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Ohne Honig kein Honig
ОглавлениеBei den Baka, einem Pygmäenvolk, das im Kongo, in Kamerun, Gabun und der Zentralafrikanischen Republik lebt, gibt es ein Sprichwort, das übersetzt »Ohne Honig kein Honig« lautet. Die Baka betreiben eine traditionelle Honigjagd, das heißt, sie sammeln den Honig von wild lebenden Bienenvölkern. Diese leben hoch oben in den Kronen der Baumgiganten. Die Honigjagd ist bei den Baka traditionell Männerarbeit. Die Männer ziehen in kleinen Gruppen los und machen einen Baum mit einem Bienenvolk ausfindig. Sobald sie eines entdeckt haben, beginnen sie mit den Vorbereitungen für die Honigernte hoch oben in den Bäumen. Es werden Körbe geflochten und lange Lianen daran gebunden. Die Männer machen ein Feuer unter dem Baum, auf das sie viele frische Blätter legen, so dass es ordentlich zu rauchen beginnt.
Einer der Männer klettert nun den bis zu 50 Meter hohen Baum hinauf. Oben angekommen, beginnt er den kostbaren Honig zu ernten, während er von Tausenden stechbereiter Bienen umschwirrt wird. Die Männer am Boden sorgen derweil dafür, dass genügend Rauchmaterial auf dem Feuer liegt. Auch sie bekommen die Wut der Bienen zu spüren. Der geerntete Honig wird nun in den vorbereiteten Korb gelegt und an einer langen Liane hinuntergelassen. Unten wird der Korb von den Männern entgegengenommen und der kostbare Honig wird entnommen. Der leere Korb wird wieder in die Höhe gezogen, und weiterer Honig wird geerntet.
Sobald er genügend Honig gesammelt hat, macht sich auch der tapfere Kletterer wieder auf den Weg nach unten. Er ist mittlerweile mit unzähligen Bienenstichen übersät. Unten angekommen, verzehren die Männer gemeinsam einen kleinen Teil des Honigs als Belohnung für ihre gefährliche Arbeit. Der größte Teil der Ausbeute wird jedoch gleichermaßen unter den Männern aufgeteilt. Keineswegs erhält bei den Baka der Kletterer mehr Anerkennung als die Helfer am Boden. Die Honigjagd ist eine gemeinschaftliche Errungenschaft, bei der jeder Einzelne einen gleichwertigen Teil zum Ganzen beiträgt.
Der so geerntete Honig wird von den zerstochenen Honigjägern zurück ins Dorf gebracht. Dort überreichen sie den Honig ihren Frauen. Ein guter Mann bringt seiner Frau mindestens einmal pro Woche etwas Honig, heißt es. Es gehört zu den wichtigsten Tugenden eines Mannes, diesen Honigdienst zu erbringen. Nur wer seiner Frau regelmäßig den süßen Honig bringt, der hat auch eine glückliche Frau und somit auch eine glückliche Partnerschaft. Nur wer genügend Honig erntet, bekommt auch die süße S. seiner Partnerin zu spüren. Wer es jedoch nicht vollbringt, das kostbare Gold heranzuschaffen, der spürt den Stachel seiner zornigen Ehefrau: ohne Honig kein Honig.