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Wie es zum Zweikampf kam und wie er endete

Olko lachte nicht oft, aber wenn er lachte, dann hallte es von den Häusern und dem Pfahlwerk wider. „War das die Schmiedetochter?“

„Sie hat schon einen Bräutigam.“ Isanpert strich mit einem Finger über das geschwollene Auge.

„Ich sehe es“, sagte Olko. „Ich hatte dich gewarnt.“

Isanpert zuckte mit den Schultern und hielt Olko den Sax hin. Der wog ihn in die Hand. „Keine schlechte Arbeit. Leicht wie eine Spatha. Hätte ich dem Lantfrid nicht zugetraut, dem alten Nagelklopfer.“ Mit einer knappen Armlänge sei der Sax etwas kurz, aber eine Waffe müsse zu ihrem Träger passen.

Trotzdem übte Isanpert weiter mit einem klobigen, rostigen Schwert. „Das kann deinen Kinderärmchen gar nicht schaden“, sagte Olko und wich Isanperts Schlag aus. „Du musst schneller werden. Mach es mir nicht gar so leicht.“

„Jede Waffe muss zu ihrem Träger passen, hat mir mal ein kluger Mann gesagt.“ Isanpert hielt die klobige, rostige Klinge hoch. „Die hier ist mir viel zu schwer.“

„Wenn es ernst ist, nimm die besten Waffen. Nimm deinen neuen Sax, einen leichten Schild und deinen Speer. Aber zum Üben nimm den schweren Sax, damit dein Arm stark wird. Und hör auf zu jammern.“

Später ging Isanpert zum Fluss und besah das Messer, das Uto ihm geschenkt hatte. Er fuhr mit dem Finger über die Schneide und den grünen Stein. Dann erprobte er es an einem Ast, wickelte es schließlich in ein Stück Stoff und steckte das Bündel in seine Gürteltasche.

Am Abend forderte Uto ihn auf, damit das Fleisch zu schneiden. Clementia sah es ungern, dass Isanpert Gaben erhielt. Gut, einen Sax brauchte dieser Kerl, um Uto zu schützen. Auf Utinga gab es ein ganzes Regal mit solchen Waffen. Hatte man eine neue machen lassen müssen? Uto übertrieb es.

Der Priester Maximinus musste die Waffe auch noch segnen, als wäre sie das Prunkschwert eines berühmten Kriegers. Clementia verfolgte die Feierlichkeit mit einem Ausdruck wie bei einem Begräbnis. Für das Festmahl danach hatte Uto ein Schwein schlachten lassen.

„Wir werden nicht über Isanpert streiten. Ich habe dich in dieser Sache gewähren lassen und dir mit keinem Wort widersprochen“, sagte sie zu Uto und fuhr dabei ihrem Ältesten, Hildpert, über das flachsblonde Haar. „Aber musstest du ihm auch noch das beste Ross schenken?“

„Das habe ich nicht.“

„… und ein edles Messer, wie es sich vielleicht für einen Herzogssohn gebührt.“

Uto hob erstaunt den Kopf.

Clementia fuhr fort: „Für einen in christlicher Ehe geborenen Sohn des Herzogs.“

Geduldig erklärte Uto: „Was Wunniwint betrifft – so heißt die Stute. Sie ist nicht unser bestes Ross. Ich habe sie Isanpert nicht gegeben oder geschenkt. Er darf sie reiten, solange er bei uns ist. Er muss so viel wie möglich reiten.“

Clementia warf ausnahmsweise einen Blick auf Isanpert. „Solange er hier ist? Wann geht er weg?“

„Er bleibt, bis der Streit mit den Mohingara beigelegt ist.“

„Wenn du den Streit beilegen willst, lade sie vor Gericht.“

Uto legte die Handflächen auf den Tisch und fuhr über die Oberfläche. „Es gibt eine Schwierigkeit. Der zuständige Richter ist Graf Cotapert selbst. Es ist sein Sohn, der das Leben verloren hat. Können wir von ihm ein gerechtes Urteil erwarten?“

„Ich bin nur ein Weib, aber ich weiß, dass die Männer vor Gericht stets Ratsbürgen wählen, die über die Einhaltung des Rechts wachen.“

Uto schüttelte den Kopf. „Sie werden dem Grafen nicht zu widersprechen wagen.“

„Was ist mit dem prächtigen Messer?“, fragte Clementia.

