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Schluss mit der Frevelei!

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Jesus, der ja sonst in der Regel meist charmant und liebevoll agiert, ist darüber so entsetzt, dass er sein Gegenüber beschimpft: »Heuchler!« oder anders übersetzt: »Frevler« – was es ganz gut trifft, weil jemand, der im Namen Gottes gegen Gott agiert, natürlich ein Frevler ist. Aber auch der »Heuchler«-Vorwurf passt, weil Jesus anschließend erklärt: »Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke?« Womit er deutlich macht: Eventuell könnte man tatsächlich darüber nachdenken, wann welche Gebote gelten sollen – dieses Recht darf sich aber niemand herausnehmen, der solche Gebote ohnehin missachtet, wenn es um seine eigenen Belange geht.

Jesus kritisiert die Institution also in doppelter Weise: Es ist eine Schande, wenn Rituale über die Liebe gestellt werden; völlig zum Hohn wird das Ganze jedoch, wenn sich zeigt, wie sehr es hinter all diesen Regelungen menschelt und man sich zwar auf das Prinzip beruft, sich aber selbst keineswegs daran hält. Insofern ist auch die Verkrümmung eine doppelte: Die Institution nimmt sich wichtiger als Gott. Und sie betrügt sich und andere, weil sie im Bedarfsfall die Gesetze und die Tradition doch immer so auslegt, wie es ihr gefällt: »Die Liturgie ist wichtig, weil …«, »Der Gottesdienst muss immer um 10 Uhr sein, weil …«, »Dass man sich ausschließlich linksrum zum Altar drehen darf, sollte man beibehalten, weil …« Um diese Zerrissenheit zu überwinden, muss die Kirche die Kraft entwickeln, sich ihre Verbohrtheit auch einzugestehen.

»Musste nicht diese Frau, die doch Abrahams Tochter ist, die schon achtzehn Jahre gebunden war, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?« Jesus konfrontiert die Institution mit der Not der Frau, um zum Ausdruck zu bringen: Gibt es für die Kirche überhaupt eine Alternative, als alles dafür zu tun, dass Heilung möglich wird? Ganz gleich, welches sakrosankte Kirchengesetz oder welche Tradition dagegensteht? Nun, zumindest unsere Geschichte endet gut: »Als er (Jesus) das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen.«

Der evangelische Patient

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