zum Fest zurückzuschreiten.
Shanli hatte sich, wider ihrer Androhung, Navid mit Parviz allein zu lassen, im Schutz der Dunkelheit in der Nähe versteckt und beobachtete die beiden. Ihre Wut kühlte allerdings nicht ab, sondern stieg mit jeder von Navids Berührungen an. Die Bäckerstochter sah nicht, dass Parviz den weiblichen blonden Navid bedrängte, sondern lediglich, dass er größeren Gefallen an ihrer vermeintlichen Schwester und deren grünen Augen hatte als an ihr. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob es funktionierte, wenn der Dschinn sie nicht hörte, aber dennoch wisperte sie gehässig ihren geheimen Wunsch: »Ich wünschte, Navid würde stinken wie ein Kamelfurz.«
Parviz hatte Navids Verfolgung aufgenommen und pirschte ihm schnüffelnd hinterher. Die grünäugige Schönheit war wirklich ein ganz besonderer Edelstein. Sie zeigte nicht nur offen ihre Eifersucht, sondern auch ihre Wollust. Wie sie ihn angefasst hatte, ohne Scheu, ohne Zögern! Ja, eindeutig liebte sie das Spiel mit dem Feuer. Sie war eine Wildkatze, und genauso roch sie auch. Ja, sie war animalisch. Gewiss war sie auch so ungezügelt in der Liebe.
Der Schah legte einen Zahn zu und holte schließlich Navid ein, der angehalten hatte und anfing, an sich selbst zu schnuppern. Shanli hatte von dem Gespann ebenso die Fährte aufgenommen und grinste zufrieden. Ihre Wünsche erfüllten sich also, selbst wenn sie nicht direkt an Navids Ohren drangen.
Allerdings war ihr Wunsch vergebens. Sprachlos musste sie mit anschauen, wie Parviz seinen Arm um Navids Taille legte. Zu ihrer Genugtuung schubste Navid ihn jedoch an der Schulter so kräftig zur Seite, dass der Schah in einem Strauch landete, welcher neben dem Weg wuchs.
Laut konnte sie die hohe Stimme des Dschinns vernehmen: »Hach, Ihr seid aber auch ein ganz, ganz schlimmer Schlawiner, Schah Parviz.«
Dieser torkelte eilig zu Navid zurück. Und nach wenigen Schritten versuchte der Schah erneut, seine Finger auf Wanderschaft bei der Blondine gehen zu lassen. Das brachte ihm wieder einen derben Klaps ein und ein entsetztes, tiefes »Finger weg, Ihr Lümmel!«
Derweil glaubte Shanli, ihren Augen nicht zu trauen. Navids Weigerungen schienen den Schah nur noch weiter in seinen Bemühungen anzuheizen. Ständig kicherte der Schwerenöter oder lachte aus vollem Hals. Navid machte aus dem Schah ein kopfloses Huhn oder einen Hahn, wie auch immer. Aber dennoch war es unglaublich!
Endlich hatten sie das Fest wieder erreicht. Kaum hatte sich der Schah widerwillig entfernt, tippelte Navid aufgebracht zu Shanli hinüber, die nach ihnen im Iwan angekommen war.
»Hast du dir etwa gewünscht, dass ich stinke?« Ungeduldig wippte der blonde Dschinn mit dem Fuß und wartete auf Shanlis Antwort. Er war sich gar nicht bewusst, dass er sich wie eine zickiges Mädchen gebärdete.
»Nein?!«, säuselte Shanli zahm.
»Nimm es zurück! Sofort!«
Die Bäckerstochter machte auf Unschuldslamm. »Nein. Warum?«
Navid Augen stierten sie drohend an. »Weil der Gestank diesen angehenden Ziegenschänder erst richtig rollig macht.« Shanli schlug sich die Hand vor den Mund und musste ungewollt prusten, während Navid sich weiter ereiferte. »Dieser Kerl ist ein widerlicher Lüstling! Dazu noch dickfellig, und er besitzt die Intelligenz einer getrockneten Feige. Und den wolltest du küssen?!«
»Ja, das wollte ich!«, giftete Shanli zurück. »Warum hast du das verhindert? Du solltest mir helfen und mir nicht in den Rücken fallen. Oder willst du ihn dir selbst unter den Nagel reißen?«
Angewidert und zugleich völlig empört verzog Navid den Mund. »Äah, igitt! Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Shanli legte den Kopf schief, und ihre Miene sprach Bände, dass sie noch immer sauer auf ihn war. »Ich … ich wollte dir doch nur helfen«, stammelte Navid. »Wenn du ihm das gibst, was er verlangt, wird er dich fallen lassen. Nur, wenn du es ihm verweigerst, kannst du sein Interesse wach halten.«
Navid atmete durch. Die Ausrede klang doch gut. Sogar in seinen Ohren. Ach, was! Es war gar keine Ausrede, genauso verhielt es sich doch. Er hatte Shanli nur davor bewahren wollen, ihre Zuneigung Parviz vor die Füße zu werfen, die jener mit besagten, stinkigen Körperteilen getreten hätte. Bestimmt würden die muffeln wie alter Schafskäse.
Allmählich verschwand die Wut aus Shanlis Gesicht, und Navid traute sich, ihr zuzuflüstern: »Ich sollte das wohl am besten wissen, denn schließlich bin ich ein Mann.« Ein Wimpernschlag später meinte er interessiert: »Du hast dir also wirklich gewünscht, dass ich stinke?«
Shanli nickte.