Uto benötigte einige Augenblicke, um ihr zu folgen. „Ich weiß nicht, warum ich Isanpert nicht ein Messer schenken sollte. Wir feiern seine Mannbarkeit. Er ist mein Sohn.“

„Das hast du in letzter Zeit häufig genug betont.“

Wenn Uto und Clementia stritten, schwieg die Halle. Nicht alle von Utos Männern verstanden, warum sich der Herr von Utinga solche Dinge von einem Weib sagen ließ. Er konnte ihr doch ein paar auf die Ohren geben – und dem Priester auch gleich, hinter dem sie sich verschanzte. Er hatte ihn schließlich auf seine Kosten ausbilden lassen.

Warum sollte Uto nicht einen Sohn haben von einer Kebse, wenn er es sich leisten konnte, sie durchzufüttern, ihr sogar einen Mann und eine Hube zu geben? Wirklich, fanden Olko und die anderen, Uto nahm die Sache mit den Geboten zu wörtlich. Auch wenn es wichtig war, Gott auf seiner Seite zu haben und die Geister ebenso.

Der Sax und das Messer blieben nicht die einzigen Geschenke, die Isanpert erhielt. Weil der Winter unausweichlich auch in diesem Jahr kommen würde, ließ Uto ihm einen schweren Wollmantel zurechtschneidern.

„Es ist dunkle Wolle“, sagte Uto. „Man kann sie nicht bunt färben, aber sie wärmt darum nicht weniger.“

Isanpert warf ihn über. „Einen so warmen Mantel hatte ich noch nie.“ Er befühlte die mit einer Naht verstärkten Löcher. Wenn man den Dorn einer Spange hindurchführte, konnte man den Mantel eng um sich schließen.

„Die Magd, die ihn genäht hat, wollte mir keine Spange geben. Sie sagte, du wirst dir selbst eine schnitzen.“

Isanpert dankte Uto. „Ich weiß, wer das war. Sie hat recht. Ich werde mit meinem neuen Messer eine schnitzen.“

Nach dem Abendmahl schärfte Isanpert das kleine Messer mit dem Griff aus grünem Glas und nahm ein Stück Zwetschgenholz zur Hand.

Hulda war unter den Knechten und Mägden, die die Tafel mit dem schmutzigen Geschirr wegzutragen hatten. Sie trug Isanperts Gewandspange am Kleid. Er hielt das für ein gutes Zeichen und lächelte ihr zu. Dann begann er, ein Kreuz zu schnitzen, aber kein einfaches, gerades, wie es Kinder aus zwei Ästen bilden. Vielmehr sollten alle vier Arme von der schmalen Mitte aus zunehmend in die Breite gehen. Überdies würde ein Ring die Arme des Kreuzes verbinden, ein glatter Ring, ähnlich einem Strahlenkranz. Ein solches Kreuz trug Alto um den Hals.

Das Schnitzen ging schwer voran. „Das Messer ist spitz, aber wie ich es auch schleife, die Klinge wird nicht so scharf wie mein altes“, sagte Isanpert zu Waltrut, die ihm gegenüber saß.

„Nimm doch dein altes Messer“, spottete diese. „Es passt besser zu dir. Der Griff ist ganz abgewetzt und speckig.“

Isanpert presste die Lippen aufeinander und arbeitete verbissen. Das Messer fuhr immer wieder über die Oberfläche – bis es einmal abrutschte und in Isanperts Schenkel drang. Ihm entfuhr ein Schrei. Hulda ließ ihr Ende der Tafel fallen. Holzteller und Speisereste kullerten über den Boden. Clementia sah erbost von ihrer Spinnrolle auf. Waltrut beruhigte sie. Hulda holte Tietgart herbei, die das Blut mit einem Flecken Moos zu stillen versuchte.

„Der Ring ist gebrochen“, stöhnte Isanpert zwischen den Zähnen hervor.

