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Nimm deine Matte und geh!

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Dieser Satz ist die zentrale Botschaft unseres Textes. Nicht weniger als fünfmal wird der Befehl zitiert (V. 8, 11 und 12) bzw. variiert (V. 9 und 10), weil der Kranke befähigt werden muss, selbst zu handeln. So sehr ich davon überzeugt bin, dass Jesus unsere Schwachheit segnet, so sehr bezweifle ich, dass Jesus seine Kirche schwach sehen möchte. Niemand, der einen anderen Menschen liebt, möchte ihn schwach sehen. Vielmehr möchte er, dass dieser Mensch gesund ist und vital und dass er vor Lebenskraft und Lebensfreude strotzt. Gott sei Dank ist Jesu Kraft auch und gerade in den Schwachen mächtig. Trotzdem, ja gerade deswegen spricht er dem Gelähmten Mut und Kraft zu: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!«:

•»Nimm deine Matte, denn du kannst das. Im vertrauenden Blick auf Jesus und im Gehorsam gegenüber seinem Wort. Du kannst das, denn meine (Jesu) Kraft ist in den Schwachen mächtig. Du kannst das, wenn du dein Vertrauen nicht auf dich selbst und deine Tradition, sondern allein auf Gott und sein Wort setzt.«

•Sodann: Nimm deine Matte, denn du sollst das. So wie Jesus den Profifischern Petrus, Jakobus und Johannes nach einer Nacht, in der sie keinen einzigen Fisch gefangen haben, den Befehl gibt, ihr Netz noch einmal ganz anders auszuwerfen – gegen alle Regeln der Kunst (Lukas 5,4-7), so beauftragt er nach endlosen Reformversuchen auch uns, ernst zu machen mit der Tatsache, dass wir Kirche der Reformation sind und dass Reformation – nicht Reform – eine bleibende Aufgabe unserer Kirche ist.

•Und schließlich: Nimm deine Matte, denn du darfst das. In unserer Geschichte entzündet sich an diesem Auftrag der gesamte Widerspruch der Gegner Jesu. Und sie führen dabei nicht nur die heilige Tradition ins Feld, sondern auch den vermeintlichen Willen Gottes selbst. Jesus aber sagt: »Du darfst das«: Du darfst das, was die anderen und vielleicht auch du selbst bisher für das Wort Gottes und für heilige Tradition gehalten haben, einmal gegen den Strich bürsten. Es neu abwägen und neu gewichten – nicht im Geist der Aufsässigkeit, sondern im Geist des Vertrauens dem Wort Jesu gegenüber. Nicht, weil es darum geht, um jeden Preis revolutionär zu sein, sondern weil uns unsere Kirche am Herzen liegt und wir nichts sehnlicher wollen, als dass sie vor Lebenskraft und Lebensfreude strotzt.

Der evangelische Patient

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