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Ecclesia semper reformanda

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Die berühmte Formel, dass die Kirche ständig der Reformation bedarf, stammt zwar nicht von Luther, bringt aber sein Anliegen auf den Punkt: Kirche befindet sich ihrem Wesen nach in einem ständigen Wandlungsprozess. Zum einen muss sie Schritt halten mit den Menschen und Erfordernissen ihrer jeweiligen Zeit. Man kann nicht mit den Wegen des 20. Jahrhunderts die Herausforderungen des 21. meistern – und schon gar nicht mit denen des 16. Jahrhunderts. Die Kirche kann aber auch nie sagen, dass sie das Evangelium ganz und unverfälscht verstanden hat. Da gibt es auch nach 2000 Jahren immer noch Vieles abzustreifen, was nicht zum Wesen des Evangeliums gehört, ja, ihm sogar widerspricht. Darum gilt: Eine Kirche, die nicht die transformierende Botschaft der Bibel zu allererst an sich selbst richtet, hört auf, eine evangelische Kirche zu sein. Die Kirche der Reformation zeigt sich darin, dass sie sich ständig weiter reformiert.

Aber genau an dieser Stelle erleben wir eine Starrheit, die der spätere Hamburger Bischof Peter Krusche bereits vor über 50 Jahren als »morphologischen Fundamentalismus« (= ein ideologisches Festhalten an äußeren Formen) bezeichnet hat. Dieser sei für die evangelische Kirche fast noch gefährlicher als der Bibel-Fundamentalismus. So könne man heute über die Frage der Auferstehung durchaus frei und kritisch diskutieren. Aber wenn es um die Frage der gottesdienstlichen und gemeindlichen Strukturen oder der Schwerpunktbildung in der Aufgabenstellung des Pfarrberufes gehe, stoße man allenthalben auf erbitterte Gegenwehr. Dieses starre Festhalten an äußeren Formen und Strukturen verhindere letztlich die Sendung der Gemeinde, das Evangelium unter die Menschen zu bringen.

Der evangelische Patient

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