Tietgart verstand ihn falsch. „Es ist nur Blut. Nichts gebrochen.“

Er wies auf seine Schnitzarbeit. In der Tat, das Messer hatte das runde Verbindungsstück zwischen zwei Kreuzarmen durchtrennt. Im äußeren Kranz klaffte eine Lücke.

Hulda sagte, der Bruch im Holz sei auf die Ferne nicht zu erkennen. Isanpert zog es vor, die Arbeit von Neuem zu beginnen. Diesmal mit seinem alten Messer. Als er nach etlichen Abenden mit der Form zufrieden war, lieh er sich aus dem Werkzeughaus ein rundes Kerbeisen, um die Oberfläche mit einem Muster zu versehen. Den Ring ließ er glatt, denn so mache er am meisten Eindruck, sagte er.

Endlich konnte er den Mantel eng um sich schließen. Es war an der Zeit. Wenn er nachmittags von seinen Ausritten zurückkehrte, blies der Oktoberwind.

Die Arbeiten lenkten ihn ab von den feindseligen Gesten, den hinterhältigen Bemerkungen. Isanpert wäre lieber bei den schweigenden Knechten gesessen als an einer Tafel mit Clementia, die von ihm sprach, als wäre er nicht da, und dem Priester Maximinus, der ihm bisweilen Blicke voller Abscheu zuwarf. Dass Hildpert und Paulus jede Gelegenheit wahrnahmen, ihn zum Stolpern zu bringen, ließ ihn dagegen nur lachen. Er sah es als Übung an, den Hindernissen auszuweichen, den gestellten Beinen und versteckten Stößen, und sein Gewand durchsuchte er gründlich nach Schnecken und Würmern, bevor er es anzog.

Uto musste sich oft noch im Bett so einiges anhören. „So kann es nicht weitergehen“, sagte er eines Tages zu Isanpert, draußen auf dem Hof, wo niemand sie hören konnte. „Ich bin es leid. Vielleicht finden wir eine Lösung, ohne unsere Abmachung zu brechen. Wie würde es dir gefallen, wenn ich dich im Frühjahr auf einen meiner Höfe am Monsee schicke? Dort wären sie froh über einen fähigen Zimmermann.“

Isanpert nickte.

„Dann würde Clementia sich ein wenig beruhigen. Im Sommer würdest du mit mir im Gefolge des Dux reiten.“

Isanpert sagte, das würde ihm bestimmt nicht schlecht gefallen.

„Für Waltrut wäre es auch gut. Sie scheint Martilo gegenüber nicht so abgeneigt wie anfangs.“

„Soll die Heirat doch noch stattfinden? Neulich hast du anders gesprochen. Hucwalt hat deine Gastfreundschaft missbraucht.“

„Hucwalt hat einen Fehler gemacht. Er wusste nicht, dass du mein Sohn bist. Es lebt sich gut, dort in den Bergen. Sie haben fischreiche Seen, große Weiden und mehr Wild, als du jagen kannst. Bis zum Frühjahr ist es noch lange. Wir werden beide darüber nachdenken.“

Auf Waltrut traf Isanpert am anderen Tag, draußen auf den Wiesen, als er nach Mittag mit Wunniwint ausritt.

„Hast du keine Angst, so weit vom Hof?“, fragte er.

„Wovor soll ich Angst haben? Ich kann nicht den ganzen Tag im Haus sitzen“, sagte Waltrut. „Auch wenn Vater dir Wunniwint geschenkt hat.“

„Nicht geschenkt. Ich darf sie reiten, hat er gesagt. Wir haben uns angefreundet. Ich rede viel mit ihr.“

Das verwunderte Waltrut. „Versteht sie, was du sagst?“

Isanpert strich mit der Hand über die Mähne. „Am besten versteht sie mich, wenn es ums Essen geht. Löwenzahn und Sauerampfer sind Wörter, die sie jederzeit heraushört. Schau, wie sie den Kopf hebt! Sie ist wie du. Sie mag Leckereien.“

Waltrut schnaufte so laut, dass Fluggi, ihre braune Stute, zusammenzuckte.