»Das heißt, dass sich die Wünsche auch erfüllen, wenn ich sie gar nicht höre.« Er grübelte. »Ich wusste es, bevor ich den Mief roch, dass du es dir gewünscht hast. Es war, wie eine Eingebung. Ich hatte bisher keine Ahnung, dass das auf diese Weise ebenso funktioniert.«
Shanli hob vielsagend die Brauen. »Auf jeden Fall ist das gut zu wissen – dass du zwar außerhalb des Smaragdes sein musst, aber nicht unbedingt in meiner Nähe, um meine Wünsche zu erfüllen.«
Navid pflichtete ihr bei. »Ja. Das könnte vieles einfacher machen.« Seine Augen begannen, zu leuchten. »Ich bräuchte nicht mal bei dir zu sein, wenn du die Prüfungen machst. Nie wieder muss ich Parviz' Dattelfinger ertragen.«
Shanli verneinte sofort. »Nein! Du wirst mich begleiten! In welcher Gestalt auch immer!«
»Shanli!«, flehte Navid jammervoll.
Doch die Bäckerstochter blieb hart. »Nein! Darüber brauchen wir nicht mehr zu streiten.«
Navid grollte unzufrieden, und Shanli ließ sich dazu herab, seinen Gestank fortzuwünschen. Was sie jedoch nur tat, weil sie es auch ihrer Nase nicht mehr länger zumuten wollte.
Nach und nach hatte Parviz mit allen Bewerberinnen gesprochen. Oder sonstiges mit ihnen getan, wie Navid mutmaßte. Das Fest neigte sich dem Ende zu, als der Schah einen Gong schlagen ließ und damit um die Aufmerksamkeit seiner weiblichen Gäste bat. Allmählich verebbte das Geschnatter der Mädchen, und Parviz bezog, vor seinem erhöht liegenden Thronsessel, Stellung. Mit einem breiten Lächeln schaute er auf die Bewerberinnen herunter, die alle gebannt an seinen Lippen hingen – außer eine.
Der blonde Navid schüttelte angewidert den Kopf und nuschelt vor sich hin: »Was schwebt der Wasserpfeife jetzt schon wieder vor?«
»Meine lieben Vögelchen, mit jeder von euch habe ich … gesprochen.«
»Vermutlich nicht nur das, du Schleimbeutel!«, kommentierte Navid leise.
»Und ihr alle seid ganz bezaubernd, doch leider kann ich euch nicht alle zur Gattin wählen. Sondern nur eine. Deswegen will meine Mutter, Aazar, euch vier Prüfungen unterziehen.«
Wildes Getuschel setzte ein, und auch Shanli sah sich um. »Wo ist Aazar überhaupt? Sie ist schon wieder nicht anwesend.«
Simin, die neben der Bäckerstochter stand, wisperte ihr zu: »Ja, Aazar ist wieder krank. Das hat sie alle paar Monate. Tagelang schließt sie sich dann in ihren Gemächern ein. Niemand darf sie in dieser Zeit stören. Irgendwann verlässt sie dann ihren Räume und sieht dann schöner aus als je zuvor.«
»Seltsam!«, erwiderte Shanli.
Navid dagegen interessierte sich für die vier Prüfungen, die die Mädchen absolvieren sollten. »Na, da bin ich ja mal gespannt, was das wird. Dem Himmel sei Dank, dass seine Mutter die Angelegenheit in die Hand nimmt. Ansonsten gäbe es wahrscheinlich einen Wettbewerb in nassen Kleidern mit Bananenschlecken.«
Shanli und Simin schauten angeekelt zu Navid hinüber, während Leilah laut grölte: »Bananenschnecken?! Warum sonnten wir an Bananen nutschen? Das sähe ja dämnich aus.«
Parviz schien Leilah gehört zu haben und griff ihre Frage auf. »Nein, Nina, ihr müsst keine Bananenschnecken sammeln.« Verwirrt hielte er inne, um gut vernehmlich zu grübeln. »Gibt es solche Tiere überhaupt? Ich hab noch nie solch eine Bananenschnecke gesehen.« Er schüttelte den Gedanken ab. »Wie dem auch sei. Übermorgen werden wir uns vor den Toren Al Hurghas treffen und gemeinsam zur Wüste Nahtab reiten.«
Die ersten Zwischenrufe erklangen, die fragten, was sie dort sollten. Auch Shanli und ihre Freundinnen blickten sich verwundert an, denn damit hatte keine von ihnen gerechnet.
Parviz hob beschwichtigend die Hände. »Nur Ruhe, meine süßen Sandmäuse. Ihr könnt jederzeit eure Bewerbung zurückziehen, wenn euch die Prüfungen zu gefährlich erscheinen. Doch meine Mutter hat ganz bestimmte Gründe, warum sie diese von euch verlangt. Bei der ersten Aufgabe geht darum, dass die angehende Gemahlin des Schahs dazu bereit sein muss, jedweder Gefahr zu begegnen. Und das wird sie, indem sie mir innerhalb von fünf Tagen ein schwarzes Schlangenei bringt.«
Ein Tumult brach aus, die Mädchen schrien aufgeregt durcheinander.
»Was?!«
»Ein Schnangenei?!«
»Wo sollen wir denn das in der Wüste finden?«
»Das ist lebensgefährlich!«
»Nie und nimmer gehe ich in die Wüste und suche nach Schlangeneiern!«
Navid zog Shanli zu sich heran. »Was hat die Alte vor? Was will die mit einem Schlangenei? Und dann noch mit einem schwarzen. So eins hab ich noch nie zu Gesicht bekommen, in all meinen Jahrhunderten!«
Shanli schüttelte geschockt den Kopf. »Ich hab nicht die geringste Ahnung!«