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Leise rieselt das CO2

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Die Gegend am Mammoth Mountain, Kalifornien, ist wild und betörend. Einsame Wälder aus majestätischen Fichten, in denen Bären leben, zwischendrin kleinere Seen mit kristallklarem Wasser, und immer wieder der Blick auf den Vulkan. Er ist ein junger Vulkan, etwa 200.000 Jahre alt, doch die ganze Gegend ist seit 4 Millionen Jahren vulkanisch aktiv, und die Erde bebt hier des Öfteren.

Am Horseshoe Lake und an ein paar anderen Stellen in der Umgebung des Mammoth Mountain stimmt mit der Idylle etwas nicht. Die Bäume sind braun und abgestorben statt grün und frisch. Ein Stück toter Wald, aber nicht infolge eines Schädlingsausbruchs, sondern erstickt von Kohlendioxid, das überall aus dem Boden tritt. 1989 gab es hier größere Erdstöße. Im Folgejahr staunten die Menschen nicht schlecht, dass die stattlichen Nadelbäume einer nach dem anderen verdorrten. Wissenschaftler des US Geological Service untersuchten den Boden und stellten eine massive Menge an CO2 fest, die da austritt. Alles in allem sind es über 250 Tonnen täglich. Wenn Ihr Auto einen CO2-Ausstoß von 125 Gramm pro Kilometer hat, müssten Sie eine Strecke von 2 Millionen Kilometern zurücklegen, um auf diese Menge zu kommen. Aber wie gesagt, die Sache ist nicht so einfach, wie es den Anschein macht.

Nun ist es zwar so, dass Pflanzen Kohlendioxid aufnehmen und mithilfe von Sonnenlicht in Zucker verwandeln – das wird uns im nächsten Kapitel beschäftigen. Doch Pflanzen benötigen Sauerstoff ebenso wie tierische Organismen. Vor allem die Wurzeln nehmen Sauerstoff auf. Der Boden ist ein lockeres Gefüge, zwischen den Bodenkrümeln gibt es reichlich Luft, von der auch die vielen Bodenbewohner leben. Doch am Horseshoe Lake enthielt die Bodenluft 20 bis 95 Prozent Kohlendioxid. Das Wurzelwerk der Bäume und aller anderen Pflanzen versagte. Die Lebewesen des Bodens sind allesamt erstickt.

Das Betreten solcher Stellen kann durchaus gefährlich sein. Denn das CO2 ist schwerer als Luft und sammelt sich in Bodensenken an. Im Winter wird es durch die dicke Schneeschicht eingefangen. Da empfiehlt es sich nicht, über dem kohlendioxidgeschwängerten Boden eine Schneehöhle zu bauen und zu übernachten.

Die kleineren Erdbeben während 1989 haben wohl zu Verschiebungen und zu Rissen im Gestein geführt, sodass die Gase des Magmas darunter nach oben gelangten. Tatsächlich entweichen magmatische Gase nicht nur durch die Schlote von Vulkanen, sondern an zahlreichen Stellen, wo die Gesteine im Untergrund undicht sind. Eine häufige Erscheinung vulkanischer Felder sind Mofetten, Austrittspunkte von Kohlendioxid. Mofetten sind sichtbare Austrittslöcher, gleichsam Poren der Erdkruste – während im oben beschriebenen Wald das CO2 von unten den ganzen Boden durchsetzt hat. Mofetten sind kalte Blaslöcher, die Temperatur der austretenden Gase liegt unter 100 °C. Sie haben nichts mit Geysiren oder Schlammtöpfen zu tun, denn in diesen tritt erhitztes Grundwasser zum Vorschein. Liegen Mofetten in einer Senke in der Landschaft, können sie zu einer tödlichen Falle werden. Manche Mofetten entlassen trockenes Kohlendioxid, still und leise, ohne begleitende Wasserdampfwolken. Man sieht nichts, hört nichts, wenn Sie aber ein brennendes Holzscheit an den Austrittspunkt halten, erlischt die Flamme.

Auch in Deutschland gibt es aktive Mofetten. So blubbert es am östlichen Ufer des Laacher Sees in der Eifel ununterbrochen. Die Gasblasen, die da aufsteigen, sind nichts anderes als CO2, das aus der Tiefe kommt. Der Laacher See entstand als Kratersee infolge eines Vulkanausbruches vor 12 900 Jahren. Das war ein gigantischer Ausbruch, vergleichbar mit der Eruption des Pinatubo im Jahr 1991. Der Vulkan ist verschwunden, doch seine ausgeworfenen Gesteine reichen bis nach Dänemark.

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