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Bote zwischen belebter und unbelebter Natur
ОглавлениеDem Kohlendioxid gebührt eine ganz besondere Rolle: Es fungiert als Vermittler zwischen anorganischer und organischer Chemie, den beiden so unterschiedlichen Fachrichtungen der Stofflehre. Die organische Chemie befasst sich mit den Verbindungen des Lebens, und damit mit den unendlich vielen Varianten von Kohlenstoff enthaltenden Verbindungen wie Zucker, Stärke oder Vitamin C. Die organische Chemie kennt um die 46 Millionen verschiedene Verbindungen, die aus höchstens fünf chemischen Elementen bestehen: Kohlenstoff, Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff und Wasserstoff. Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff sind die häufigsten, und alleine die Vielfalt der Kohlenhydrate und Kohlenwasserstoffe, zu denen auch Benzin und Heizöl gehören, ist enorm.
Hier zeigt sich die Besonderheit des Kohlenstoffs: Es ist das einzige Element, das durch Einfach- und Mehrfachbindungen mit sich selbst Ketten oder Ringe von fast beliebiger Länge und Anordnung bilden kann. Dieser Eigenschaft verdanken wir Baumwolle genauso wie synthetische Textilfasern, alle Gegenstände aus Plastik und organischem Material. Beinahe täglich kreieren Chemiker in ihren Labors neue organische Moleküle, besonders in der Entwicklung neuer Medikamente und Kunststoffe. Riesenmoleküle wie die DNA wären ohne Kohlenstoff nicht möglich, diesem besonderen Bauklötzchen des Lebens.
In der anorganischen Chemie spielen alle Stoffe eine Rolle, die nicht zur organischen Chemie gehören: Salze, anorganische Säuren, Laugen, Metallkomplexe – und die vielen Mineralien. Etwa 100.000 chemische Verbindungen sind aus der anorganischen Chemie bekannt. Das sind sehr wenige im Vergleich zur organischen Chemie, dafür sind an deren Aufbau an die 90 Elemente beteiligt. Gesteine, Minerale, Wasser sind anorganischer Natur. Das CO2 zählt ebenfalls dazu, doch kann es als Verbindungsglied zwischen diesen beiden Welten aufgefasst werden. Kohlendioxid entsteht durch Umwandlung organischer Verbindungen, wird aber auch von Lebewesen als Rohstoff für die Synthese organischer Stoffe benutzt. CO2 entsteht zudem auch in der unbelebten Welt, gleichsam auf anorganischem Wege. Somit gesellt sich das Kohlendioxid zu ein paar wenigen einfachen Verbindungen, die für beide Reiche von Bedeutung sind und zwischen ihnen hin und her wechseln, genauso wie Wasser.