Isanpert fuhr fort: „Immer klappt es nicht. Auf links und rechts und schneller hört sie, wenn es ihr gerade passt. Neulich habe ich ihr Dagoprants Lied vorgesungen, wie König Alboin von seinem Weib verraten wurde. Da hatte ich tatsächlich den Eindruck, sie begreift kein Wort.“

„Ich kenne es“, sagte Waltrut. „Alboin war König der Langobarden. Sein Weib hieß Rosemund. Sie hat ihren Vater gerächt, der von Alboin erschlagen worden war.“ Auf ihr Zeichen fiel Fluggi in den Trappelschritt.

Wunniwint lief schneller, ohne dass Isanpert sie hätte antreiben müssen. „Alboin ließ sich einen Becher aus seinem Schädel machen. Er trank jeden Abend sein Bier daraus. So heißt es in dem Lied.“

Voller Abscheu sagte Waltrut: „Sie war ein Leben lang mit einer Bestie verheiratet. Mit einem Mann, der auf nichts so stolz war wie darauf, ihren Vater umgebracht zu haben.“

„Die Königin war auch nicht gerade freundlich. Sie hat einen Gefolgsmann verführt, damit er ihren Gatten erschlägt.“

Waltrut zog am Zügel. Schnaubend kam ihre Stute zum Stehen. Isanpert ritt vorbei. Als er sich umdrehte, hörte er Waltrut sagen: „Er hat ihren Vater umgebracht. Blut für Blut. Du hast deine Mutter beschützt. Hucwalt will Rache für seinen Bruder.“

Er wurde verlegen. „Das kannst du nicht vergleichen. Ich bin schließlich kein König. Komm, lassen wir lieber unsere Rösser laufen. Wer zuerst bei der Trauerweide ist!“

Er trieb Wunniwint an. Über die Wiese, an Büschen vorbei. Über einen Graben. Er beugte sich tief über die schmutzigweiße Mähne. Das Ross lief von selbst. Er erreichte die Weide als Erster. Siegesstolz blickte er sich um. Da war niemand. Waltrut war ihm nicht gefolgt. Sie hatte stattdessen den Weg nach Utinga eingeschlagen.

Etwas lag auf ihnen allen wie eine dicke Decke im Sommer. Manchmal ging Olko wild auf Isanpert los. „Hoch den Schild! Abwehr rechts! Jetzt nach unten! Zu langsam. Mach das mehr aus dem Handgelenk. Arm anspannen, sonst kannst du nicht dagegenhalten. Hoch das Schwert. Abwehr links!“

Am Ende hatte Isanpert fünf oder sechs neue blaue Flecken. Er zerrieb Arnika-Blätter, um die Schwellung zu lindern, als Hulda um die Ecke kam. Wie an Festtagen trug sie die Spange, die er geschnitzt hatte.

„Ich muss mit dir sprechen.“

Er legte den Kopf schief. „Sprich nur zu, ich höre ja.“

„Jemand könnte kommen und uns belauschen.“ Hulda wurde rot.

„Was ist denn mit dir?“

„Ich muss zurück. Können wir uns nachher treffen? Unten am Saubach, wo du oft sitzt, hinter den Büschen.“

„Woher kennst du …“

„Bitte, verrate mich nicht! Zu keinem ein Wort.“

Schon lief sie weg. Verwundert blickte er ihr nach. Dann strich er mit der Hand über seine blauen Flecken, rappelte sich auf und ging zu Wunniwint in den Stall. Er flüsterte ihr Worte zu, Namen. Hulda war darunter, Waltrut, auch Martilo und Rosemund.

Wunniwint schnaubte. Isanpert nickte. „Du hast recht“, sagte er der Stute und klopfte ihr auf den Hals. „Darauf fallen wir nicht herein.“

Er ging geradewegs zum Waffenhaus. Drei Stufen führten hinab. Hier lagen Dutzende Dolche und Saxe, Schilder, Lanzen und Speere und Bögen auf mit Stroh bedeckten Borden. Fast alle Waffen von Utinga. Nur wer ein besonders wertvolles Schwert besaß, verwahrte es unter seiner Bettstatt.

