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Die Flüsse
ОглавлениеWeil das CO2 in der Atmosphäre maßgebend für den Klimawandel ist, sind die Zugänge und Abgänge zwischen ihr und anderen Vorräten besonders wichtig. Die beiden stärksten Flüsse von der Atmosphäre zu CO2-Senken sind einerseits die Fotosynthese auf dem Land, andererseits die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Ozeane. Einmal im Meerwasser gelöst, wird ein kleiner Teil davon durch die Algen verarbeitet, die ebenfalls Fotosynthese betreiben. Der größte Teil bleibt aber in Lösung.
Welche Flüsse führen der Atmosphäre Kohlendioxid zu? Die größten Flüsse sind wiederum die Ozeane und die Vegetation mit ihrer Vielzahl an Tieren und Mikroorganismen. Von den Ozeanen strömt sehr viel CO2 wieder in die Atmosphäre aufgrund von Diffusion. Der Vorgang ist uns bestens von Essig bekannt: Wir riechen den Essig, auch ohne unsere Nase direkt in die Flüssigkeit stecken zu müssen. Die andere große Quelle setzt sich aus der Atmung auf dem Land und Wald- und Buschbränden zusammen. Der Vulkanismus macht weltweit lediglich einen winzigen Anteil aller CO2-Quellen aus.
Abb. 3.2 Wälder nehmen große Mengen an Kohlendioxid auf und bauen den Kohlenstoff im Holz ein. Solange die Bäume stehen, bleibt der Kohlenstoff gebunden. Stürzen die Bäume und wird das Holz abgebaut, oder fallen sie einem Waldbrand zum Opfer, verwandelt sich der gebundene Kohlenstoff wieder in Kohlendioxid.
Ich habe oben erwähnt, dass Zugänge und Abgänge sich die Waage halten. Wenn wir die Zahlen der Flüsse in der Abbildung aufsummieren, ergibt sich aber ein jährlicher Überschuss in der Atmosphäre von etwa 4 Gigatonnen Kohlenstoff. Die Rechnung geht nicht auf! Bei einem Bankkonto ist ein Plus jedes Jahr durchaus etwas Erfreuliches, bei der Atmosphäre und ihrem Kohlendioxid eher ein Grund zur Besorgnis.
Hier kommt der Mensch mit seinen Aktivitäten ins Spiel. Seit Beginn des Industriezeitalters existieren auf der Erde neue CO2-Quellen, die zu dem jährlichen Überschuss führen. Die Verbrennung fossiler Energieträger nimmt dabei die wichtigste Rolle ein, sie macht 91 Prozent der anthropogenen Kohlenstoffemissionen aus. Die restlichen 9 Prozent stammen von Waldrodungen und anderen Landnutzungsänderungen sowie aus der Zementproduktion.
Die Rolle der Landnutzung und ihre Änderungen tauchen in der Diskussion um den Klimawandel immer wieder auf. Wenn Wald gerodet wird, entsteht eine indirekte Quelle von Kohlendioxid, weil der nicht mehr existierende Wald auch kein CO2 mehr aufnehmen kann. Es entsteht ein Loch in der Senke „Vegetation“ und die nicht aufgenommene Menge verbleibt in der Atmosphäre. Das ist wie bei einem Stausee, dessen Abfluss verstopft ist. Die bestimmte Menge an Wasser, die dadurch nicht abfließt, führt zu einem Anstieg des Pegels im Stausee. Bei Brandrodungen hingegen wird das Holz direkt verbrannt und wir haben eine direkte Quelle.
Nun verbleiben die menschengemachten Emissionen nicht einfach samt und sonders in der Atmosphäre. Zum Glück, denn sonst wäre die Auswirkung auf das Klima noch schlimmer. Der Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre beruht auf etwa 45 Prozent der anthropogenen Emissionen, der Rest wird je zur Hälfte von den Ozeanen und den Ökosystemen an Land aufgenommen. Wir haben also eine wirksame Pufferung unserer Emissionen durch das System Erde.