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Kurze Geschichte der Bienenhaltung

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Honig wird seit mindestens 9000 Jahren nachweislich von den Menschen genutzt. Dies beweist eine Höhlenmalerei, die in der Nähe von Valencia entdeckt wurde und die Szene einer Honigjagd darstellt (siehe Abb. 1, S. 12). Es ist aber davon auszugehen, dass die Menschen den süßen Stoff der Bienen schon wesentlich früher kannten. Immerhin sind auch zahlreiche Tiere vom süßen Leckerbissen der Bienen angetan. Die Menschen haben sehr wahrscheinlich schon vor dem Auftauchen des Homo sapiens den Honig gekannt und genossen. Die meisten Bienen leben hoch in den Bäumen, und unsere Vorfahren waren kleine, auf Bäumen lebende Primaten. So ist es naheliegend, anzunehmen, dass ihnen der Honiggenuss nicht fremd war. Auch heute lebende Primatenarten sind sehr interessiert an den süßen Verlockungen, die die Bienen in den Bäumen gut bewachen.

Als der Mensch mit der Beherrschung des Feuers neue Welten erschloss, ergab sich im Hinblick auf die Honigernte ein enormer Vorteil. Die Honigbienen waren durch Rauch weniger stichbereit, und der Honig ließ sich nun mit viel weniger Schmerz und Gefahren ernten. Die Behandlung der Bienen mit Rauch, um sie vom Stechen abzuhalten, ist ein uraltes Ritual, das bis heute fast unverändert von Imkern, Bienenhaltern und Honigjägern auf der ganzen Welt praktiziert wird. Was sich bewährt hat, bleibt eben bestehen.

Lange Zeit haben die Menschen den Honig ausschließlich von wildlebenden Bienenvölkern und nur für den eigenen Bedarf gesammelt. Diese Art nennt sich Honigjagd und wird noch heute von einigen indigenen Völkern praktiziert. So eine Honigjagd ist immer ein gefährliches Unterfangen; tödliche Stürze sind keine Seltenheit. Die zu erbeutende Honigmenge ist bei dieser Form aber eher gering. Es ist also kein Wunder, dass dieses kostbare Gut in den frühen Kulturen so einen hohen Wert hatte. Auch die fast unerreichbare Höhe, in der wild lebende Bienen ihr Wabenwerk errichten, lässt die Verbindung der Bienen mit den Welten der Götter erahnen. Honig musste wahrlich eine Götterspeise sein. Die Honigjagd war also ein Risiko, das sich lohnte.


Mittelalterliche Imker mit Körben, Federzeichnung von Pieter Bruegel dem Älteren (um 1568)

Aus der Honigjagd entwickelte sich dann in einigen Teilen der Welt langsam die Waldbienenzucht. Man begann künstliche Nistplätze für die Bienen zu schaffen, indem man Bäume aushöhlte. In diese künstlichen Bienennistplätze zogen dann wilde Schwärme. Dadurch wurde die Anzahl der in einem Gebiet lebenden Bienenvölker vermehrt. In Europa entwickelte sich im frühen Mittelalter aus der Waldbienenzucht langsam die Zeidlerei. Das Wort Zeidler kommt vom altdeutschen Wort zeideln («Honig schneiden»). Die Zeidler begannen als Erste, Honig und das Bienenwachs wildlebender Völker gewerbsmäßig zu sammeln. Der hohe Bedarf der Kirche an Bienenwachs trieb die Entwicklung der Zeidlerei stark voran, bis sich aus ihr die heutige Imkerei entwickelte: das Halten von Bienen in künstlichen Behausungen am häuslichen Stand und damit auch die Zucht der modernen Honigbiene. Die ersten Imkereien waren daher nicht selten in den Gärten der Klöster und Kirchen zu finden und wurden von den Mönchen selbst bewirtschaftet. Die Bezeichnung Imker kommt dabei vom niederdeutschen Imme (»Biene«) und dem mittelniederdeutschen Kar (»Korb«), bedeutet also eigentlich »Bienenkorb«.

War Honig in den meisten Teilen der Welt zunächst noch das einzige Süßungsmittel, wurde er später immer mehr durch das Aufkommen des industriell raffinierten Kristallzuckers – zunächst aus Zuckerrohr, später auch aus der Zuckerrübe – verdrängt. Der Honig verlor seine Bedeutung als Süßungsmittel aufgrund seines im Vergleich zum raffinierten Zucker hohen Preises. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft, von der auch die konventionelle Imkerei nicht verschont blieb, sank der Honigpreis immer mehr. So wurde aus der einst kostbaren Speise der Götter nach und nach ein alltäglicher Brotaufstrich. Heute kennen daher nur noch sehr wenige die Bedeutung und den Wert des Honigs in früheren Kulturen.

Berauschende Bienen

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