Isanperts Sax und Speer waren nicht wertvoll. Den Sax nahm er an sich, dazu einen Schild. Den leichtesten Schild, den er finden konnte. Auch einen Helm setzte er auf.

Bewaffnet wie zu einer Übung mit Olko nahm er den Weg über die Wiese, zu dem Stelldichein mit Hulda. Er blickte nach links und rechts, zur Straße hinüber, wandte sich auch um, ohne jemanden zu sehen. Mit dem Sax bog er die Büsche beiseite. Am Bach stand, klein und zitternd, Hulda. Sie riss die Augen auf, als sie ihn mit Schwert und Schild und Helm sah. „Wie siehst du denn aus …“

„Hat dich Waltrut geschickt? Sie kennt diesen Ort. Nur sie weiß, dass ich gern hierher komme.“

Hulda biss sich auf die Lippe. „Ich hatte Angst, dass du kommst. Und dass du nicht kommst.“

„Sie hat sich heimlich mit Martilo getroffen“, sagte Isanpert. „Stimmt es? Du brauchst es mir nicht sagen, ich weiß es ja. Sein Bruder Hucwalt will Rache. Soll er mit mir kämpfen. Eine Entscheidung durch Zweikampf. Ich bin kein Feigling. Aus welcher Richtung kommt er?“ Er zeigte auf die Büsche, die das Ufer von den Weiden und Wiesen Utingas trennten.

Hulda packte ihn am Ärmel. „Sie wollen nur mit dir sprechen. Du darfst ihnen keinen Widerstand leisten, sonst werden sie dich umbringen! Gib mir das Schwert.“

Isanpert riss sich los. „Das ist der Grund, warum sie kommen. Um mich umzubringen. Ohne einen Sax in der Hand kann ich mich schlecht wehren.“

Hulda weinte. „Das wollte ich nicht.“

„Mach dir keine Sorgen. Er wird mich nicht erschlagen, Gott und das Recht sind auf meiner Seite.“ Isanpert schob die Zweige beiseite. „Ich höre Rösser. Das müssen sie sein. Lauf schnell weg.“

Der große Hucwalt kam auf einem großen Ross geritten, der kleine Martilo auf einem kleinen. Hucwalt lachte, als er Hulda vorbeilaufen sah, in Richtung des Hofs. „Schönen Dank auch“, rief er ihr nach.

Martilo sah nicht aus, als wäre ihm sonderlich wohl. „Hier draußen gilt kein Gastrecht“, ermutigte ihn Hucwalt.

„Ich warte hier längst“, rief Isanpert über die Büsche hinweg. Hucwalt glitt aus dem Sattel, aber Martilo rief zurück: „Komm heraus, damit wir sprechen können.“

„Ihr kennt keine Geschichten, wie sie mir gefallen“, gab Isanpert zur Antwort.

„Schade“, sagte Hucwalt, zog seine Spatha und bahnte sich einen Weg. Er lachte. Hucwalt pflegte in passenden und unpassenden Lagen zu lachen, aber nie klang sein Lachen so freudig wie vor einem Kampf.

Als er genug gelacht hatte, griff Hucwalt sein Schwert fester, ließ es über dem Kopf kreisen. Schräg sauste es auf Isanpert herunter, durchtrennte einige Weidenäste. Isanpert hob seinen Schild gerade noch rechtzeitig.

Die Spatha fuhr durch Schichten aus Leder in den hölzernen Rahmen des Schildes. Splitter flogen wie Funken in einer Schmiede, wenn der Hammer auf das glühende Erz kracht. Isanpert war das Eisen, das Hucwalt schmiedete. Der Schild barst. Isanpert blieben die Lederriemen mit ein wenig Holz daran.

Auf die Abwehr bedacht, hatte Isanpert den Gegenschlag versäumt. Nun war es zu spät. Hucwalt hob erneut seine Spatha.

Isanpert rannte los. Er rannte am Bach entlang, das Wasser zur Linken und das Gebüsch zur rechten. Hucwalt folgte.

