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Bienen in Geschichte und Kultur Einstein und die Bienen

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»Wenn die Biene stirbt, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.« Diese Aussage wird oft als Zitat von Albert Einstein angegeben und sorgte schon in zahlreichen Berichten und Vorträgen rund um das Bienensterben für einen eindrucksvollen Aufhänger. Verständlich, dass dieser Satz gerne genutzt wird, um die ökologische Wichtigkeit der Biene und ihre Bedeutung für uns Menschen zu verdeutlichen. Es ist eine alarmierende Aussage, und ihre Richtigkeit wird durch den Namen eines so bedeutenden und herausragenden Wissenschaftlers untermauert. Mit diesem Zitat gibt es nur leider ein kleines Problem: Einstein hat das nie gesagt.

Doch woher kommt es dann? Und warum wird Einstein als Urheber dieser Aussage erdichtet? Wenn man ein wenig recherchiert, lässt sich zurückverfolgen, wann und wo dieses Zitat in Schriften und Berichten verwendet wurde, und man stellt fest: Die Formulierung variiert gerade in früheren Erwähnungen stark. So lautet sie an manchen Stellen nur kurz: »Stirbt die Biene, stirbt der Mensch«, andere hingegen schreiben, dass Einstein die exakte Zeitspanne vom Verschwinden der Bienen bis zum Tod aller Menschen sogar mit einer bestimmten Formel berechnet habe. Gelegentlich fehlt sogar der berühmte Name unter dem Zitat.

Die Kernaussage über die enorme Wichtigkeit der Bienen in unseren Ökosystemen und für unser Überleben als Spezies Mensch bleibt jedoch auch in anderen Formulierungen und ohne Einsteins Genie erhalten. Die Biene spielt in der Tat eine entscheidende Rolle in unserer Welt. Man geht davon aus, dass circa 80 Prozent der Pflanzen auf die Bestäubung von Bienen angewiesen sind. Da kann sich jeder selbst eine Vorstellung davon machen, wie es aussähe, wenn diese Bestäubungsleistung der Bienen plötzlich wegfiele und vier Fünftel der uns bekannten Pflanzen langsam von der Erde verschwinden würden. Eine Zukunft, die weder für uns Menschen noch für viele andere Lebewesen erstrebenswert klingt. Eine Vorahnung solcher Zustände findet sich bereits in der chinesischen Provinz Sichuan, in der man erfolgreich sämtliche Bienen (und auch die meisten anderen Insekten) ausgerottet hat. Hier übernehmen nun Tausende fleißiger Menschen mit Pinselchen und einer Tüte voll Pollen die Arbeit der Bienen auf den Obstplantagen und bestäuben in endloser Arbeit Blüte für Blüte einzeln per Hand.

Doch wie hat es nun Einsteins Name unter dieses Zitat geschafft? Liegt es vielleicht daran, dass wir den Inhalt dieser Aussage so erschreckend finden, dass wir erst daran glauben, wenn ein so hochkarätiger Wissenschaftler sie aufgestellt hat? Würden wir sonst sagen, dass es sich um eine falsche These handeln muss? Vermutlich ja.

Haben wir uns bereits so weit von der Natur entfernt, dass wir die Wichtigkeit der Bienen nur über eine logische Herangehensweise verstehen? Brauchen wir tatsächlich falsche Zitate, damit uns klar wird, welchen Schatz und Segen wir an den Bienen haben? Können wir uns nicht selber vorstellen, wie wichtig die Bienen sind? Braucht es erst wissenschaftliche Untersuchungen von namhaften Forschern, damit wir glauben können, dass etwas sein kann?

Die in diesem Buch aufgezeigten Mythen, Mysterien und Kulte, das Verständnis und die Bräuche fremder und alter Kulturen zeigen, wie tief Menschen und Bienen eigentlich verbunden sind. Ich hoffe, dass dieser Ausflug in fast vergessene Welten und faszinierende Fakten rund um die Bienen dazu beitragen kann, dass wir die kleinen Tiere wieder mehr mit dem Herzen verstehen und ihnen die Beachtung und den Respekt zukommen lassen, den sie verdienen – nicht nur, weil es aus logischen Umweltschutzaspekten sinnvoll erscheint, sondern weil sie ein Teil der menschlichen Kultur sind, uns in Mythen und Geschichten begleiten, uns mit wohlschmeckenden und heilsamen Köstlichkeiten verwöhnen, uns Einblicke in andere Wirklichkeiten schenken können und wir durch dieses ganzheitliche Herangehen eine tiefe und emotionale Verbindung mit ihnen eingehen können.

Berauschende Bienen

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