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Wie viel Kohlendioxid haben wir?
ОглавлениеWeil CO2 sowohl Teil der belebten als auch der nicht belebten Natur ist, erstaunt es nicht, dass es allgegenwärtig ist. Es kommt als freies Gas in der Luft vor, als gelöstes Gas im Wasser, in chemisch gebundener Form in Gesteinen wie Kalkstein und in sämtlichen Lebewesen, ob lebendig oder tot. Es ist eingebunden in alle Lebensvorgänge. Das hat auch damit zu tun, dass Kohlendioxid ein Verbrennungsprodukt ist. Wenn reiner Kohlenstoff, etwa ein Diamant oder ein Stück Grafit, ins Feuer gehalten wird, verbrennt er vollständig und wandelt sich in CO2 um. Chemisch gesehen ist der Vorgang eine Oxidation, eine Verbindung mit Sauerstoff.
Wie viel Kohlendioxid haben wir auf der Erde? Genau messen kann das niemand, aber Schätzungen über die Häufigkeit des Gases sind ziemlich aufschlussreich. Hier die Mengenangaben für die drei Sphären:
• Atmosphäre (Lufthülle): 2931 Gigatonnen
• Hydrosphäre (Ozeane und Binnengewässer): 39.000 Gigatonnen, meist als gelöstes CO2
• Lithosphäre (Gesteine): 220 Millionen Gigatonnen, größtenteils chemisch gebunden
Kohlendioxid kommt also in der Luft, im Wasser, in den Gesteinen und zudem in der belebten Natur vor, entweder frei oder in gebundener Form. Die Mengenanteile sind sehr unterschiedlich, aber in jeder Hinsicht enorm. Eine Gigatonne sind eine Milliarde Tonnen, eine Tonne sind 1000 Kilogramm. Wer sich mit globalen Mengen und Stoffkreisläufen befasst, kommt um solch hohe Zahlen nicht herum. Ein Vergleich der drei Zahlen in der Aufstellung zeigt aber klar, dass der größte Teil des Kohlendioxids in Gesteinen chemisch gebunden vorliegt – und dass die Ozeane weitaus mehr CO2 enthalten als unsere Atmosphäre. Das wiederum ist nicht so erstaunlich, schließlich leben wir auf einem Wasserplaneten.
In Prozent ausgedrückt, enthält unsere Lufthülle gerade einmal 0,001 Prozent, die Meere und Gewässer 0,063 Prozent und die Erdkruste etwa 99,9 Prozent des CO2. Gesteine, in denen CO2 chemisch gebunden ist, bestehen aus Karbonaten. Bekanntester Vertreter ist Kalkstein, der aus Kalziumkarbonat besteht. Die chemische Formel lautet CaCO3 und daraus wird schon ersichtlich, dass sich CO2 darin versteckt. Kalk ist ein Sedimentgestein, das zum größten Teil biologischen Ursprunges ist. Es sind zahlreiche Organismen, die zur Bildung von Kalkstein beitragen: Korallen, Gehäuse bildende Schnecken und Muscheln, Schwämme und verschiedene Mikroorganismen. Sie bauen aus Kalk ein Gehäuse oder einen Stützapparat. Auch die Eierschalen der Vögel bestehen aus Kalk.
Kalkstein liegt in verschiedenen Formen vor und wird in der Erdkruste bei hohen Temperaturen und hohem Druck in Marmor verwandelt. Ja, in den prächtigen Statuen, die der italienische Maler und Bildhauer Michelangelo aus Marmor geschaffen hat, ist Kohlendioxid gebunden – denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Rom besuchen!