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Ein giftiger Schwergewichtler

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Kohlendioxid ist schwerer als Luft. An schlecht belüfteten Orten, wo viel Kohlendioxid entsteht, sammelt sich das Gas daher auf dem Boden an und bildet eine gefährliche Schicht. Ein Versuch aus dem Physikunterricht zeigt das sehr anschaulich: Gibt man ein Stückchen Trockeneis in einen Glasbecher, in dem sich eine brennende Kerze befindet, füllt sich das Glas von unten mit Kohlendioxid auf und die Kerze erlischt, sobald der Kohlendioxidspiegel die Flamme erreicht. Sie können auch zwei Gläser nehmen, in einem befindet sich die brennende Kerze, im anderen das Stückchen Trockeneis. Ist dieses verdampft, lässt sich das Kohlendioxid in das Glas mit der Kerze gießen – wie eine unsichtbare Flüssigkeit – und nach kurzer Zeit erlischt die Flamme.

In Weinkellereien und überall dort, wo Vergärungen stattfinden, bilden sich erhebliche Mengen an Kohlendioxid. Bei der Traubenmostvergärung beispielsweise entstehen aus einem Liter Most etwa 50 Liter Kohlendioxid; bei tausend Litern sind dies beachtliche 50 Kubikmeter. Früher nahmen Weinbauern stets eine brennende Kerze mit, wenn sie in den Weinkeller stiegen. Brennt die Kerze in der Hand, ist genügend Sauerstoff vorhanden. Heutzutage messen Geräte kontinuierlich den Gehalt an Kohlendioxid in der Luft und schlagen beim Überschreiten der kritischen Konzentration Alarm.

Damit bin ich bei den physiologischen Eigenschaften des Gases. Für uns ist Kohlendioxid ein Abfallprodukt des Stoffwechsels, dessen wir uns entledigen müssen. Die Luft, die wir ausatmen, enthält 4 bis 5 Prozent CO2, etwa 100-mal mehr als die eingeatmete Frischluft. In geringen Konzentrationen wirkt Kohlendioxid stimulierend auf unser Atemzentrum, die Atmung wird beschleunigt und vertieft.

Wie bei jeder anderen chemischen Verbindung auch, wirkt Kohlendioxid mit zunehmender Konzentration toxisch auf unseren Körper. Die Maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK) beträgt lediglich 0,5 Prozent. Das ist der Grenzwert für die höchstzulässige Konzentration, der Menschen über längere Zeit ausgesetzt sein dürfen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft führt eine Stoffliste mit etwa 550 Substanzen, für die ein MAK-Wert definiert worden ist.

Mit einem zunehmenden Gehalt an CO2 in der Luft wird es bald sehr unangenehm, wie die folgenden Symptome zeigen. Eine Kerze erlischt erst bei einer Konzentration von 10 bis 14 Prozent, also erst dann, wenn die Konzentration bereits kritische Werte überschritten hat.

Konzentration in Volumenprozent Auswirkungen und Symptome
0,04 Frischluft
0,1 bis 0,3 Hohe Werte in Büroräumen
0,5 Maximale Arbeitsplatzkonzentration
1,0 Zulässiger Höchstwert für Kurzzeitbelastung, löst Schläfrigkeit aus
3,0 Verstärkte Atmung, gesteigerte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, vermindertes Hörvermögen, leichte Narkose
5,0 Kurzatmigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Verwirrung
8,0 Schwindelgefühl, getrübte Sicht, Zittern, Lähmungserscheinungen, Schwitzen, Durchblutungsänderungen im Gehirn, Ohnmacht. Tod innerhalb von 30 bis 60 Minuten
10,0 Krämpfe, Bewusstlosigkeit, rascher Tod
20,0 Tod in wenigen Sekunden

Symptome einer Vergiftung bei zunehmendem Gehalt an Kohlendioxid. Nach DFG (2017).

In Weinkellereien, Futtersilos, Brunnen und Jauchegruben kommt es immer wieder zu Unfällen durch Kohlendioxidvergiftungen. Das Gefährliche dabei ist, dass Helfer beim Rettungsversuch selbst ohnmächtig werden. In solchen Situationen ist nur eine Rettung mit Atemschutzgeräten und Luft aus der Druckflasche möglich. Ich erinnere mich an einen Besuch einer Whiskyfabrik in Schottland. Die Maische in den großen Kupferkesseln produziert hochprozentiges Kohlendioxid, und der freundliche junge Mann, der uns Touristen herumgeführt hatte, öffnete eine der Luken, damit wir den schäumenden Brei sehen konnten. Er warnte uns aber davor, den Kopf nicht zu weit hineinzustecken und vor allem nicht zu atmen.

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