In offenem Gelände hätte Hucwalt ihn schnell eingeholt. Hier jedoch galt es, Schilf zu umgehen, Weiden und Erlen, Büsche voll Pfaffenhütchen und Holunder. Isanpert stolperte, rutschte ab und sank mit dem Fuß ein. Seinem Verfolger ging es nicht besser. Im Ufergestrüpp war Hucwalt nicht schneller als er.

Dicht standen die Büsche. Links plätscherte der Bach. Isanpert blickte nach rechts auf die Wiese. Martilo ritt mit einem Speer in der Hand. Sein Ross ging leicht, Isanperts Atem ging schwer. Hucwalt kam von hinten näher.

Eine schlammige Stelle, Isanpert sank tief ein und stieß einen Fluch aus – leise, damit es oben keiner hörte. Er fiel auf alle viere, sprang mit Hilfe der Hände vorwärts, als etwas durch die Luft pfiff. Hucwalts Schwert ging nieder, wo Isanpert gerade noch gewesen war.

Auch Hucwalt musste den Matsch durchqueren. Isanpert hörte ihn fluchen. Er wagte einen Blick über die Schulter. Hucwalt hatte einen Stiefel an den Schlamm verloren. Das wenigstens konnte Isanpert nicht widerfahren, der den größten Teil des Jahres barfuß ging.

Mühsam wühlte er sich durch Büsche, längst nicht mehr rennend, das Gestrüpp wuchs dicht an dicht. Dornen kratzten ihn, Ranken hielten ihn. Sie hielten ihn nicht lange auf.

Rechts ritt Martilo. Nein, Martilo war stehen geblieben, sein Ross tänzelte. Es wollte nicht weiter.

Oder es konnte nicht weiter. Isanpert begriff. Ein Bach! Vor ihnen lag ein weiterer Bach, ein Zufluss zum Saubach.

Jenseits des Zuflusses standen Männer. Vier oder fünf. Sie hatten Rösser dabei.

Martilo schreckte zurück. Es konnten nicht seine Leute sein.

Hucwalt hatte ein Messer gezogen, um sich durch die Büsche zu arbeiten. Das Schwert hing nicht an seinem Gürtel, sah Isanpert aus dem Augenwinkel, zögerte, tastete nach seinem eigenen Sax, aber er musste ihn fallen gelassen haben.

Vor ihm lag der Bach. Er war vielleicht zu breit, um mit einem Satz darüberzuspringen. Ganz sicher war er zu breit. Isanpert sprang.

Es platschte. Er fiel ins Wasser, richtete sich auf. Es war nicht tief, aber schlammig. Er arbeitete sich vor, wäre fast gestürzt, griff nach dem Gras am anderen Ufer. Kletterte steil hinauf. Zog sich hoch. Lief auf die Männer zu, winkend.

Sie bemerkten ihn. Sie kamen einen Schritt entgegen, dann noch einen. Isanpert drehte sich um. Hucwalt blieb am anderen Ufer zurück. Er rief Martilo etwas zu und verschwand zwischen den Büschen.

Isanpert schnaufte und drehte sich zu seinen Rettern hin, um seinen Dank auszusprechen. Als er ihre Gesichter sah, entfuhr ihm eine andere Wendung: „Du bist das!“ Einer von ihnen war Balgo.

Neben Balgo stand Liutker aus Altham. Er hatte einen Pfeil in der einen und einen Bogen in der anderen Hand. Mit dem Pfeil zeigte er auf Isanpert. „Wer bist du?“

„Ich bin Isanpert, Sohn des Uto aus dem Geschlecht der Hahilinga mit einer Magd namens …“

„Lügner!“ Balgo unterbrach ihn. „Kein Wort ist wahr. Er ist ein Bauer, von einer Hube an der Straße nach Augusta. Das hat er mir selbst gesagt.“

„Er kommt mir bekannt vor.“ Liutker zupfte sich nachdenklich am Ohr.

Balgo wies auf Isanperts verdreckten Kittel: „Man sieht ihm seine Herkunft ja an.“

Da hob Liutker die Augenbrauen. „Ihr beide habt euch wohl schon angefreundet.“

Eisenglanz

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